Zuerst die gute Nachricht: In den letzten 20 Jahren ist in Deutschland die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle um fast zwei Drittel gesunken - auf "nur" noch 473 im vorigen Jahr. Großenteils der Automatisierung ist zu verdanken, dass es immer weniger lebensgefährliche Arbeitsplätze gibt. Dagegen hat das Unglück, das sich Ende Juni im VW-Werk Baunatal ereignete, eine neue, beunruhigende Qualität. Die internationale Presse berichtete: "Roboter tötet Arbeiter" - eine vielsagende Formulierung. Niemand käme auf die Idee zu behaupten, eine Kreissäge oder ein Dampfkessel hätten einen Menschen "getötet". Aber Roboter sind nicht bloß mechanische Gehilfen. Sie werden immer "intelligenter", sie können laufen, ihre Arme bewegen. Wie der Staatsanwalt erklärte, wurde bei VW das 22-jährige Opfer "von dem Roboter erfasst und gegen eine Metallplatte gedrückt". Wenn das nicht wie Mord aussieht! Da so etwas wohl erstmals passiert ist, sind die Ermittler ziemlich ratlos, "ob überhaupt und - wenn ja - gegen wen ein Vorwurf zu erheben" sei. Gegen den Roboter sicher nicht. Gesucht wird nach dem sprichwörtlichen menschlichen Versagen. Prinzipiell ist immer der Mensch verantwortlich, wenn er der - in diesem Fall tödlichen - Perfektion seiner Automaten nicht mehr gewachsen ist. Und dennoch stellt sich die Frage: Können Roboter sich verselbständigen und vorsätzlich töten? "Das ist doch Science Fiction", so die Antwort von Spezialisten der künstlichen Intelligenz. Kann sie uns wirklich beruhigen? Wer heute eine vollautomatisierte Fabrik besucht, wird von dem unguten Gefühl ergriffen, dass die Realität eben eine Nachahmung der Science Fiction ist. Jahrzehnte vor ihrer Ankunft in der Wirklichkeit kannten wir Roboter aus Romanen und Filmen, und wir wurden davor gewarnt, dass sie eines Tages die Macht übernehmen könnten. Heute wird diese Mahnung von Persönlichkeiten wie Bill Gates oder Stephen Hawking bekräftigt. Vorsichtshalber hat der Robotik-Forscher Daniel H. Wilson einen Präventionsratgeber geschrieben. Sein Titel stimmt nicht eben optimistisch: Den Roboteraufstand überleben!

Guillaume Paoli