Vom Berater zur Drückerkolonne? Wer die Stimmen von Bankangestellten im Blog Verkaufsdruck - nein danke! auf der ver.di-Internetseite Finanzdienstleistungen liest, bekommt eine Ahnung vom Alltag in Banken und Versicherungen. Leseprobe: "Objektive Beratung gibt es schon seit Jahren nicht mehr, die Bank muss Erträge erzielen, egal wie. Was der Kunde möchte, interessiert nicht."

Verkaufsdruck senken

Das soll sich nun ändern. Per Tarifvertrag haben sich ver.di und die Arbeitgeber des privaten und öffentlichen Bankgewerbes erstmals geeinigt, den Arbeits- und Gesundheitsschutz zu verbessern. "Online-Befragungen hatten ergeben, dass Regelungen zur Verminderung von Leistungs- und Verkaufsdruck für die Beschäftigten absolute Priorität haben - deutlich vor Gehaltssteigerungen", erklärte Christoph Meister, ver.di-Fachbereichsleiter Finanzdienstleistungen, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Verbraucherzentrale Niedersachsen (VZN) in Hannover.

"Die Finanzkrise hat gezeigt, unter welchem Druck Kundenberater stehen. Es ist uns gegen anfänglichen Widerstand der Arbeitgeber erstmals gelungen, eine Vereinbarung zu erzielen, die Arbeits- und Gesundheitsbedingungen der Beschäftigten beinhaltet. Die Ziele sollen fair und erreichbar formuliert sein und die Kundenbedürfnisse berücksichtigen", so Meister. Gesundheitsschutz für Beschäftigte und Verbraucherschutz für Kunden seien zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Vertrauen zurückgewinnen

Die Vereinbarung diene auch dazu, Fehlbelastungen zu überprüfen und die Beratung kundenorientiert zu gestalten. Das sei ein erster wichtiger Schritt, um krankmachenden Druck abzubauen. Meister fordert zudem eine umfassende Regulierung der Finanzdienstleistungsmärkte und den Erhalt des Drei-Säulen-Systems, um Krisen zu vermeiden. Die Verbraucherzentrale begrüßte die Vereinbarung zwischen ver.di und Arbeitgebern. Die Verbraucherzentralen fordern schon seit längerem neue Spielregeln für die Finanzberatung, bei denen der provisionsgeleitete Verkauf einer verbraucherorientierten und fairen Beratung weicht. Dazu zählen u.a.:

  • eine verbesserte Finanzaufsicht, die auch über die Beratungsqualität wacht;
  • einheitliche Produktinfos, die nachvollziehbar Chancen wie Risiken und Kosten einer Kapitalanlage aufzeigen;
  • deutlichere Kriterien beim neuen Beratungsprotokoll zur Anlageberatung, um Manipulationen im Eigeninteresse einzelner Anbieter zu verhindern.

www.verkaufsdruckneindanke.de