Aus einem mach' zwei

Auf der Straße, in den Betrieben und bei Tarifrunden - miteinander sprechen kann man überall: Die Werber für ver.di sind überall unterwegs, um neue Mitglieder für die gemeinsame Sache zu gewinnen. Hier geben sie Tipps, die jeder umsetzen kann Karola Güth

arbeitet an der Fachhochschule in Erfurt und ist Mitglied im ver.di-Gewerkschaftsrat

Gespräche kann man überall führen. Manche hat nur noch niemand gefragt, manche spreche ich auch mehrfach an. Mein spektakulärster Werbeerfolg war meine Bettnachbarin im Krankenhaus. Sie arbeitet in einem Logistikbetrieb ohne Betriebsrat. Am besten kann ich die Leute überzeugen, indem ich von den politischen Inhalten berichte, für die wir in ver.di stehen: für Gerechtigkeit und Solidarität, für eine lebenswerte Gesellschaft. Ich stelle fest, dass das ziemlich oft überzeugt. Denn wir brauchen eine starke Gewerkschaft und viele Mitglieder, damit auch unsere Kinder und Enkel noch in einer lebenswerten Gesellschaft ohne Ellenbogen-Mentalität leben können. Eine Gesellschaft, in der wir uns gegenseitig unterstützen und wo angemessene Ausbildungs- und Vergütungssysteme herrschen. Ich würde mir wünschen, dass jedes ver.di-Mitglied mindestens ein Mitglied im Jahr wirbt. Wir sind zwei Millionen Mitglieder und würden ganz schnell vier Millionen werden. Wir sind alle nur so stark, wie wir auch Mitglieder haben.


Sascha Kraft

arbeitet in der Berliner Charité im Facility Management

Wir gehen in der Regel zu zweit auf Mitgliederwerbung. Die Gespräche führen wir am Wochenende in der Freizeit und werben nicht während unserer Arbeitszeit. Dafür haben wir aber auch mehr Zeit, intensiv in die Gespräche zu gehen und die Hintergründe, Nöte und Sorgen herauszufinden. Angefangen habe ich vor zwei Jahren mit der Mitgliederwerbung. Schwierig ist es, Leute mit Fremdsprachen zu erreichen, wir beschäftigen mittlerweile 67 verschiedene Nationen. Aber es gibt Hilfen von ver.di. Die Flugblätter werden in immer mehr Sprachen übersetzt. Mein stärkstes Argument ist, dass wir nur mit vielen Mitgliedern vernünftige Tarifverträge erreichen und die Interessen der Beschäftigten gut vertreten. Es ist wichtig, organisiert zu sein, denn gegenüber dem Arbeitgeber hat man allein so gut wie kaum Chancen. Die Gewerkschaft hilft einem dabei, seine Rechte durchzusetzen.


Wolfgang Seitz

arbeitet in der Sicherungsbranche für die Deutsche Bahn, ist freigestellter Betriebsrat

Die Menschen beschweren sich, sie haben zu wenig Lohn. Also müssen wir was machen, und genau das sage ich bei der Mitgliederwerbung. ver.di, das sind wir. Wenn wir keine Mitglieder haben, können wir nichts starten. Es ist wichtig, bundesweit viele Mitglieder zu haben, um auch einen bundesweiten Tarifvertrag abschließen zu können. Dafür brauchen wir Strategien. Ich habe immer Faltbroschüren in meiner Tasche dabei. Ich gehe überhaupt nicht aus dem Haus raus ohne die Broschüren. Weil wir bundesweit unterwegs sind, kommt automatisch das Thema "Wir brauchen mehr Geld". Und ich sage dann, vorher brauchen wir einen Tarifvertrag. Ohne den gibt es nicht mehr Geld. Wenn man selbst überzeugt ist, ist man auch überzeugend.


Cihan Yüceer

arbeitet bei der Deutschen Post im Bezirk Rhein-Neckar

Bei uns bei der Post ist es ja Tradition, in der Gewerkschaft zu sein. Das macht es einfacher. Mein Highlight war aber, als ich an einem Tag alle Auszubildenden auf einmal geworben habe. Das waren 30 Azubis am ersten Ausbildungstag. Ich sage ihnen, ver.di ist besser als eine Aktie. Das begründe ich mit der Rendite bei nur einem Prozent Beitragszahlung und einer drei- bis fünfprozentigen Lohnerhöhung durch Tarifabschlüsse. Das kann jeder nachrechnen - ein ver.di-Beitrag von einem Prozent und die entstandene Rendite bei jeder Lohnerhöhung.


Simona Schulze

arbeitet bei der Deutschen Post AG in Schönefeld, Niederlassung Brief

Wir sagen den Kolleginnen und Kollegen im persönlichen Gespräch, auch am Arbeitsplatz, welche Vorteile die Mitgliedschaft hat. Das überzeugt oftmals gerade auch dann, wenn sie selber schlechte Erfahrungen gemacht haben, sei es, dass sie zu irgendwelchen Regressen Stellung nehmen müssen, oder wenn es um arbeitsrechtliche Dinge geht. Durch ver.di haben sie kostenlosen Rechtsschutz. Da geht's ja auch um Rückgewinnung, denn es betrifft häufig ältere Kolleg/innen. Die sagen, dass sie sparen müssen. Doch dann sind viele Dinge nicht mehr abgedeckt, und sie werden selbst zur Kasse gebeten. Bei der Rückgewinnung sagen wir, du hast einen kostenlosen Rechtsschutz, du hast eine Freizeitunfallversicherung und du hast als Fahrer eine Unterstützung, wenn du Mitglied in der GUV-Fakulta, der gewerkschaftlichen Unterstützungseinrichtung der DGB-Gewerkschaften bist. Viele überlegen es sich dann nochmal.


Harry Kirschsieper

ist Omnibusfahrer bei der Mainzer Verkehrsgesellschaft und seit sechs Jahren Vertrauensleutesprecher

Wir haben ein bis zwei Infowochen im Jahr und da einen Infostand der GUV-Fakulta, unserer gewerkschaftlichen Unterstützungseinrichtung. Wir stehen an prominenter Stelle, sodass jeder da vorbei muss. Letztes Mal hatten wir einen Bus mit Glitzer, dann bleiben die Kollegen stehen, man kommt ins Gespräch. Erstaunlich ist, wie viele Menschen sagen: "Es hat mich noch nie jemand gefragt, deshalb bin ich nicht dabei." Für uns Omnibusfahrer ist ein wichtiges Argument die Unterstützungseinrichtung GUV-Fakulta. Wenn du ihnen die Wichtigkeit nahebringen kannst, dann hast du die Mitglieder schon gewonnen. Ich kann ja zusichern, wenn sie beruflich einen Unfall haben, dass die GUV-Fakulta den Schaden übernimmt und dass ver.di sich mit dem Rechtsschutz beteiligt, wenn es zum Streit kommt. Ich nehme sehr häufig das Faltblatt von ver.di: Gute Gründe, dabei zu sein. So kommen wir ins Gespräch. Außerdem nutze ich die Herzlich-Willkommen-Karten.


Stefanie Blauth

ist Mitarbeiterin einer Sparkasse im Bezirk Pfalz und dort stellvertretende Betriebsgruppenvorsitzende

Mitgliederwerbung ist für mich ganz wichtig, weil man dadurch im Unternehmen Ansprechpartner sein kann, man bekommt eine schnelle Rückmeldung, auch von Mitgliedern, und man kann etwas bewegen - auf einem schnellen und oftmals auch unkomplizierten Weg. Ein schönes Werbe-Erlebnis war, als wir spontan ins Auto gestiegen sind, mit einem Körbchen dabei, mit Schokolade zu Ostern und ein paar ver.di-Flyern. Wir haben an dem Tag elf Mitglieder geworben, nach dem Motto, die haben eigentlich nur gewartet, dass der Osterhase vorbeikommt. Ich glaube, das ist ein guter Weg. Wir sind relativ erfolgreich. Sparkassen sind sonst nicht so stark organisiert, das hören wir immer wieder. Ich möchte, dass wir eine Rolle spielen, dafür arbeite ich stark mit den Kollegen zusammen. Wir wollen etwas erreichen, alleine schaffen wir das nicht. Man kann ja auch gemeinsam Spaß haben. Gewerkschaft muss man leben.


Jürgen Kallert

ist freigestellter Betreibsrat bei der Deutschen Post in Nürnberg

Ich bin rund um die Uhr ansprechbar. Überall. Wenn jemand neu eingestellt wird, stell' ich mich als Betriebsrat vor. Bei uns bei der Post ist es relativ einfach, hier muss man Kraftfahrzeuge bewegen und die Regressrate ist relativ hoch. Da ist es leicht, jemanden zu überzeugen. In einem Zustellstützpunkt sind wir mal mit 13 Neuwerbungen rausgegangen. Materialien brauche ich nicht. Es geht um Betriebsprozesse. Mein Tipp ist: Auf die Menschen zugehen. ver.di ist eine gute Sache. Das kann man gut erklären. Wenn jemand neu anfängt, hingehen. Auch bei der Rückgewinnung ist es relativ einfach. Wenn jemand verärgert ist, kann man darüber reden, und sagt, überleg' es dir nochmal. Mitglied sein ist wichtig, weil man keine Tarifverträge erreichen kann, wenn der Organisationsgrad unter 50 Prozent ist. Ich argumentiere außerdem mit der Unterstützungseinrichtung GUV-Fakulta, dem ver.di-Rechtsschutz und der Lohnsteuerberatung.

Wer auch Mitglieder werben möchte, findet dafür nützliches Material zum Herunterladen auf

www.verdi.de/ueber-uns/stark-mit-dir