Projektlenker aus vier Ländern

Ein Gesundheitsdialog in deutschen, polnischen, tschechischen und österreichischen Grenzregionen

Von Birgit Tragsdorf

In der Grenzregion von Sachsen, Niederschlesien und Nordböhmen ist etwas Besonderes entstanden: Hier wurde in den letzten Jahren ein sozialer Dialog aufgebaut, in verschiedenen Branchen entstanden gute Kontakte und Netzwerke. In der Phase der EU-Erweiterung startete mit dem Projekt Dienstleistungszukunft eine engere Zusammenarbeit von Vertretern der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, von Gewerkschaften und Betriebsräten. Und auch Arbeitgeber beteiligten sich an dem Dialog.

In diesem September nun kam ein Projekt zum Abschluss, das sich mit dem Gesundheitswesen der beteiligten Länder beschäftigte. Kolleginnen und Kollegen aus dem Pflegebereich in Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen, aus den Gewerkschaften NSZZ Solidarnosc, der Tschechischen Gewerkschaft für Gesundheit und Soziales, der Gewerkschaft "vida" im Österreichischen Gewerkschaftsbund und der ver.di arbeiteten zusammen. Und sie bezogen Geschäftsführer von Krankenhäusern und Versicherungen, Wissenschaftler und Regionalpolitiker ein.

Zum Ziel hatten sie sich gesetzt, voneinander zu erfahren, wie Sozialpartner in Gesundheitseinrichtungen der vier beteiligten Regionen arbeiten, wie der soziale Dialog unmittelbar funktioniert, welche besonders guten Regelungen nutzbar für die Nachbarn sein können und welche Prozesse in den Regionen für zukünftige Ereignisse in Europa eine Rolle spielen würden. Und da ging es nicht nur um demografische Faktoren, sondern auch um die Arbeitnehmerfreizügigkeit und was sie in den Regionen bewirken kann. Auch sensible Themen wie Mangel an Fachkräften, wie er sich zeigt, wie er sich über Grenzen hinweg auswirken und wie er verhindert werden kann, wurden diskutiert.

Was macht der Nachbar besser?

Da alle Beteiligten aus Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen oder zuständigen Gewerkschaften kamen, standen schnell die Fachfragen im Mittelpunkt: Wie sind Arbeitszeiten, Bereitschaftsdienste geregelt? Wie funktioniert der soziale Dialog in den Einrichtungen? Wie sind die Krankenhäuser ausgestattet? Wie steht's um die Finanzen? Welche Auswirkungen hat Privatisierung? Was macht der Nachbar besser?

Zur Abschlusskonferenz im September in Ostritz zogen Projektträger und Projektpartner eine positive Bilanz. Ihnen gelang eine Kommunikation, und das nicht nur wegen der guten Übersetzer, sondern aus dem Wissen über die anderen und ihre Bedingungen. Für die Pflegeberufe wurden Themen für die Zukunft entwickelt. Im Mittelpunkt: Möglichkeiten eines gemeinsamen Gesundheitsraumes in den Grenzregionen. Das heißt, nicht nur ein Austausch von Wissen und Erfahrung, sondern das unmittelbare Nutzen von Spezialisierungen und Kapazitäten der Nachbarn zur verbesserten Versorgung der Kranken.

Zunächst gibt es ein Netzwerk der vier Regionen - Ansprechpartner in Pflegeeinrichtungen, Gewerkschaften und von betrieblichen Interessenvertretern. An einer Mitarbeit in weiteren Projekten sind auch Klinikvertreter in den Regionen interessiert. Das Folgeprojekt werden die tschechischen Partner als Träger übernehmen. Es hat den Titel "Strukturwandel im Gesundheitswesen, sozialer Dialog und Arbeitnehmerfreizügigkeit".