Das Versprechen

HAMBURGER ABENDBLATT, 3. NOVEMBER 2011

Allerdings wäre die mögliche Fusion von Karstadt und Kaufhof ein schmerzvoller Prozess, bei dem benachbarte Häuser auf der Strecke bleiben könnten. Kein Wunder also, dass Gewerkschaftsvertreter einen Zusammenschluss als Horrorszenario empfinden. Ver.di wird Karstadt-Eigentümer Berggruen sicher schon bald an die Versprechungen erinnern, mit denen der Investor vor einem Jahr die Herzen der Mitarbeiter gewonnen hatte. Damals hatte er versprochen, keine Beschäftigten zu entlassen. Ob das auch bei einer Fusion mit Kaufhof noch gilt, ist fraglich.


Die Überlebensfrage

JUNGE WELT, 1. NOVEMBER 2011

ver.di-Chef Frank Bsirske hatte sich beim Bundeskongress seiner Organisation im September - der ebenso wie der CDU-Parteitag in den Leipziger Messehallen stattfand - für einen Mindestlohn von »zunächst 8,50 Euro« und einen »schnellen Anstieg auf zehn Euro« ausgesprochen. Um das zu erreichen, wird sehr viel mehr Druck nötig sein als bisher. Gelingt dies, würde das nicht nur das Leben von Millionen Niedriglöhnern verbessern, sondern auch das Tarifsystem stabilisieren - für die Gewerkschaften eine Überlebensfrage.


Die Wunde

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 9. NOVEMBER 2011

Solange man nur die Tarife des öffentlichen Dienstes übernehmen musste, funktionierte der dritte Weg ebenso reibungs- wie geräuschlos. Doch seit der Staat in den frühen 90er Jahren anfing, die sozialen Dienstleistungen durch marktwirtschaftliche Elemente auf Kosteneffizienz zu trimmen, lasten die harten Gegensätze des Marktes auf den Arbeitsrechtlichen Kommissionen. Der kalte Wind des Kapitalismus bläst den Kirchenleuten seitdem stramm ins Gesicht. Und die Beschäftigten fühlen sich bei den Verhandlungen ihren Chefs unterlegen, die sich Sachverstand einkaufen können. Hinzu kommt, dass die Kirche es über Jahrzehnte unterlassen hat, sich um das kirchliche Profil ihrer sozialen Arbeit zu kümmern. In kaum einem Bereich hat die Selbstsäkularisation solche Blüten getrieben wie in der Diakonie. Genau in diese Wunden versucht die Gewerkschaft zu stoßen.


Die Rechnung

EINBLICK 19/2011

Das zentrale Motiv für die Gewerkschaft lautet: "Sage was du tust und tue was du sagst!" Deshalb macht ver.di in solchen Fällen gezielt öffentlich, wie es um den Organisationsgrad bestellt ist. Er ist der Schlüssel, wie durchsetzungsfähig die Gewerkschaft im Betrieb ist. Die Rechnung ist einfach und überzeugend. Je höher die Zahl der ver.di-Mitglieder ist, desto leichter lassen sich gute Arbeits- und Entgeltbedingungen durchsetzen.


Die Solidarität

JUNGE WELT, 19. OKTOBER 2011

Wie oft haben Verkäuferinnen, Busfahrer und Bankangestellte zeitgleich an verschiedenen Orten demonstriert - obwohl sie allesamt in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft organisiert sind. Statt zur Vereinheitlichung hat die »1000-Berufe-Gewerkschaft« bislang eher zur weiteren Aufspaltung beigetragen. Umso wichtiger sind die zarten Ansätze zur Wiederentdeckung der Solidarität. Nicht nur im Medienbereich, wo Drucker, Redakteure und Verlagsangestellte schon während der diesjährigen Tarifrunde gemeinsam streikten. Auch die Beschäftigten der Charité-Servicetochter CFM und der Alpenland-Pflegeheime in Berlin erhielten kürzlich Unterstützung durch in ver.di organisierte Busfahrer, die Flugblätter in ihren Fahrzeugen auslegten. Wenn so etwas nicht Ausnahme bleibt, sondern tatsächlich zur Selbstverständlichkeit wird, haben die Gewerkschaften eine Chance, aus der Defensive zu kommen.