Urlaub ist einfach die schönste Zeit des Jahres. Den ganzen Tag nur das tun, worauf man wirklich Lust hat: zum Beispiel Snowboarden, am Strand liegen oder stundenlang in netten Cafés sitzen. Das ist schon in der Schule so, wenn Ferien sind, wird später im Beruf nicht anders sein und trifft auch auf die Zeit der Ausbildung zu.

Ärgerlich ist es, wenn man nicht selbst entscheiden kann, wann der Urlaub stattfinden soll. "Also wir hatten jetzt im Oktober Urlaub und haben erst drei Wochen vorher erfahren, dass wir da Urlaub haben", sagt Lea Pfeifer, 19, die an der Cnopf'schen Kinderklinik in Nürnberg eine Ausbildung zur Kinderkrankenpflegerin macht und diesen Sommer zur Vorsitzenden der Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt worden ist. Über die Lage und die zu nehmende Anzahl der Urlaubstage können die Auszubildenden dort nicht mitreden. Sie werden allein von der Pflegeschule der Klinik bestimmt.

Freie Wahl der Urlaubstage? Von wegen!

Das Bundesurlaubsgesetz gewährt eigentlich allen Beschäftigten und auch Auszubildenden die freie Wahl der Urlaubstage, doch in der Pflegeausbildung sieht die Praxis an vielen Schulen anders aus. Was im Gesetz oder einem Tarifvertrag steht, setzt leider nicht jeder Arbeitgeber um. Dafür braucht es häufig jemanden, der das explizit einfordert. In der Ausbildung ist das idealerweise die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV). Sie ist dafür da, die Interessen der Auszubildenden und jugendlichen Beschäftigten auch gegen die Geschäftsführung oder Dienststellenleitung durchzusetzen.

Alle zwei Jahre wählen die Betroffenen ihre Vertretungen neu. Bei Unternehmen der Privatwirtschaft fanden die Wahlen gerade erst im Oktober und November statt. An der Cnopf'schen Kinderklinik haben die Auszubildenden ihre Vertretung dagegen bereits im Frühling gewählt. Das Krankenhaus wird von der Diakonie betrieben und dort gilt das Mitarbeitervertretungsgesetz (MVG) der Kirchen. Auch bei kommunalen Betrieben und Einrichtungen des öffentlichen Dienstes findet die JAV-Wahl im Frühjahr statt. Am Klinikum Augsburg waren die rund 500 Auszubildenden im März und April zur Wahl aufgerufen.

Dort ist Jürgen Laschose, 22, Vorsitzender der neuen JAV. Damit gewählt werden kann, muss der Personal- oder Betriebsrat einen Wahlvorstand bestellen, der immer die eigentliche Wahl vorbereitet und durchführt. "Wir wurden dabei von unserem ver.di-Jugendsekretär unterstützt. Der hat mit uns ein Kandidatenseminar gemacht, die gesamten Infos gegeben und uns bei der Aufstellung zur Wahl geholfen", sagt Jürgen. Um sich bei den Auszubildenden bekannt zu machen, verteilten er und seine Mitstreiter/innen Flyer in den einzelnen Pflegekursen und auf den Stationen im Krankenhaus und stellten sich damit vor.

Werben auf der E-Learning-Plattform

In der Cnopf ́schen Kinderklinik gingen die Kandidatinnen und Kandidaten nicht in die einzelnen Klassen, erstellten aber auch Steckbriefe, "mit einem Foto, unserem Namen, Kurs und was uns selber stört, was wir verändern möchten", erzählt Lea von ihrem Wahlkampf. "Die wurden auch im Moodle veröffentlicht, unserer E-Learning-Plattform."

"Die Wahlbeteiligung war bei uns verhältnismäßig hoch, rund 50 Prozent sind tatsächlich hingegangen", sagt Lea. Auch in Augsburg beteiligte sich knapp jede/r Zweite. "Die Leute durften von den Stationen aus kurz in die Aula, um dort ihr Kreuzchen zu machen. Die, die gerade in der Schule waren, sind in der Pause zum Wählen gegangen", erzählt Jürgen vom Wahltag in seinem Klinikum. Ähnlich wie bei Wahlen zu Parlamenten nehmen leider nicht alle ihr demokratisches Recht wahr, mitzubestimmen, wer ihre Interessen vertreten soll. Dabei zahlt sich eine gute JAV vor allem für die Auszubildenden aus. Der Ausbildungsreport der DGB-Jugend zeigt, dass Auszubildende mit einer betrieblichen Interessenvertretung wesentlich zufriedener mit ihrer Ausbildung sind (78 Prozent), als solche ohne JAV oder Betriebsrat (63Prozent).

Gute Interessenvertretungen fallen aber nicht vom Himmel. Damit die neuen Mitglieder der JAV wirklich fit für ihre Aufgabe sind, bietet ver.di verschiedene Seminare an. "Ich war mit der ganzen JAV im Oktober in Brannenburg auf dem Grundlagenseminar. Das war zwar eigentlich für den öffentlichen Dienst, aber die haben für uns extra jemanden organisiert, der das Mitarbeitervertretungsgesetz mit uns erörtert hat", sagt Lea. Im Mai wollen sie dann das Folgeseminar besuchen, in dem es konkret um die Ausbildungsqualität und die Frage der Übernahmen nach der Ausbildung geht. Die jungen Interessenvertreter/innen lernen hier, wie sie Qualitätskontrollen durchführen können und welche Möglichkeiten sie haben, um Mängel zu beseitigen.

An der Cnopf ́schen Kinderklinik ist zum Beispiel die fehlende Kostenübernahme für die Fachbücher in der Ausbildung so ein Mangel. "Es geht da um 400 bis 500 Euro pro Person und das ist schon recht viel Geld", sagt Lea und regt sich auf. "Es steht ja relativ klar im Paragrafen drinnen." Daher hat die JAV im November einen Brief an den Schulleiter geschrieben, indem sie ihn auffordert, die Bücherkosten zu übernehmen. Wenn er darauf nicht reagiert, wollen Lea und ihre Mitstreiter/innen rechtliche Schritte einleiten.

Besser mit einer Dienstvereinbarung

In Augsburg geht es weniger um ́s Geld, als vielmehr um die Ausbildung selbst. "Neben mehr Praxisanleitung und weniger ausbildungsfremden Tätigkeiten haben wir aktuell vor allem die Urlaubsplanung als Thema bei unserer JAV", sagt Jürgen. Ganz ähnlich wie bei Lea können die Auszubildenden am Klinikum Augsburg ihren Urlaub nicht selbst planen. "Wir haben dazu eine Umfrage unter den Azubis gemacht und in den einzelnen Kursen Delegierte gewählt, mit denen wir jetzt eine Dienstvereinbarung dazu erarbeiten wollen. Und das werden wir dann auch mit Aktionen begleiten", so Jürgen.

Gerade erst ins Amt gewählt, haben die beiden JAV-Vorsitzenden schon angefangen richtig dicke Bretter zu bohren. Und wenn sie sich durchsetzen, werden die Auszubildenden in Nürnberg und Augsburg ihren Urlaub endlich selbst planen können. Denn es macht einen Unterschied, ob der Oktober im Mai liegt.


Schul' dich

Die Seminarreihe für neue JAVen

Interessenvertretung ist kein leichtes Spiel. Erfolgreich ist nur, wer sich auskennt mit Gesetzen, Verhandlungsstrategien und Handlungsmöglichkeiten. Darum hat die ver.di Jugend eine vierteilige Seminarreihe speziell für Jugend- und Auszubildendenvertreterinnen und -vertreter entwickelt. Die Schulungen finden in der ver.di-Jugendbildungszentrale in Naumburg, aber auch in jedem einzelnen Bundesland statt.

Im Mittelpunkt des ersten Seminars (Praxis 1) stehen die wichtigsten Gesetzesparagraphen und ihre praktische Umsetzung im Alltag. Zudem wird das Selbstverständnis als JAV gestärkt. Nach dieser Einführung folgt im zweiten Seminar (Praxis 2) alles Wesentliche zu Fragen der Ausbildungsqualität und der Übernahme von Auszubildenden.

Das dritte Seminar (Praxis 3) richtet sich an JAV-Mitglieder, die auf diesen Grundlagen aufbauen und ihre kommunikativen, organisatorischen wie auch methodischen Kompetenzen erweitern wollen. Im vierten Seminar (Praxis 4) werden Methoden zur effektiven Arbeitsorganisation der JAV-Arbeit (Zeitmanagement und Projektarbeit) vermittelt. Dazu zählt auch, wie arbeitsrechtliche Spezialfälle im Ausbildungsverhältnis bearbeitet werden, beispielsweise eine Abmahnung oder Kündigung.

Wer alle vier Seminare besucht, ist fit für die Arbeit in der Interessenvertretung. Aber auch für viele andere Lebensbereiche und Arbeitssituationen lassen sich wertvolles Wissen mitnehmen und wichtige Fähigkeiten gewinnen.