Brigitte Oberländer, Theaterplastikerin beim Bühnenservice der Stiftung Oper in Berlin

Ich habe einen künstlerischen Beruf, ohne selbst auf der Bühne zu stehen. Dafür sehen die Zuschauer das Ergebnis meiner Arbeit im Bühnenbild, in der Dekoration oder in den Requisiten. Hier ist nichts von der Stange, alles wird extra angefertigt.

Mein Dienst beginnt morgens um 6 Uhr 45, um 16 Uhr ist Feierabend. Immer wieder müssen verschiedene, oft auch neue Materialen verwendet werden. Momentan tackere ich in der Werkstatt mit vier Kollegen einen Fußboden, Gassen und Portale für "Triumph der Liebe" am Deutschen Theater. Diese Arbeit nimmt so viel Platz ein, dass wir in verschiedenen Abteilungen daran arbeiten.

Es ist eine Ausnahme, dass ich - wie im Moment - mehrere Tage hintereinander dieselbe Tätigkeit ausübe. Häufig arbeite ich an verschiedenen Objekten gleichzeitig. Während zum Beispiel eine Kaschur, also eine Papierarbeit, trocknet, nutze ich die Zeit für eine andere Aufgabe. Es gibt auch Daueraufträge, die immer wieder kommen. Dazu gehören die Orangen für "Die Liebe zu den drei Orangen" an der Komischen Oper. Sie werden während des Spiels zerrissen und drei Prinzessinnen steigen heraus.

Leguan für den Maskenball

Um die Riesenfrüchte zu bauen, blasen wir erst einen Gymnastikball von einem knappen Meter Durchmesser auf. Dann wird Papierlage auf Papierlage auf den Ball geklebt, insgesamt viermal. Nach dem Trocknen wird die Luft aus dem Ball gelassen, er wird herausgezogen, wieder aufgeblasen und neu beklebt. Wie die Prinzessinnen aber in die Orangen kommen, bleibt ein Theatergeheimnis.

Ab Februar steht der "Maskenball" wieder auf dem Spielplan der Staatsoper. Dafür wird ein Leguan gebraucht. Aus Ton wird das Grundmodell dafür geformt und mit Gips abgegossen. Die Gipsform wird mit Gummimilch ausgeschwenkt. Der Gummi-Leguan wird ausgestopft, zusätzlich wird Draht in ihn eingearbeitet, damit eine Mechanik angebracht werden kann. So wird er schließlich auf der Bühne lebendig. Für die farbliche Gestaltung sind in der Werkstatt natürlich die Maler zuständig. Aber wir sind ein Team. Dutzende Berufe sind bei uns vertreten, nur das gemeinsame Ergebnis gibt den Rahmen für eine Inszenierung.

Ursprünglich habe ich technische Zeichnerin gelernt, über ein Praktikum kam ich ans Theater. Seit fast 20 Jahren arbeite ich jetzt an der Komischen Oper, davor war ich am Theater in Quedlinburg Kostüm- und Bühnenbildnerin. Heute gehören wir zur Stiftung Oper in Berlin und arbeiten für die Komische Oper, die Staatsoper, die Deutsche Oper, das Deutsche Theater und das Berliner Ensemble. Protokoll: Silke Leuckfeld