Stillstand auf den Straßen und bei der Stadtreinigung

Beim Rosenmontagszug bildeten wie jedes Jahr die Fahrzeuge der Stadtreinigung den Abschluss des sieben Kilometer langen Zuges. Rund 500000 Gäste hatten die Stadt in einem wahren Müllberg versinken lassen. Doch innerhalb von wenigen Stunden erstrahlte Mainz wieder in gewohnter Sauberkeit. Eines war dieses Jahr allerdings anders. Die Müllwerker machten auf riesigen Plakaten deutlich, was sie von der Tarifrunde im öffentlichen Dienst erwarten: "Auch wir woll'n was vom Aufschwung sehen, sonst bleibt der Dreck demnächst grad stehen!"

Ernst machten sie damit am 22. Februar: Morgens um fünf Uhr blieb anders als sonst das Werktor verschlossen. Nicht ein Fahrzeug der Stadtreinigung verließ an diesem Freitag den Betrieb. "Keine Mülltonne und kein Papierkorb sind geleert worden", stellten die rund 250 Streikenden fest. Sie erwarten von den Tarifverhandlungen diesmal einen deutlichen Zuwachs ihrer Einkommen. Für die meisten ist die Forderung nach der "sozialen Komponente - dem Mindestanstieg der Vergütungen um 200 Euro" relevant. Eine Arbeitszeiterhöhung kommt gar nicht in Frage. Personalverantwort- liche rechnen bereits, um festzustellen, wie viele Stellen eingespart werden könnten - eine Rechnung ohne den Widerstand der Beschäftigten. Seit der Hausmüll in Mainz getrennt entsorgt wird, hat sich die Arbeit enorm verdichtet. Es besteht keinerlei Spielraum, um besonderen Situationen gerecht werden zu können. Auch um die Rückstände aufzuarbeiten, die durch den Streiktag entstanden sind, werden wohl Überstunden erforderlich sein.

Gut gelaunt und kampfbereit machten sich die Kolleg/innen gegen neun Uhr auf zur Demonstration in die Mombacher Eintrachtshalle. Unterwegs schlossen sich noch Streikende der Mainzer Verkehrsbetriebe an, die den öffentlichen Nahverkehr an diesem Tag leider nur beinahe zum Stillstand brachten. Ihren Dienst traten die Kolleginnen und Kollegen an, deren Arbeitsplätze in eine private Gesellschaft ausgegliedert worden sind, obwohl auch sie gern mitgestreikt hätten. Redner der abschließenden Kundgebung waren Thilo Höregott, Mitglied der Verhandlungskommis- sion, und Stefan Weinmann, Sekretär des Fachbereichs Gemeinden. Brigitte Jakob, Geschäftsführerin des Bezirks Rhein-Nahe-Hunsrück, brachte die Einschätzung der Streikenden auf den Punkt: "Das Angebot der Arbeitgeber ist ein Skandal!" red