Schon drei Arbeiterinnen einer Batterienfabrik starben an einer Cadmium-Vergiftung

"Ich hätte nie in diese Fabrik gehen sollen, es war so unbeschreiblich schmerzhaft dort", sagte Fu Hongqin ihrer Mutter vor ihrem Tod. Die Batterie-Arbeiterin starb an Cadmium-Vergiftung. Jetzt besuchen zwei ihrer Kolleginnen Europa, zusammen mit May Wong, Mitarbeiterin einer Nicht-Regierungsorganisation aus Hongkong. Die Frauen wollen Druck ausüben auf den Batterie-Multi Gold Peak (GP), den sie für viele Vergiftungen verantwortlich machen.

Ein Glückskind

Fu Hongqin fühlt sich wie ein Glückskind, als sie als 19-Jährige in einer Fabrik der Gold-Peak-Gruppe Arbeit gefunden hatte. Ohne zu klagen macht sie für das Unternehmen in Huizhou, einer Vier-Millionen-Stadt in der Nähe von Hongkong, viele Überstunden und überweist, wie alle Wanderarbeiterinnen, einen Teil ihres Lohns an die Familie in ihrem Heimatdorf. Eines Tages schwellen ihre Beine an. Das Krankenhaus stellt eine Nierenentzündung fest. Fu hatte Cadmium-Nickel-Batterien gefertigt. Ihr Vater vermutet einen Zusammenhang mit der Krankheit, doch die Firmenleitung bestreitet das. Fu leidet unter starken Schmerzen, ihre Knochen können sie nicht mehr tragen, die Nieren versagen. Das Krankheitsbild entspricht einer Cadmium-Vergiftung. Das Schwermetall gilt als hochgiftig und krebsauslösend. Eingeatmeter Cadmium-Staub schädigt Lunge, Leber, Niere und Knochenbau.

Als die Batterie-Arbeiterinnen in Südchina 2006 vom Tod der Kollegin erfahren, wissen sie bereits, dass sie mit gefährlichen Stoffen umgehen. Schon 2003 haben Arbeiterinnen Informationen über erhöhte Cadmium-Werte, erfährt May Wong später. Die Mitarbeiterin der Nicht-Regierungsorganisation "Globalisation Monitor" untersucht den Fall: 2004 fordern die GP-Arbeiterinnen in Huizhou den Test ihrer persönlichen Cadmium-Werte. Erst nach einem Streik 2004 stimmt die Firmenleitung zu, doch die Frauen halten die Ergebnisse der Untersuchung für manipuliert. Schließlich wenden sie sich ans Provinzkrankenhaus von Kanton, wo zum Teil alarmierende Werte festgestellt werden.

Drei Prozesse

Dreimal prozessieren die Arbeiterinnen gegen Gold Peak, um eine angemessene Entschädigung durchzusetzen, denn GP hat nach Angaben chinesischer Medien nur 300 bis 2000 Euro bezahlt, in Einzelfällen etwas mehr. Bei mindestens zwölf Frauen, so May Wong, sei eine Vergiftung diagnostiziert worden. 2006 fährt eine Delegation nach Peking und übergibt der Zentralregierung eine Petition. In diesem Jahr startet "Globalisation Monitor" auch eine Kampagne für die Rechte von Frauen mit überhöhten Cadmium-Werten. Höhepunkt ist ein Protest zur Hauptversammlung der Gold-Peak-Aktionäre, den der Gewerkschaftsbund Hong Kong Confederation of Trade Unions und andere Organisationen unterstützen. Doch Gold Peak erklärt, sich gesetzeskonform zu verhalten und verklagt die Gewerkschaft und zwei Nicht-Regierungsorganisationen wegen Verleumdung.

Ende 2006 berichtete das staatliche chinesische Fernsehen über das Schicksal der Arbeiterinnen, den Tod von Fu Hongqin und zwei weitere Todesfälle. "Wir wissen nicht, ob dies der letzte Fall bleibt", sagt May Wong. Mittlerweile kommt ein Drittel der weltweiten Batterie-Produktion aus China. "Auch bei anderen Herstellern wurden erhöhte Cadmium-Werte festgestellt."HERMANN G. Abmayr