Von wegen alles Käse

Für Familien ist der Ferienclub Maierhöfen des Gemeinnützigen Erholungswerks im Westallgäu ein ideales Reiseziel. Im Winter insbesondere wegen der Zwergen-Wochen

Der weitläufige Ferienclub Maierhöfen liegt zwischen Bodensee und Alpen, umgeben von Wald, Bergen und - je nach Jahreszeit - saftig grünen oder schneebedeckten Landschaften. "Eigentlich will ich mal gar nichts machen", sagt Fritz, als er mit seiner Familie den für sechs Personen ausgelegten Bungalow mit Spülmaschine bezieht. Fritz und Anja haben zwei Kinder, dreieinhalb Jahre und vier Monate alt. Es ist die erste Urlaubsreise seit Hannahs Geburt, Noahs kleiner Schwester. Zusammen mit einem befreundeten Paar und dessen ebenfalls dreieinhalbjährigen Sohn Jonas haben sie sich für eine Woche in einem der 115 Bungalows in der Ferienanlage des "Gemeinnützigen Erholungswerks" (GEW) eingemietet - ohne Extras, als Selbstversorger. Der Preis ist - für Gewerkschaftsmitglieder - sensationell günstig. Inklusive Endreinigung und 17 Euro Kurtaxe kostet die Woche in der Nebensaison Anfang Januar nur knapp 260 Euro. Auf Wunsch gibt's ohne Aufpreis ein Babybett und Extra-Decken dazu, Wasserkocher und Toaster können an der Rezeption gegen Pfand entliehen werden. Der Eintritt in das hauseigene Erlebnisbad "Aquarosa" ist für alle Feriengäste frei.

Vorteile für ver.di-Mitglieder

In dieser Woche ist die Anlage komplett ausgebucht, selbst das Drei-Sterne-Ferienclub-Hotel hat kein Zimmer mehr frei. Ein Komplettangebot des GEW, die "Baby-Zwergen-Winterwochen", hat voll eingeschlagen. Wer dieses Paket mit Halbpension, Ski-Schnupperkurs, Schlittenfahrt, Ausflügen und vielen Extras gebucht hat, muss sich als ver.di-Mitglied für 462 Euro eine Woche lang um fast nichts mehr kümmern, nur da und dabei sein. Seit einiger Zeit können sich auch Nicht-Mitglieder über das Internet einbuchen. Diese zahlen für das gleiche Angebot zum Beispiel bei "kurz-mal-weg.de" aber leicht das Doppelte, da nach Personen und nicht nach Bungalow abgerechnet wird. Direkt beim GEW kostet es ohne den Mitgliedervorteil immerhin rund 50 Euro mehr.

Die Füße hochlegen kann Fritz K. in dieser Woche kaum. Zwar hat der nur 500 Meter entfernte Flucken-Lift mit Ski-Kindergarten wegen Tauwetters geschlossen, aber der Schnupperkurs für die "Zwerge" wird flugs auf einen nur wenige Kilometer entfernten Hang verlegt. Schuhe und Bretter gibt's für sieben Euro pro Tag leihweise von der Skischule, zwei Übungsstunden mit Karin oder Thomas kosten 20 Euro am ersten, zehn Euro für jeden weiteren Tag. Nach zwei Tagen haben Jonas und Noah genug, und auch die Eltern wollen nicht nur neben dran im Regen stehen. Auf geht's zum Wandern und Rodeln auf den Imberg bei Oberstaufen. In über 1400 Meter Höhe und weniger als 1000 Meter Entfernung von der österreichischen Grenze scheint die Sonne auf die immer noch ausreichend dicke Schneeschicht.

Erste-Hilfe für Kühe

Die Entfernungen sind nicht groß im Allgäu. In einem Umkreis von einer halben Autostunde sind außer den Wintersportgebieten auch viele Sehenswürdigkeiten und Museen zu finden. Ob Lindau am Bodensee oder Schloss Neuschwanstein bei Füssen: Ein Ausflug lohnt sich. Das Bergbauernmuseum in Immenstadt-Diepolz, zu dem auch die alteingesessene Bergkäserei im Ort gehört, hat heute zwar geschlossen, aber der Hausherr und Landwirt Richard Wiedemann macht bereitwillig eine kostenlose Extra-Führung durch Stall und Scheune. Hier wird das Klischee zur Wirklichkeit: alles Käse im Allgäu und eine künstliche Kuh zum Probe-Melken. Die älteren Kinder und Erwachsenen erfahren auf Schautafeln und durch Modelle noch mehr: Die Milch- und Landwirtschaft hat das Leben über Jahrhunderte geprägt. Im Kriegsjahr 1940, informiert eine Tafel, gab es einen Erste-Hilfe-Kasten für Kühe, die Bombardements mit Phosphor ausgesetzt waren. Die kleinen Kinder interessieren sich mehr für den Heustadel und füttern die lebenden Kühe und Schafe im angrenzenden Stall.

Zurück in Maierhöfen wartet schon ein ganz anderes Tier: Jede Nacht macht eine Füchsin die Runde um die Bungalows und nimmt mit, was sie für sich und ihre vier Kleinen kriegen kann. Die Jungs beschließen aufzubleiben, bis sie das gar nicht so wilde Tier mit eigenen Augen betrachten können - oder bis die Mütter zurück kommen, die den Abend in einem ehemaligen Posthof, dem Bio-Gasthof "Adler", im nahen Großholzleute verbracht haben. Hier ließen sich schon die Schriftsteller der "Gruppe 47" bei ihrer Gründung im Jahr der Währungsreform vermutlich Rinderwickel mit Käse oder andere regionale Köstlichkeiten schmecken. Die Väter testen derweil das Bier aus der Region und schaffen es an einem Abend sogar in das Allgäu-Stüberl im Haupthaus des Ferienzentrums.

Eine Woche in dieser schönen Ecke Bayerns ist zu lang, um nichts zu tun. Aber eindeutig zu kurz, um alles zu machen, was im Angebot ist. Wenn man also schon nicht nichts machen kann, gehen die Väter am letzten Abend noch ins Kurhaus von Isny zu einer Lesung. Der mit seinen Eiffel-Krimis berühmt gewordene Journalist und Schriftsteller Jacques Berndorf liest seine melancholisch-optimistische Liebesgeschichte Otto Krause hat den Blues mit Begleitung am Piano. Da soll noch einmal einer sagen, das Allgäu sei nichts für Menschen ohne Kinder. Aber mit Kindern ist es auch ganz schön - wenn sie schon im Bett sind. Finden die Väter.

Der Ferienclub im Internet: www.ferienclub-maierhoefen.de

Der direkte Draht zu allen Angeboten samt Online-Buchungsmöglichkeit: www.ferien-igbau.de oder telefonisch unter 01805/439337 (14 Cent pro Minute aus dem Festnetz).