Mindestlohnkoffer

So oder so, Arbeit und Leben sind unmittelbar miteinander verknüpft. Das zeigt auch das gleichnamige Begleitbuch zur Ausstellung ABC der Arbeit. Vielfalt - Leben - Innovation im Museum der Arbeit. Durch ein Angebot verschiedener Perspektiven werden die Besucherinnen und Besucher durch die "temporäre Dauerausstellung" mit Exponaten von 1865 bis in die Jetztzeit geführt. Bereits am Eingang wird eine Frage gestellt, die jede Besucherin und jeder Besucher für sich beantworten muss: "Was ist Arbeit? Mühsal, Kampf ums Überleben oder Selbstverwirklichung?"

Im Mittelpunkt stehen die Lebensgeschichten, es gibt Hörstationen mit Zeitzeugen-Interviews. Der älteste ist Jahrgang 1890. Arbeitsgeräte, Alltagsobjekte, Fotos und Dokumente vergangener Zeiten werden aktuellen Fragen zum Thema Arbeit gegenüberstellt.

Neben den Objekten zu Begriffen wie Arbeitsmoral, Blaumann, Telearbeitszeit oder Zeitarbeit steht die Geschichte der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften im Vordergrund. Historische Mitgliedsbücher, die den früher üblichen Rabattmarkenheften gleichen, und eine alte Streikkasse gehören genauso dazu wie der ver.di-Mindestlohnkoffer.

Errungenschaften der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung werden heutzutage immer weiter ausgehöhlt. Leiharbeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Arbeit, von der man nicht leben kann, sind Auswüchse der gegenwärtigen Arbeitswelt. Die Mindestlohnkampagne hat hier ein Zeichen gesetzt. Insofern repräsentieren die Exponate einen Teil von Hamburgs historischem und sozialem Gedächtnis.

Christina Bargholz, Kuratorin

Christina Bargholz, die Autorin des Begleitbuchs, erläutert: "Nicht der materielle Wert oder die Einzigartigkeit haben über die Aufnahme von Objekten in die Sammlung entschieden. Wichtiger waren Informationen über die Herstellungs- und Arbeitsprozesse, die Nutzungs- und Lebensgeschichten. Damit leisten die Objekte einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um gute und schlechte Arbeit oder um die Frage, wie soziale Errungenschaften erkämpft werden."

Jede Zeit ist auch mit Innovationen im Berufsalltag verbunden. Technische Errungenschaften wie der Computer, den Christina Bargholz gerne als "Dampfmaschine des 20. Jahrhunderts" bezeichnet, weil er unzählige Arbeitsprozesse massiv beschleunigt hat, zählen ebenso dazu wie Errungenschaften im sozialen und gesundheitlichen Bereich: "Wir sind stolz darauf, zeigen zu können, dass soziale Innovationen wie die Begrenzung der Wochenarbeitszeit oder die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht vom Himmel gefallen sind, sondern von Menschen erkämpft wurden", sagt Bargholz.

ABC der Arbeit - der Begleitband (108 Seiten mit 250 historischen und Farbabbildungen) zur Dauerausstellung ist im Museumsladen erhältlich. Museum für Arbeit, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg Tel. 040 / 428 13 30 oder info@museum-der-arbeit.de