Streik macht beliebt

JUNGE WELT, 6. AUGUST 2013

Wo vor kurzem noch über die gewerkschaftliche Krise lamentiert wurde, ist heute von "Aufbruch" die Rede. Erreicht werden soll dieser durch "innovative Ansätze zu Tarifpolitik und Mitgliederentwicklung". [...] Was die Zukunft betrifft, steht ver.di vor einer entscheidenden Herausforderung: Auf der einen Seite hatte der Dienstleistungssektor in den vergangenen Jahren wie keine andere Branche unter den Deregulierungen des Arbeitsmarktes zu leiden. Gleichzeitig dürfte niemand mehr bestreiten, dass dieser Sektor der Arbeitsmarkt der Zukunft ist. Über eine Million Menschen arbeiteten 2011 allein in Krankenhäusern. [...] Das Potential für die Gewerkschaft ist also enorm. Die entscheidende Frage ist: Wie organisiert man diese vielfach prekär Beschäftigten?


Gestörtes Verhältnis

NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG, 5. AUGUST 2013

Das Vertrauensverhältnis zwischen dem obersten Herrn der Schleusen und deren Wärtern muss stark gestört sein. Anders ist nicht zu erklären, was sich da gerade an Flüssen und Kanälen abspielt. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat seine rechtsverbindliche Zusage gegeben, niemand werde im Zuge der Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung entlassen oder gegen seinen Willen versetzt. Doch die Angestellten trauen dem Regierungsvertreter nicht. Angestachelt von der Gewerkschaft Verdi, legen sie die Arbeit nieder, um die Zusage in Form eines Tarifvertrages schwarz auf weiß zu bekommen. [...] So viel steht fest: Hauptprofiteur des Streiks an den Schleusen ist die Gewerkschaft selbst. Verdi kämpft in vielen Branchen um die Existenz. Etwa im Einzelhandel, wo der Organisationsgrad immer mehr abnimmt. Die starke Gewerkschaft von einst verliert an Einfluss. Bei den Schleusenwärtern besetzt sie aber nach wie vor eine Schlüsselposition - und nutzt diese Vormachtstellung gnadenlos aus.