Titel "Erfolg Beflügelt", ver.di publik 1_2016

Vor Einführung des Mindestlohns hatten Ökonomen prognostiziert, diese würde hunderttausende Jobs vernichten. Was sind also diese teuren Fachleute wert? Was für ein jahrelanges Gezerre um den Mindestlohn. Wieviele Falschaussagen von allen Seiten. Klar sind die Arbeitgeber zufrieden, können sie doch legal Leute zu Dumping-Löhnen beschäftigen, die dann noch "aufstocken" gehen müssen. Ein Teil der Kosten wird also gleich sozialisiert. Wie groß wird das Geschrei jetzt werden, denn der Mindestlohn wird früher oder später erhöht, oder ist das im Gesetz nicht berücksichtigt? Steigerungsfaktor könnte die Steigerungsquote der Managergehälter sein.

Rainer Prosik, Hattenhofen


Unvorstellbar, unmöglich, dass so Wenige so viel Vermögen besitzen? Warum? Darum. Haben sie gespart, haben sie es gewonnen, haben sie es zusammengerafft? Jeder kann und soll sich selbst die Antwort geben. Mir geht es darum, dass es doch heutzutage meistens nur um Geld und die dazugewonnene Macht geht. Nicht immer, aber immer öfter. Hast du was, dann bist du was; so heißt es doch landläufig. Ein furchtbarer Ansatz, ein schlimmer Vergleich. Gerade jetzt in unserer Zeit. Es gibt so viele Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Ist es die eigene Schuld, wenn man "arm" ist? Sicher, es gibt jetzt den Mindestlohn. Ein Erfolg? Kann man von 8,50 Euro Brutto über die Runden kommen? Man muss, wenn es nicht anders geht. Für Vieles wird auf die Straße gegangen, für das es nicht wert ist zu demonstrieren. Für die soziale Gerechtigkeit, und um die geht es, müssen und sollten wir den Mund aufmachen und mit den Füßen abstimmen. Das Volk ist der Souverän und das müssen wir den "Wichtigen" immer wieder und nicht nur vor den Wahlen, sagen/schreiben. Empören wir uns und lassen wir uns den Mund nie verbieten.

Diese Ungerechtigkeit muss endlich beendet werden. Ketzerisch möchte ich mit einem lateinischen Zitat schließen. "Dives aut iniquus aut iniqui heres - Der Reiche ist entweder (selbst) ein Gauner oder der Erbe eines Gauners."

Wolfgang Göldner, Weiden


Thema "Kinderarmut setzt sich fest", ver.di publik 1_2016

Ich lese immer wieder gern und mit Bereicherung an Wissen die ver.di publik. In der letzten Ausgabe hat mich aber der Begriff "Kinderarmut" nicht nur verstört, sondern in Wut gebracht. Dieser Begriff ist ein Hohn auf die Kinder in Asien, Arabien, Afrika, Mittel- und Südamerika, die für ihre Familien arbeiten müssen. Und dabei zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig bekommen. In Deutschland kann es nur darum gehen, dass Familienmütter oder -väter zu wenig verdienen, um ihren Kindern ein deren Umwelt und den Lebensanforderungen gerechtes Dasein zu ermöglichen. Hierzu gehören Teilnahme am Kita-Besuch, an Schülerreisen, gute Ausstattung bei Schulutensilien usw.. Kinderarmut in Deutschland? Schwachsinn!

Karsten Brockmann, München


Thema Flüchtlinge in ver.di

Die Gewerkschaften sind Teil der Zivilgesellschaft und müssen in der Flüchtlingssituation Flagge zeigen, sich aktiv mit Fluchtursachen auseinandersetzen, auch wenn es mal unangenehm wird (z.B. Verantwortung der Kohleindustrie für Klimaschäden, die bereits Teil der Fluchtursachen sind; Waffenschmieden als Kriegsgewinnler). Gehen wir nicht proaktiv auf diese Fragen zu, finden andere die Antworten. Auch Europa-Fragen sind doch wichtig. Jetzt ist der Zeitpunkt zu formulieren, wie Gewerkschafter/innen sich dazu positionieren. Wir haben sicherlich keine fertigen Antworten, aber die Debatte muss losgehen.

Jeannette Kassin, per E-Mail


Kommentar Upps... "Da stockt der Atem", ver.di publik 1_2016

Die Äußerung des Verwaltungsratspräsidenten von Nestlé, wonach ein Menschenrecht auf Wasser "extremistisch"wäre, ist nicht nur menschenverachtend, sondern auch dumm. Der Konzern hat aus den eigenen Fehlern der Vergangenheit offensichtlich nichts gelernt. Ich erinnere nur an den Milchpulver-Skandal Anfang der 1970er-Jahre ("Nestlé tötet Babys"). Es ist an der Zeit, die multinationalen Konzerne zu zerschlagen, die wie Krebsgeschwüre auf unsere Kosten wuchern und alles Leben auf dem blauen Planeten bedrohen. P.S. Die ver.di publik bringt immer wieder wertvolle Informationen. Hört bloß nicht damit auf!

Andreas Stolze, Oberammergau


Politische Themen in ver.di publik

Immer wieder - zuletzt in ver.di publik 8_2015 der Kollege Baalhorn - beklagen sich Leser darüber, dass "eine Gewerkschaft sich ... mit politischen Themen" befasst und meinen, sie sollte sich nur mit "den arbeitsrechtlichen Belangen ihrer Zielgruppe befassen". Dem ist entgegenzuhalten, dass es mehr und mehr politische Entscheidungen sind, welche Einkommensverluste der Arbeitnehmer zur Folge haben, Entscheidungen, die gar nicht dem Arbeitgeber in seiner Funktion als Tarifpartner zuzurechnen sind. Nur drei Beispiele: Ausgliedern von Unternehmensbereichen in Billigtöchter zwecks Tarifflucht und Lohnsenkung, Privatisierungen im Bereich der Daseinsvorsorge oder Einfrieren des Beitragsanteils der Arbeitgeber zur Krankenversicherung mit der Konsequenz, dass alle Beitragssteigerungen nur noch von den Arbeitnehmern zu bezahlen sind.

Nichts davon kann Gegenstand von Tarifverhandlungen sein. Vielmehr haben es die Arbeitgeber mit erfolgreicher Lobby-Arbeit vermocht, hierzu politische Entscheidungen in ihrem Sinne herbeizuführen. Auch der Kampf um den - sehr bescheidenen - Mindestlohn konnte nicht als arbeitsrechtliche oder Tarifauseinandersetzung geführt werden, sondern musste auf der politischen Bühne erfolgen, und die noch bevorstehende Zunahme katastrophaler Altersarmut (für viele schon heute bittere Realität) ist politischen Entscheidungen geschuldet, z.B. Rentenabsenkung durch demografischen Faktor, private Vorsorge-Modelle, die außer den Versicherungsunternehmen kaum jemandem nutzen, Absenkung des Rentenniveaus auf 43 Prozent etc..

Eben dies habe ich auch in einem Leserbrief auf eine ähnliche Kritik in der Süddeutschen Zeitung im Zusammenhang mit unserem letzten Bundeskongress geschrieben und hinzugefügt: "Die ver.di-Kollegen liegen also richtig, wenn sie nicht mehr nur die Tarifauseinandersetzungen mit den Arbeitgebern führen, sondern auch politische Fehlentwicklungen bekämpfen wollen ... ich wünschte, sie würden sich angesichts von Finanzkrise und zunehmender Armut endlich auch der Systemfrage widmen!" (SZ vom 5. Okt. 2015)

Bernd Schröder, Mitglied im Landesseniorenausschuss und Landesfachbereichsvorstand FB 13 in Bayern


Thema "Griechenlands Recht auf Reparationen", ver.di publik 6_2015

Die Verweigerung der Reparationszahlungen an Griechenland ist ein völkerrechtliches Versagen, das die Beziehungen zu Griechenland unnötig belastet. Der zwischen den Siegerstaaten des Zweiten Weltkrieges (Russland, USA, Großbritannien und Frankreich) und der Bundesrepublik Deutschland und der DDR am 12.09.1990 geschlossene Zwei-plus-Vier-Vertrag ermöglichte die Wiedervereinigung Deutschlands. Er war die politisch geforderte und rechtlich notwendige Friedensregelung zwischen den Siegermächten und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Vertrag wurde nicht Friedensvertrag genannt, weil sich Deutschland an den berechtigten Reparationszahlungen an Griechenland vorbeimogeln möchte - hatte doch das Hitler-Deutschland im April 1941 Griechenland in verbrecherischer Weise überfallen und bis Oktober 1944 ausgeplündert und die griechische Nationalbank zu einer Zwangsanleihe an die Deutsche Reichsbank gezwungen. Bis heute beläuft sich die berechtigte Reparationsanspruch Griechenlands an Deutschland auf ca. 90 Milliarden Euro. Die Bundesrepublik Deutschland hat die leider immer noch offene Reparationsschuld gegenüber Griechenland, einem Staat, um dessen Existenz es bedrohlich ernst bestellt ist, baldmöglich zu begleichen.

Dieter Saal, Großheide


Rechtschreibung in ver.di publik

Ich wundere mich darüber, dass Sie in Ihrer Mitgliederzeitung Schreibungen wie "Forscher/innen" verwenden, obwohl die aktuelle amtliche Rechtschreibregelung in diesen Fällen neben dem Schrägstrich auch den Gebrauch des Bindestrichs vorsieht ("Forscher/-innen"); vgl. meine Ausführungen in der Duden-Veröffentlichung Duden Praxis kompakt - Deutsche Rechtschreibung auf Buchseite 44.

Christian Stang, per E-Mail


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