Für den 20. September lädt der DGB Marburg-Biedenkopf zu einer Industriewanderung ein. Ein spannender Gang durch die wirtschaftliche und damit auch gewerkschaftliche Geschichte und Gegenwart der Region steht auf dem Programm. Es handelt sich um unterschiedlich strukturierte Bereiche. Zentrum des Landkreises ist die Universitätsstadt Marburg. Weitere wichtige Städte sind Biedenkopf und Gladenbach im Hinterland sowie Kirchhain und der Wirtschaftsstandort Stadtallendorf mit Ferrero und der Kaserne im Ostkreis.

Marburg ist schwerpunktmäßig ein Dienstleistungszentrum mit Universität und Klinikum. Im Hinterland und im Ostkreis dominieren die Industrie, der Maschinenbau. Probleme gibt es in beiden Bereichen. Pit Metz, ehrenamtlicher DGB-Vorsitzender, ver.di-Mitglied und Betriebsrat an der Blindenstudienanstalt, sieht als "Dauerbrenner seit 2005" die Auseinandersetzung vieler gesellschaftlicher Gruppen, besonders auch von ver.di, mit der Privatisierung des Universitätsklinikums Marburg. Die nennt er "ein abschreckendes Beispiel für die gesamte Republik".

Im industriell geprägten Hinterland sieht es aktuell ebenfalls nicht rosig aus. Seit dem Frühjahr gibt es Widerstand gegen die geplanten Massenentlassungen bei Johnson Controls, einem weltweit agierenden Unternehmen, dessen Schwerpunkte die Automobilzulieferung, Batterietechnik, Gebäudetechnik und Industriedienstleistungen sind. Das Hinterland ist aber auch Wiege der Arbeiterbewegung mit Bildungs- und Dramatischem Verein. Gewerkschaftssekretär Ulf Immelt verweist auf die Wirtschaftsgeschichte der Region. Der Bergbau spielte früher im Hinterland eine wichtige Rolle. Diesen Spuren will die Industriewanderung nachgehen. Immelt betont aber auch, dass das nur ein kleinerer Ausschnitt der gewerkschaftlichen Aktivitäten ist. Die entschiedene antifaschistische und antirassistische Position der Gewerkschaften in der Region strahle aus bis in die Kommunalpolitik. Hier ist man sich auch mit den gewerkschaftlich organisierten Studierenden einig: "Neonazis machen in der Stadt keinen Schnitt mehr." Aber im September geht es erst einmal ums Hinterland.

reb