Die Deutsche Bank will hoch hinaus auf Kosten der Beschäftigten

Die Deutsche Bank will ein Exempel statuieren: Für ihre Milliardengewinne sollen die Beschäftigten der Postbank künftig sehr viel weniger verdienen

Soll und Haben - so nennt der Volksmund die beiden mächtigen Türme der Deutschen Bank, die in den Himmel über Frankfurt am Main ragen. Sollen und Haben, das bezeichnet punktgenau die zutiefst ungerechte Lage in unserem Land und darüber hinaus. Die einen sollen immer mehr hergeben, und die anderen haben immer mehr. Erst Ende Oktober hat der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, wieder Milliardengewinne vermeldet: "Die Deutsche Bank war in punkto Kapital, Liquidität und Refinanzierungsstruktur noch nie besser aufgestellt als heute."

Dafür, so das Vorhaben des Bankmanagements, soll es anderen bald erheblich schlechter gehen: Den Beschäftigten der Postbank, die vor drei Jahren von der Deutschen Bank übernommen worden ist. Nachdem es anfangs noch hieß, an den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten werde sich nichts ändern, liegen nun die drakonischen Pläne auf dem Tisch. Zunächst soll es die Beschäftigten in der Kreditabwicklung treffen. Angekündigt ist eine Kürzung der Einkommen um bis zu 30 Prozent, die Streichung von drei Urlaubstagen und die Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 42 Stunden. Und das geht so: Die Bank gründet neue Gesellschaften, kündigt den Beschäftigten die alten Arbeitsverträge und schließt mit ihnen neue Verträge zu schlechteren Bedingungen in den neuen Gesellschaften ab.

Dagegen hat es in den vergangenen Wochen in zahlreichen Städten der Republik Protestaktionen gegeben, zuletzt am 3. November. Allein an diesem Tag beteiligten sich rund 5000 Postbank-Beschäftigte an Warnstreiks und anderen Aktionen. Und das wird erst der Anfang sein. "Das ist ein Generalangriff", rief der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Kundgebung in Hameln zu, "das ist eine Herausforderung, und diese Herausforderung nehmen wir an. Wir sind entschlossen, diesen Angriff abzuwehren." In Hameln hatten sich rund 1500 Beschäftigte der Postbank-Tochter BHW versammelt.

Sie gehören zu den ersten, die von den drastischen Kürzungsplänen betroffen sind, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Callcenter und aus dem Zahlungsverkehr sollen massive Einbußen hinnehmen, wie das Konzern-Management bereits wissen ließ. Und zu befürchten ist, dass den Bankenchefs auch das noch nicht reichen wird. Deswegen betrachtet ver.di die derzeitige Auseinandersetzung als einen exemplarischen Konflikt: "Das, was hier jetzt geplant ist, in Hameln, in Köln, in Hessen, das ist die Blaupause auch für andere Bereiche des Konzerns", so Frank Bsirske. Und es könnte sogar noch darüber hinaus Schule machen.

Entgegen diesen Plänen aus dem Hause Deutsche Bank will ver.di einen Überleitungstarifvertrag erstreiten, der die Rechte und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten absichert. "Dafür werden wir kämpfen", versicherte Beate Mensch vom ver.di-Bundesvorstand, "wir werden den geplanten Kahlschlag nicht zulassen." Und dabei geht es nicht nur um die empfindlichen materiellen Verluste, die den Beschäftigten drohen, sondern ebenso schwer wiegt die dramatische Entwertung der Arbeit, die da erfolgen soll.

Das lassen wir nicht zu

Ein nahezu identisches Modell der rigorosen Lohnkürzung mit dem einzigen Zweck der Gewinnmaximierung hatte Ende 2009 schon der Drogeriediscounter Schlecker durchsetzen wollen. Ähnlich wie es jetzt die Deutsche Bank versucht, hat Schlecker seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Arbeitsverträge gekündigt, um sie über eine eigens dafür gegründete Leiharbeitsfirma zu weitaus schlechteren Lohn- und Arbeitsbedingungen wieder einzustellen. Die große Deutsche Bank wurde daher unterdessen auch schon "Banken-Schlecker" genannt. Auf starken öffentlichen Druck und Protest quer durch die Republik hin musste der Discounter Schlecker sein perfides Geschäftsmodell schließlich wieder zurückziehen.

Und auch die Deutsche Bank mit ihren Edelfassaden wird mit ihrem nunmehr beabsichtigten Anschlag auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Postbank-Beschäftigten noch große öffentliche Aufmerksamkeit erzielen.