Was macht am Arbeitsplatz krank? Was belastet, was nervt so richtig? Vier Stadt- und Regionalverkehrsbetriebe aus Niedersachsen, Hessen, Bayern und Sachsen-Anhalt kennen die Antworten. Die Betriebsräte haben die Beschäftigten anhand des DGB-Index Gute Arbeit befragt, einer von ver.di entwickelten Methode, um kritische Bereiche offenzulegen und Daten zu ermitteln, die sich mit dem bundesweiten Durchschnitt quer durch alle Branchen vergleichen lassen.

Die Ergebnisse zeigen Handlungsbedarf. Nur der Sinn der Arbeit liegt mit 75 Index-Punkten im oberen Feld für mittlere Arbeitsqualität. Kein Aspekt weist ein "Gut" auf. Acht von elf Teilaspekten liegen im kritischen Bereich, es handelt sich also um schlechte Arbeit. Am schlechtesten schneidet das Einkommen mit nur 20 Punkten ab, gefolgt von den sozialen und emotionalen Belastungen mit 33 und der Arbeitsintensität mit 35 Punkten. Alle Werte über 80 Punkten wären ein Zeichen für gute Arbeit. Zu 58 Prozent liegen die Arbeitsbedingungen im sehr kritischen Bereich.

Mehr Belastung, weniger Geld

Auf Einladung von ver.di kamen die Betriebsräte zu einem Workshop in Berlin zusammen. Die Befragung zeige, wo der Schuh drückt, auch wenn der ermittelte Index nicht für die gesamte Branche gelte, sagt Nadine Müller vom ver.di-Bereich Gute Arbeit. "Die Betriebsräte wollen wissen, was sie für die Beschäftigten tun können. Auch wir von ver.di wollen wissen, was wir noch tun können." Das gemeinsame Ziel sei gute Arbeit. Ein Workshop-Teilnehmer fasst die Befragung aus seinem Betrieb so zusammen: "Momentan geht die Spirale abwärts, zu mehr Belastung und weniger Einkommen." Mira Ball von der ver.di-Fachgruppe Nahverkehr bestätigt: "Wir haben erlebt, dass Arbeit Stück für Stück entwertet wurde. Arbeit verlangt immer mehr Qualifizierung, ist mit mehr Belastungen verbunden, aber man findet das in der Eingruppierung nicht wieder." Das müsse ver.di in die Tarifverhandlungen mitnehmen. "Es geht um die beruflichen Anforderungen, um das, was ich brauche, was ich bekomme und auch um die Wertigkeit in der Gesellschaft."

Entscheidend sei, wie stark vorhandene Beanspruchungen belasten, sagt Peter M. Sopp. Für die Beschäftigten im Fahrdienst ist das hauptsächlich das Thema Einkommen. 81 Prozent der Befragten (Fahrdienst, Werkstatt und Verwaltung zusammen) empfinden es als stark belastend, dass die Rente später nicht ausreichen wird. 72 Prozent empfinden das zu niedrige Einkommen als belastend. Die meisten (56 Prozent) glauben nicht, ihre Tätigkeit bis zur Rente ausüben zu können. Den Ausschlag gibt hier, wie Arbeit insgesamt bewertet wird. So gehen 76 Prozent derjenigen, die ihre Arbeit als schlecht empfinden, davon aus, dass sie es nicht bis zur Rente schaffen. Bei denen mit guter Arbeit sind es nur 19 Prozent.

Die Ergebnisse fließen in den Betrieben in einen Prozess ein, hin zu guter Arbeit. Weitere Hilfen stellt ver.di bereit, etwa eine neue Wandzeitung, um Maßnahmen zum Handeln zu erarbeiten. "Mit den Beschäftigten an Lösungen arbeiten", das empfiehlt Nadine Müller. Zentrales Element sei die ver.di-Gefährdungsbeurteilung, die online zur Verfügung steht. Die vier Nahverkehrsbetriebe suchen nun nach individuellen Wegen. Dazu gehören veränderte Schichtpläne, eine neue Verteilung der Arbeit mit Rücksicht auf den demografischen Wandel, Gesprächsrunden, die Gefährdungsbeurteilung. Der Anfang ist gemacht. Marion Lühring

www.verdi-gefaehrdungsbeurteilung.de