Ach, wie schön sich doch so manches in dieser bösen Welt dann doch immer wieder fügt. Zum Beispiel für Annette Schavan, die frühere Bundesbildungsministerin, die wegen unstatthafter Nachlässigkeiten und sozusagen versehentlicher Täuschungen ihren Doktortitel zurückgeben und vom Ministeramt zurücktreten musste. Nach diesem tiefen Fall wird sie nun zu Höherem berufen. Gefallene Vorbilder gehören nämlich hierzulande wieder aufgerichtet, und viele steigen noch weiter auf oder machen zumindest noch mehr Knete als zuvor. Auch Annette Schavan geht nicht den Büßergang, sondern als Botschafterin Deutschlands in den Vatikan. Ehrlich, kein Witz.

Aber was ist das schon gegen den Aufstieg des Klaus-Heiner Lehne? Gar nichts, denn viel anrichten kann die katholische Annette in Rom wohl nicht. Aber Klaus-Heiner Lehne, der schon. Und zwar nicht nur in Rom. Der CDU-Abgeordnete wurde dieser Tage vom Europaparlament zum deutschen Vertreter am EU-Rechnungshof erkoren. Dort kontrolliert er dann, ob die Milliarden an Steuergeldern, die in der EU als Subventionen und Fördermittel fließen, auch korrekt zugeteilt werden.

Das kann teuer werden. Denn Klaus-Heiner Lehne ist ein Mann mit Beziehungen. Bestens vernetzt, wie es heutzutage heißt, im internationalen Wirtschaftsgeschehen. Lehne ist nicht nur Europaabgeordneter, sondern seit über zehn Jahren auch Partner der international tätigen Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing. Und deren Klienten, darunter die Tabakindustrie, passt so manches Gesetzesvorhaben aus Brüssel nicht in die Gewinnerwartung. Aber Abgeordnete sind ja unabhängig und nur dem Gemeinwohl verpflichtet, und Vertreter an Rechnungshöfen erst recht.

knies