Der Nikolaus bringt den Arbeitgebern Streiks

ver.di und die Beschäftigten setzen ihre Aktionen, wenn nötig, bis ins Weihnachtsgeschäft fort

Darmstadt: ver.di trägt den Streik in die Städte

"Das geht auf keine Kuhhaut mehr!" So empfinden die Beschäftigten im hessischen Einzelhandel die Blockade der Arbeitgeber. Seit sieben Monaten ist der Tarifvertrag abgelaufen und noch immer liegt nichts auf dem Tisch, was man als Angebot bezeichnen könnte. 150000 Menschen beschäftigt der hessische Einzelhandel. Sie verlangen 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens jedoch 130 Euro. Das tarifliche Mindesteinkommen soll 1500 Euro brutto ausmachen, was nun wahrlich nicht als übertrieben zu bezeichnen ist. Die Beibehaltung der derzeitigen Zuschlagsregelungen für Spätöffnungs-, Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit muss ebenfalls durchgesetzt werden.

Die Arbeitgeber verweigerten bislang dauerhafte Tariferhöhungen und legten ihrerseits umfangreiche Forderungen zur Verschlechterung des von ihnen zum Ende 2006 gekündigten Manteltarifvertrages vor. Ihnen geht es insbesondere um die Streichung der tariflichen Zuschläge für Spät- und Nachtarbeit sowie um eine weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeit. Selbst wenn man das Mini-Angebot der Arbeitgeber einrechnet, entstünde dadurch unter dem Strich ein Einkommensverlust von monatlich 181 Euro.

Im Oktober wurde daher von Kassel bis Darmstadt gestreikt. Mitte des Monats standen bei Ikea in Kassel 70 Streikende vor den Toren. Einige Tage später ging bei Modehäusern nichts mehr - es sei denn mit Streikbrechern aus Wolfenbüttel oder Hannover. In ihrer ersten Streikdemonstration zogen die Verkäuferinnen durch die Stadt, 300 an der Zahl, begleitet von der Solidarität der Metaller, der Stadtwerker und aus städtischen Verkehrsbetrieben. Fulda erlebte Ähnliches.

600 Beschäftigte im südhessischen Einzelhandel, konkret in Darmstadt, haben ebenfalls Mitte Oktober die Arbeit niedergelegt, mit anschließender Demonstration und Kundgebung. Hier wurde vor dem Karstadt-Haus klar gemacht: Wenn sich die Arbeitgeber in ihrem Angebot nicht deutlich bewegen, werden die Streikaktionen bis in das Weihnachtsgeschäft reichen.

So gingen auch Ende Oktober die Streiks weiter. Erstmals wurden in diesem Jahr die Beschäftigten des "Kaufhof regionales Verteilerzentrum" in Dietzenbach und die Beschäftigten des REWE Kolo-Lagers und der Verwaltung in Dietzenbach sowie die Beschäftigten des REWE Penny-Lagers in Rosbach v.d.H. zum Tagesstreik aufgerufen. Die 400 sind hoch motiviert. Walter Busch-Hübenbecker, Gewerkschaftssekretär in Südhessen, registriert eine Welle von Neueintritten für ver.di.REB