In keinem westdeutschen Bundesland verdienen Pflegekräfte weniger als in Niedersachsen. Das erklärte der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann. So liegt der durchschnittliche Monatslohn in Niedersachsen bei 2.209 Euro, während er in Nordrhein-Westfalen 2.692 Euro beträgt. Unter dem Motto "Wir bringen den Stein ins Rollen" haben sich daher Tausende von Pflegekräften in ver.di zusammengeschlossen, um diese Situation zu verbessern.

Schluss mit den Lippenbekenntnissen von Arbeitgebern und Politikern, fordert ver.di-Fachbereichsleiter Joachim Lüddecke, nachdem Ministerpräsident Stephan Weil, SPD, zwar höhere Löhne gefordert, aber nicht durchgesetzt hatte. Die in ver.di organisierten Pflegekräfte fordern deshalb einen landesweiten Tarifvertrag mit definierten Mindeststandards. Bisher kennzeichnen Personalmangel, Überlastung, anstrengende Arbeitszeiten und eine hohe körperliche und psychische Belastung den Alltag der rund 105.000 Pflegekräfte in Niedersachsen. Doch eine angemessene Entlohnung erhalten sie dafür nicht. Die Löhne differieren je nach Arbeitgeber und teils sogar innerhalb einer Einrichtung. "Für die Mehrzahl der Beschäftigten gibt es keinen Tarifvertrag, sondern der Arbeitgeber legt wie ein Gutsherr einseitig die Löhne pro Nase fest", sagt Lüddecke. So dürfe es nicht weitergehen.

105.000 Pflegekräfte betroffen

Mit Vertretern von AWO, Diakonie, Caritas und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Niedersachsen werden inzwischen schon Tarifverhandlungen geführt. Mit dem Deutschen Roten Kreuz finden derzeit Vorgespräche statt. Im Tarifvertrag sollen ähnlich wie in dem bereits bestehenden Ausbildungstarifvertrag Pflege Regelungen über Löhne, Arbeitszeit, Urlaub und Weihnachtsgeld vereinbart werden sowie Zuschläge für Überstunden und Nachtarbeit. "Außerdem wollen wir gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden den vereinbarten Tarifvertrag von der Landesregierung für allgemeinverbindlich erklären lassen", sagt Lüddecke. Beide Seiten haben sich auf vier Verhandlungstermine bis in den November hinein verständigt.

Die Tarifverhandlungen für die rund 9.000 Beschäftigten in der bremischen Altenpflege laufen bereits seit Monaten. Dort haben die Wohlfahrtsverbände sogar einen eigenen landesweiten Arbeitgeberverband Altenpflegebranche gegründet.