Öffentlicher Dienst

Ein imposanter Streikzug zieht durch die Mainzer Innenstadt

Drei Wochen dauert mein Praktikum bei ver.di. Schon in der zweiten Woche erlebe ich meinen ersten Streik. Los geht es für mich von zu Hause um 4 Uhr 30. Als ich gegen 6 Uhr am Streiklokal ankomme, ist kaum eine Wolke am Himmel zu sehen, die Sonne strahlt.

Streikende sind allerdings im Mainzer Kulturzentrum (KUZ) am Rheinufer noch nicht zu sehen. Das ist auch gut so, denn erst einmal müssen wir noch jede Menge Material abladen und den Raum mit Plakaten und Bannern schmücken. Es geht hektisch zu, aber alle ver.di-Mitarbeiter/innen und die ehrenamtlichen Helfer/innen sind hoch motiviert. Als die Streikenden gegen 6 Uhr 45 hereinströmen, bitte ich sie, sich in die Streiklisten einzutragen. Andere Helfer/innen geben Frühstückspakete und Kaffee aus.

Bald wimmelt es von Menschen, die alle möglichen Streikutensilien in den verschiedenen Farben des Öffentlichen Dienstes mitgebracht haben. Im Großen Saal beginnt das Programm mit der Koblenzer Band "Lucky Streik". Mein Praktikumsbetreuer Jürgen Dehnert interviewt als Moderator einige Streikende.

Fußgängerzone für einen Tag

Um 9 Uhr 30 ist die Arbeit im KUZ für mich getan. Doch damit ist noch längst nicht Feierabend. Während ich zu meinem nächsten Einsatzort, dem Jockel-Fuchs-Platz, aufbreche, wird es auch auf dem Hof des KUZ und auf der Straße davor eng. Busse aus allen Teilen von Rheinland-Pfalz treffen hier im Minutentakt ein und bringen immer mehr Streikende, die sich langsam zu einem Demo-Zug formieren.

Am Jockel-Fuchs-Platz findet die Schlusskundgebung statt. Für 10 000 Menschen wird hier alles vorbereitet. Auch hier bringen wir noch Fahnen und Plakate an der Bühne an. Noch ist es ruhig, aber das ändert sich nach kurzer Zeit schlagartig. Die Polizei taucht auf und sichert den Platz. Im ersten Moment scheint mir das etwas übertrieben. Doch als ich Trommler höre, frage ich mich, was da wohl auf mich zukommt. Ich gehe zu der Brücke, die Innenstadt und Rathausplatz verbindet, und sehe eine imposante Menschenmenge auf mich zukommen. Trommeln und Pfiffe werden immer lauter. Die Stimmung und die Lautstärke erinnern mich ans Fußballstadion - allerdings mit dem Unterschied, dass die Leute nicht zum Spaß hier sind, sondern darum kämpfen, dass ihr Einkommen künftig bis zum Monatsende reicht.

Schon die Kleinsten streiken mit

Als die Streikenden an mir vorbei in Richtung Bühne ziehen, ist ihnen die Entschlossenheit anzusehen. Der große Platz wirkt schnell voll, aber immer noch kommen Menschen über die Brücke, darunter auch viele junge. Die Kundgebung kann beginnen.

Aus den erwarteten 10 000 Teilnehmer/innen sind 14 000 geworden, nach Polizeiangaben, wie es später in den Medien heißt. Weit über 100 Busse sind dafür benötigt worden. Die Logistik und die Organisation des Streiks sind komplexer, als ich dachte. Mir war die Vielzahl an Menschen, die an Streiks teilnehmen und die einen Streik als Helfer/innen begleiten, vorher gar nicht bewusst gewesen. Insofern hat die Mitarbeit beim Streik meinen Blick dafür geschärft, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich für gute Tarifabschlüsse einsetzen, und wie wichtig die Arbeit von Gewerkschaften dabei ist.

Als die Kundgebung schließlich vorüber ist, spielt die Band noch einige Stücke. Der Jockel-Fuchs-Platz lichtet sich allmählich. Die Leute haben noch einen langen Fußweg zu ihren Bussen zu bewältigen, und morgen ist wieder ein normaler Arbeitstag. Für uns beginnt der Abbau. Anschließend mache ich mich ziemlich erschöpft auf den Heimweg. Dennoch war ich sehr froh über das Erlebte an diesem Tag. Ich war bei der seit Jahren größten politischen Kundgebung in Rheinland-Pfalz dabei.


Praktikum bei ver.di

Praktikant Maurice Kauert

Maurice Kauert aus Walmenrod im Westerwald hat Ende März ein dreiwöchiges Praktikum im Bereich "Presse Öffentlichkeit Kommunikation" des ver.di-Landesbezirks Rheinland-Pfalz-Saarland gemacht. Er studiert Politikwissenschaft und Öffentliches Recht in Trier. Während des Praktikums hat er typische Arbeiten der Presseabteilung erledigt, an Sitzungen teilgenommen und geholfen, Großveranstaltungen vorzubereiten.

Insgesamt 20 junge Frauen und Männer haben seit Gründung von ver.di in der Presseabteilung Berufserfahrung sammeln können, von einer Woche bis zu drei Monaten. Dies soll auch weiterhin so bleiben. Angeboten werden aber nur Praktika, die im Rahmen eines Studiums oder einer berufsbildenden Maßnahme notwendig sind.

Kontakt: juergen.dehnert@verdi.de