Melanie Rhinow, 29, Postzustellerin bei der PIN Mail AG in Berlin

Mein Wecker klingelt morgens kurz vor fünf. Um zwanzig nach fünf verlasse ich das Haus, um sieben Uhr beginnt mein Dienst im Depot der PIN Mail AG in Berlin-Neukölln. Wenn die Post im Depot angeliefert wurde, beginne ich, sie zu sortieren. Wir bekommen große Kisten, in denen sind die Briefe noch durcheinander, und kleine Kisten, darin sind die Sendungen nach Postleitzahlen vorsortiert. Wir sortieren unsere Sendungen in Zustellschränke mit vielen Fächern nach Straßen und Hausnummern. Die geordnete Post packe ich danach in drei Taschen, die ich auf mein Fahrrad lade. Die Taschen wiegen zusammen bis zu 60 Kilo, auch das Lastenfahrrad ist schwer. Besonders bei Schnee und Eis ist es nicht einfach, das Fahrrad auf der Straße zu bewegen. Zusätzlich haben wir noch eine Umhängetasche, in die wir die Schlüssel für viele Haustüren und die Post packen, die direkt am Körper getragen werden muss. Dazu zählen Einschreiben, aber auch Post von Behörden, die der Empfänger zur Kenntnis nehmen muss, weil ab diesem Moment eine Frist läuft. Bevor ich schließlich losfahre, habe ich eine Viertelstunde Pause.

Wenn die Sendungen sortiert und verpackt sind, fahre ich in mein Zustellgebiet. Ich habe Glück, die Strecke ist nicht weit. Ich stelle Post im Berliner Bezirk Neukölln im Bereich der Sonnenallee zu.

Auf meiner Tour liegt auch das Jobcenter, dort muss ich die Post persönlich abgeben und darf sie nicht in den Briefkasten werfen. In einigen Altbauten sind die Briefkästen nicht unten im Treppenhaus angebracht, statt dessen wird die Post durch den Briefschlitz in der Wohnungstür eingeworfen. In solchen Häusern muss ich die Treppen rauf- und runterlaufen, das kostet Zeit. Meine halbe Stunde Pause mache ich irgendwo unterwegs, aber bei winterlichen Temperaturen bleibe ich lieber in Bewegung. Wenn es richtig kalt ist, ziehe ich "Zwiebellook" an, unter meiner Dienstkleidung trage ich dann noch mehrere Schichten. Ich arbeite mit einem Paar Fingerhandschuhe, darüber ziehe ich noch Handschuhe ohne Finger.

Um 15 Uhr fahre ich wieder zurück ins Depot, dann muss ich die Schlüssel abgeben und die Sendungen abrechnen, die ich nicht abliefern konnte. Außerdem muss ich Formulare ausfüllen, in denen ich aufschreibe, wo und bei wem ich Posturkunden abgegeben habe. Das sind die Briefe, die ich in der Umhängetasche transportiere. Dafür brauche ich noch eine halbe bis Dreiviertelstunde. Um 16 Uhr ist Feierabend.

Gelernt habe ich Fachkraft für Brief- und Frachtverkehr bei der Deutschen Post. Nach meiner Ausbildung hätte ich bei der Post nur eine Stelle in München bekommen, die wollte ich nicht. Dann suchte die PIN Mail AG Zusteller. Dort arbeite ich jetzt schon seit elf Jahren. Mir macht die Arbeit Spaß, ich bin gern draußen. Sie hat mir auch gefehlt, als wir gestreikt haben. Der Streik war hart für mich, ich bin wirklich froh, dass er vorbei ist - und dass wir jetzt einen Tarifvertrag haben.

Bericht Seite 4

Protokoll Silke Leuckfeld,

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