Aktion der ver.di Jugend München im November 2016. Thema: Verbesserung von Ausbildung und Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen

Für Pflegefachkräfte bei "Münchenstift", den stadteigenen Senioren-Wohn- und Betreuungseinrichtungen, ist ver.di ein guter Tarifvertrag gelungen. Das Beispiel sollte Schule machen in der gesamten Branche: Die Beschäftigten hätten es verdient.

Immer mehr Menschen und Familien sind auf Hilfe angewiesen, doch die, die diese Hilfe leisten, brauchen auch Unterstützung. Sie arbeiten oft am Limit, und der Druck wird immer größer. Wer pflegt, leistet physische und psychische Schwerstarbeit. Und weil die Pflegenden es ja mit Menschen zu tun haben, muss diese Arbeit respektvoll, geduldig und einfühlsam erledigt werden.

Es geht ans Geld

Honoriert wird ihnen das kaum. Auf der Image-Skala der Berufe rangieren die Pflegenden in der Gesundheitsversorgung zwar vorne dran, auf der Einkommensskala aber leider nicht. Es bleibt beim "Vergelt‘s Gott". Kaum zu glauben, wie schwer es für Gewerkschaften immer wieder ist, hier Verbesserungen durchzusetzen.

Nicht, dass es bei Arbeitgebern und Politik an Verständnis fehlt. Aber es fehlt am nötigen Geld an der richtigen Stelle. Denn jeder zusätzliche Euro für das Pflegepersonal muss über Beiträge und Gebühren wieder hereinkommen. Das ist zugegeben ein ungemütliches Problemfeld: Wer zahlt schon gerne mehr für Pflege und Gesundheit.

Im Interesse einer guten Pflege und fairer Behandlung der Beschäftigten muss die Finanzierungsfrage aber schnell gelöst werden. Schon heute gibt es zu wenige Pflegekräfte. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen verlassen sie den Beruf im Schnitt nach sieben Jahren wieder. Nur wer selbst fair bezahlt und behandelt wird, kann auf Dauer gut pflegen. Eine Gesellschaft, die immer stärker auf gute Pflegeeinrichtungen angewiesen ist, muss bei der Finanzierung umdenken. Gute Pflege hat nicht nur ihren Wert, sondern auch ihren Preis.

Umdenken müssen allerdings auch die Pflegekräfte selbst. Noch viel zu viele sind als Einzelkämpfer unterwegs und haben noch nicht erkannt, dass sie sich zur Verbesserung ihrer Situation zusammenschließen müssen. Jetzt wäre eine gute Zeit, gemeinsam für diese Interessen einzutreten. Mit dem Tarifvertrag beim "Münchenstift" als gutem Anfang.

Ernst Edhofer