In Gedenken an Dietmar Muesund Günter Amendt

Der Schauspieler Dietmar Mues und der Sozialwissenschaftler Günter Amendt sind am 12. März in Hamburg bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Mit ihnen starben Dietmar Mues’ Frau Sibylle und die Bildhauerin Angela Kurrer. Der Schauspieler Peter Striebeck und seine Frau Ulla wurden bei dem Unfall verletzt. Wir alle haben davon gelesen, und am Unfallort zeugt ein großer Berg von Blumen von der Anteilnahme der Hamburger/innen.

Dietmar Mues wurde am 21. Dezember 1945 in Dresden geboren. Schon seine Ausbildung führte ihn nach Hamburg. 12 Jahre war er Mitglied des Ensembles des Deutschen Schauspielhauses. Aber er war auch Filmschauspieler, Drehbuchautor und Schriftsteller. Bekanntheit erlangte er auch als Sprecher von Hörspielen und bei Lesungen. Dietmar Mues war zudem ein sehr engagierter, begeisterungsfähiger und überaus politischer Mensch. Der Kulturverein Be60 mit der kleinen Bühne im Gewerkschaftshaus war ihm nicht zu unbedeutend, die Texte des jungen und damals noch unbekannten Brecht zu Gewerkschafter/innen zu bringen. Und dann sein Karl May: Jeder hatte geglaubt, ihn zu kennen. Der musste ins Gewerkschaftshaus, das musste man erleben. Und so kam auch Träume, Tod und Filzpantoffeln, ein Stück um den Schriftsteller Karl May, zu uns ins Movimento.

Dietmar Mues war nie der „berühmte Schauspieler“, sondern man war mit ihm sofort auf „Du“. Natürlich war und bleibt er für uns der große Darsteller. Seine Stimme und seine Art, Gedichte vorzutragen, bleiben uns im Ohr. Aber der Mensch Mues, sein politisches Engagement, seine Begeisterungsfähigkeit, sein Witz und seine Ironie gingen weit darüber hinaus.

Günter Amendt wurde am 8. Juni 1939 in Frankfurt am Main geboren. Der Sozialwissenschaftler war in den 70er Jahren Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sexualforschung und gehörte dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung an. Aus dieser Zeit stammen seine bekanntesten Bücher Sex-Front (seit 1970 mehr als 500000 verkaufte Exemplare) und Das Sex-Buch (1979). Mit seinen Veröffentlichungen enttabuisierte er das verkrampfte Verhältnis zu Körperlichkeit und Sexualität in der damaligen Bundesrepublik. Seit den 90er Jahren beschäftigte er sich mit Drogenpolitik, arbeitete als Therapeut in einer Hamburger Drogenklinik und veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema. Günter Amendt war der Gewerkschaftsbewegung zeitlebens eng verbunden und seit 1974 Gewerkschaftsmitglied.

Dietmar und Günter haben uns viel geholfen und uns viel gegeben. Wir hätten sie gern noch länger erlebt.

Frank Teichmüller / Jörg-Dieter Bischke-Pergande