Wichtig sind branchenübliche Lohn- und Arbeitsbedingungen bei allen Postdienstleistern. Auch ver.di München war aktiv gegen Lohn- und Sozialdumping

MdB Johannes Singhammer (2. v. links) gehörte zu den Abgeordneten, denen ver.di am 18. November einen Offenen Brief zum Post-Mindestlohn überreichte.

von DAVID MERCK*

So, wie es aussieht, können sich auch die Briefzusteller bei "grünen" und mehrfahrbigen Zustelldiensten nun auf ein gutes neues Jahr freuen. Für die Beschäftigten der PIN-Mail etwa bedeutet die ausgehandelte Tarifeinigung einen Zuwachs von bis zu 30 Prozent mehr Lohn ab 1. Januar 2008. ver.di München war in den vergangenen Wochen aktiv für den Post-Mindestlohn. Hier ein Rückblick auf Aktionen und eine Pressekonferenz im Herbst.

Christian Jakob von der "gelben Post"

kennt den Zusteller-Alltag. Auf der Pressekonferenz von ver.di berichtet er den Journalisten: "Bei Wind und Wetter sind wir draußen. Zusteller, das ist ein extrem harter Job. Und verantwortungsvoll - nicht umsonst ist es ein Ausbildungsberuf. Dafür muss man auch einen anständigen Lohn bekommen." Er selbst ist im neuen Bezahlungssystem, das ver.di bei der Deutschen Post AG abgeschlossen hat. Gerade in München sind Zusteller damit auch bei der Post wahrlich nicht auf Rosen gebettet. Christian erhält zirka 1200 Euro netto. Davon gehen 500 Euro Miete ab und die Kosten für Versicherungen und Telefon. Der Postlohn reicht gerade, um über die Runden zu kommen.

"Mister PIN" von der grünen Post

Etwas, wovon sein Kollege von der PIN-AG nur träumen kann. " Mein Stundenlohn brutto ist 7,38 Euro", berichtet der zur Vermeidung von Repressalien und Entlassung maskierte Zusteller der "grünen Post". Mit 634,80 Euro im Monat geht er nach Hause - für eine 25-Stunden-Woche. Die überwiegende Mehrheit der PIN-Zusteller/innen ist für den Mindestlohn von 9,80 Euro, entsprechend dem von ver.di abgeschlossenen Mindestlohnvertrag für die Briefzusteller im Westen.

Jetzt mobilisiert PIN die eigenen Zusteller gegen diesen Tarifvertrag. Doch in München haben fast alle mit ihrer Unterschrift ver.di darin unterstützt, dass der Vertrag für allgemeinverbindlich erklärt wird. Die Drohung seines Arbeitgebers, man werde sich aus dem deutschen Briefmarkt bei Inkrafttreten des Mindestlohns zurückziehen, entlockt dem Zusteller von der PIN nur ein müdes Lächeln: "PIN gehört Springer. Nachdem der Springer-Verlag bisher bereits hunderte von Millionen investiert hat, wird er dieses Geld wohl kaum wegen eines Mindestlohns von 9,80 Euro einfach wegschmeißen!"

Die Kirchen

Unterstützt wird ver.di von den Vertretern der Kirchen. Josef Haseneder von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB): "Für uns ist der Mindestlohn ein Schwerpunktthema. Die Löhne müssen so hoch sein, dass Arbeiter und ihre Familien in Würde davon leben können." Die KAB errechnet einen Mindestlohn von 8,50 Euro als unterste Grenze.

Friedemann Preu vom evangelischen Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt kommt auf den flugs gegründeten "Arbeitgeberverband der neuen Brief- und Zustelldienste" zu sprechen, der nun mit der ebenfalls flugs gegründeten "Gewerkschaft der neuen Brief- und Zustelldienste" einen deutlichen niedrigeren Mindestlohn "aushandeln" will: "Wenn Unternehmer sich ihre Tarifpartner selber schaffen, dann ist das ein Skandal und muss skandalisiert werden. Das ist ein Angriff auf die Demokratie, denn es hebelt die Koalitionsfreiheit aus."

Der ver.dianer

Toni Hirtreiter, ver.di-Landesfachbereichsleiter in Bayern, spricht eine klare Sprache. "9,80 Euro Stundenlohn ist wahrlich nicht zu viel, und die Deutsche Post AG kann den 20 bis 30 Prozent höheren Lohn für ihre Zustellerinnen und Zusteller bezahlen. Da geht es keinen Cent zurück." Er war in der Verhandlungskommission zum Mindestlohntarifvertrag. Dass die neuen Zustelldienste, speziell die PIN-AG, nie die Chance hatten, mit ver.di zu verhandeln, widerlegt er: "Herr Thiel von der PIN-AG wurde mehrfach eingeladen, an den Tarifverhandlungen teilzunehmen." Hirtreiter lässt keinen Zweifel, dass ver.di weiterhin mit allen Kräften für einen einheitlichen angemessenen Mindestlohn kämpfen wird.

*Der Autor ist ver.di-Vertrauensmann bei der DP AG Brief München