ver.di Hamburg zeichnet die Belegschaft des Deutschen Schauspielhauses für ihre Hilfe für Geflüchtete aus. Auch Bea Trampenau geehrt

Felicitas Lewrentz und Bastian Lomsché vom Deutschen Schauspielhaus

Ende November hat ver.di Hamburg erstmalig den Paula-Mielke-Preis für Vielfalt und Zivilcourage verliehen. Mit der Auszeichnung wurden Projekte und Initiativen gewürdigt, die sich in Betrieben und Gesellschaft gegen Rassismus, für Toleranz, Chancengleichheit und ein solidarisches Miteinander engagieren.

Der Preis ging an die Belegschaft des Deutschen Schauspielhauses. Sie hatte im vergangen Jahr für rund 4.000 Flüchtlinge Krisenhilfe angeboten und gleichzeitig den Spielbetrieb aufrechterhalten. Das Schauspielhaus mit seiner zentralen Lage gegenüber dem Hauptbahnhof haben die Beschäftigten zu einem Ort des Ankommens gemacht. Hier haben Menschen nach ihrer langen, gefährlichen Reise einen Schlafplatz, ein Essen und ein paar liebevolle Worte gefunden. Die Initiative wurde allein von den Beschäftigten getragen - ehrenamtlich und selbst organisiert. Von Mitte September bis Weihnachten des vergangenen Jahres haben sie in Tag- und Nachtschichten den Geflüchteten ein Stück Würde zurückgegeben.

Ganz unkonventionell

Felicitas Lewrentz und Bastian Lomsché nahmen stellvertretend für die Belegschaft des Deutschen Schauspielhauses den Preis entgegen: "Wir bedanken uns sehr für die Verleihung des Paula-Mielke-Preises. Wir nehmen diesen Preis stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schauspielhauses entgegen. Für die, die neben ihrer Arbeitszeit Schichten oder organisatorische Aufgaben übernommen haben, aber auch für die, die ihren Kolleginnen und Kollegen im Büro, den Werkstätten, auf und hinter den Bühnen den Rücken freigehalten haben. Selbstverständlich bedanken wir uns auch bei der Intendanz und der Geschäftsleitung, die mit unkonventionellen Entscheidungen und schneller Unterstützung geholfen haben, die Unterbringung der Geflüchteten neben dem normalen Theaterbetrieb zu realisieren. Wir möchten auch den vielen Helferinnen und Helfern danken, die sich Tag und Nacht am Hauptbahnhof aufgerieben haben. Denen, die aus St. Georg, aus den anderen Hamburger Theatern und aus der ganzen Stadt zu uns gekommen sind und uns ihre Hilfe angeboten haben."

Engagiert für die Rechte von Frauen: Bea Trampenau

Ebenfalls mit dem Paula-Mielke-Preis wurde Bea Trampenau ausgezeichnet. Sie engagiert sich seit drei Jahrzehnten für die Rechte von Frauen und gegen die Ausgrenzung von Lesben. Sie erinnert an die Nazi-Diktatur und setzt sich ebenfalls für Geflüchtete ein. Und das in vielen Zusammenhängen. Angefangen bei der Antifaschistischen Begegnungsstätte Heideruh über den Hamburger Lesben-Verein Intervention und das Forum Flüchtlingshilfe bis zur Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten.

Mutige Entscheidung

Bea(trice) Trampenau sagte: "Ich danke ver.di für die Entscheidung, den Preis nach Paula Mielke zu benennen. Eine Frau.Eine Vertreterin des kommunistischen Widerstandes, Chapeau. In Zeiten antikommunistischer Verblendung eine mutige Entscheidung. Mit einem Preis für Vielfalt und Zivilcourage lasse ich mein lesbisch-feministisches, antifaschistisches Wirken gerne auszeichnen."

Die Laudatio zur Preisverleihung in der Aula der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) hielt Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank. In ihrer Rede ging Fegebank unter anderem auf die Flüchtlingssituation und die Hamburger Willkommenskultur ein. "Die Preisträgerinnen und Preisträger des Paula-Mielke-Preises sind Botschafter unserer Weltoffenheit, unseres Respekts und unserer Menschlichkeit. Sie zeigen, wie das Miteinander in unserem Land friedlich, respektvoll und bereichernd gelingen kann."