Wann der neue Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven seinen Betrieb aufnehmen soll, darüber wird derzeit gestritten. Offenbar gerät das gemeinsame Vorzeigeprojekt der Länder Niedersachsen und Bremen durch die Krise in Gefahr. Wie es heißt, hat der ausgewählte Betreiber des Jade-Weser-Ports (JWP), der europaweit größte Containerterminal-Betreiber Eurogate, an einem pünktlichen Start wenig Interesse, weil er sich damit selbst Konkurrenz machen würde. Anfang November 2011 sollten die ersten 1 000 Meter Kai des Tiefwasserhafens in der Nordsee bei Wilhelmshaven fertig sein. Dann könnten dort Frachtriesen mit 10 000 Containern und beträchtlichem Tiefgang unabhängig von den Gezeiten anlegen. Doch gegenüber liegt Bremerhaven - auch dieser Hafen wird von Eurogate betrieben. Da der Containerhandel stark rückläufig und Bremerhaven nicht ausgelastet ist, hat Eurogate Interesse an einem späteren Start – nämlich um drei Monate verzögert im Februar 2012. Niedersachsen legt dagegen die Hafen-Verträge anders aus, und Axel Kluth, der Geschäftsführer der Realisierungsgesellschaft für den JWP, hält Eurogate vor, sich "nicht vertragskonform" zu verhalten. Die Firma Nordfrost, die in Wilhelmshaven eine zweistelligen Millionenbetrag investieren wollte, hat gegenüber dem NDR bereits mit Rückzug gedroht und die niedersächsische Landesregierung aufgefordert, sich anstelle von Eurogate "einen anderen Betreiber" zu suchen. Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) erinnerte daran, dass der Start des neuen Hafens "für den 5. November 2011 vorgesehen" sei. Er will auch eine gerichtliche Klärung nicht ausschließen. Container- und Autoumschlag ausgenommen, wirkt sich die Krise bei der Auslastung der niedersächsischen Häfen recht unterschiedlich aus: In Brake, Cuxhaven, Emden, Nordenham, Stade, Wilhelmshaven, Leer, Oldenburg und Papenburg wurden im vergangenen Jahr mit 52 Millionen Tonnen Seegütern 16 Prozent weniger als im Vorjahr umgeschlagen. Gesunken sei in erster Linie der Roh- und Mineralölumschlag. Das Personal konnte weitgehend gehalten werden, auch wenn es zur Kurzarbeit kam, berichtet Andreas Schmidt, Aufsichtsratschef der "Seaports of Niedersachsen GmbH". "Wir beobachten eine leichte Erholungsphase, müssen aber an unseren Strukturen arbeiten", sagt Schmidt. So hält er es für dringend erforderlich, den Kunden auch beim Weitertransport zu helfen. Bis 2012 will das Land 240 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur investieren.