Frauke Banse ist Eilaktionskoordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung

500.000 US-Dollar - hört sich nach viel Geld an, 500.000 Euro auch. Das sind die Beträge, die KiK und C&A für den von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO kontrollierten Entschädigungsfonds für die Verletzten und Hinterbliebenen der Katas-trophe von Rana Plaza bereit-gestellt haben. Sie reichen aber bei weitem nicht aus! Adler Modemärkte will erst gar nicht in den Fonds einzahlen und "spendete" lächerliche 20.000 Euro - Empfänger unbekannt. Bei dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch starben vor einem Jahr mehr als 1130 Arbeiter/innen. Über 1500 Menschen wurden teils so schwer verletzt, dass sie nie wieder werden arbeiten können. Sie werden ein Leben lang von ihren Verwandten abhängig sein. Die Hinterbliebenen der Toten verloren Mutter, Vater, Tochter, Sohn oder Geschwister, ihre Ernährer/in. Sie stehen vor dem Nichts.

Die Arbeiter/innen von Rana Plaza schufteten in vielen Überstunden und zum Hungerlohn für den Profit von KiK, C&A, Adler Modemärkte, Benetton und mindestens 24 weiteren westlichen Firmen. Geld wird den Schmerz über den Tod geliebter Menschen nicht wettmachen können. Und viel wird es ohnehin nicht sein, denn die Kalkulationen der ILO basieren auf den gezahlten, viel zu niedrigen Löhnen. Aber sie würden etwas bekommen, das ihnen hilft, ökonomisch wieder unabhängiger zu sein, und soviel, dass ihre medizinische Versorgung gesichert ist. Dafür werden mindestens 40 Millionen US-Dollar gebraucht, zirka 29 Millionen Euro. Und: Je mehr in den Fonds einfließt, desto mehr bekommen die Opfer.

Die meisten der 28 Firmen winden sich mit Ausreden aus der Verantwortung: Sie hätten nur über Zwischenhändler, ohne ihr Wissen oder nur einmalig Ware aus den Fabriken von Rana Plaza bezogen. Doch das verzweigte Netz von Zulieferbetrieben ist das System, auf dem die globale Textilproduktion fußt. Es ist ein System legalisierter Verantwortungslosigkeit. Auch die Ausrede, dass schon Monate vor dem Einsturz keine Ware aus den Fabriken in Rana Plaza bezogen wurde, ist, wie das Gebäude selbst, auf Sumpf gebaut. Rana Plaza war nie als Fabrik-, sondern als Bürogebäude konzipiert und stand im Feuchtgebiet. Sein Einsturz war nur eine Frage der Zeit.