Über die Grenzen vereint - spanische und deutsche Gewerkschafter/innen

Als die sechs spanischen Gewerkschafter der CC.OO (Comisisones Obreras) Ende April in Frankfurt aus dem Flugzeug stiegen, landeten sie direkt im Arbeitskampf. Denn am Flughafen wurde gestreikt. Da wurden besonders diejenigen Delegationsmitglieder aus Barcelona neugierig, die im Frachtbereich der spanischen Fluglinie Iberia beschäftigt sind. Schnell konnte der Austausch beginnen. Denn darum ging es bei diesem deutsch-spanischen Austausch von Dienstleistungsbeschäftigten: die Probleme kennenlernen und ein Netzwerk schaffen, um sich über Ländergrenzen hinweg unterstützen zu können.

Mit Händen und Füßen

Zunächst schien die Verständigung ein wenig mühsam, sagt Tiny Hobbs vom einladenden ver.di-Bezirk Frankfurt. "Eine Kollegin, die Deutsch sprach, dolmetschte. Außerdem haben wir noch Englisch - und Hände, Füße und Gesten." Dann stellte sich aber auch heraus, wie überraschend viele spanisch sprechende Kolleginnen und Kollegen in der Frankfurter Region arbeiten. Und im Erfahrungsaustausch zeigte sich, wie sehr sich die Probleme in beiden Ländern ähneln: Ausgliederungen von Betriebsteilen mit den entsprechenden unsozialen Folgen, Kampf um Arbeitsbedingungen und Einkommen. Mit einem Problem müssen sich die Kolleg/innen aus Barcelona allerdings nicht herumschlagen: Der Fluglärm ist kein Ärgernis in der Region, da der Airport weiter außerhalb liegt.

Aber das Programm hatte noch viele weitere Stationen. Am Vorabend des 1. Mai ging es gemeinsam zum traditionellen "Mahl der Arbeit" in Frankfurt. Dort trafen sich Betriebs- und Personalräte, Vertrauensleute, junge Gewerkschafter/innen zum Gedankenaustausch, auch mit Ansprechpartnern aus der Kommunalpolitik. Diese Veranstaltungen, bei denen auch gut gespeist wird, leiten die Kundgebungen zum 1. Mai ein. In diesem Jahr gab es sie in Frankfurt, Offenbach und Egelsbach. Die Kolleg/innen aus Barcelona teilten sich auf die Veranstaltungen auf und übermittelten Grußworte.

Das dichtgedrängte Programm führte auch zum Hessischen Rundfunk, dessen öffentlich-rechtliche Verfassung für die Gäste aus Spanien spannend war. Wohnungspolitik, bezahlbarer Wohnraum gerade in Ballungsgebieten war Thema im Frankfurter Römer zusammen mit DGB-Vertretern und Oberbürgermeister Feldmann. Es blieb aber auch noch ein wenig Zeit, durch die Main-Metropole zu schlendern und ein von Gewerkschaftern getragenes Fanprojekt beim Fußballspiel gegen Mainz 05 zu besuchen.

Tiny Hobbs zog Bilanz: Das Vernetzen von betrieblicher und gewerkschaftlicher Interessenvertretung über die Landesgrenzen hinweg ist nach seiner Überzeugung Voraussetzung für eine Stärkung der Gewerkschaften gegenüber den international agierenden Unternehmen. Gemeinsamkeiten ausloten, unterschiedliche Bedingungen kennenlernen und solidarische Verbindungen knüpfen. Freudig erschöpft traten die Kolleg/innen aus Barcelona die Heimreise an, nicht ohne bereits ein weiteres Treffen im Sinn zu haben. reb