Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publik

Auch in den USA sind Gewerkschaften wichtig für eine gerechte Gesellschaft. Dort steigen die Einkommen mittlerer Einkommensgruppen, wenn viele Menschen Mitglied einer Gewerkschaft sind. Wenn aber der Organisationsgrad sinkt, dann profitieren vor allem diejenigen, die sowieso schon genug haben. Dann verdienen vor allem die oberen zehn Prozent mehr, so eine US-Studie des Economic Poly Instituts, wie der DGB berichtet.

Doch gerade in den USA werden Gewerkschaften stark bekämpft, sinken die Mitgliederzahlen Jahr für Jahr. Ein gewerkschaftsfeindliches Klima "Made in USA" scheint auch für immer mehr Manager in Deutschland Vorbild zu sein, wie zahlreiche Union-Busting-Fälle mit professionellen Kanzleien zeigen. Jüngst machten ein Wechselstubenbetreiber und eine Security-Firma in Frankfurt am Main wieder negative Schlagzeilen mit der Rechtsanwaltskanzlei Naujoks, die für ihr gewerkschaftsfeindliches Vorgehen weithin bekannt ist.

Eine weitere Methode ist es, gar nicht erst mit Gewerkschaften zu verhandeln. Amazon macht das vor. Doch die Menschen in Deutschland sind es zum Glück gewohnt, sich gewerkschaftlich zu organisieren, um für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Notfalls mit Streik. Amazon bekommt das deutlich zu spüren, auch wenn der Konzern immer wieder das Gegenteil behauptet. Und selbstverständlich sieht die Firmenzentrale genau hin, was da passiert. Deshalb hat sie ja mit Einkommensverbesserungen nachgelegt. Trotzdem ist es ein langer Weg für die Beschäftigten bis zum Tarifvertrag. Doch schaut man sich die Entwicklung in den USA an, wird ja deutlich, wohin es führt, wenn sich nicht mehr genug Beschäftigte organisieren.

Deshalb: Menschen brauchen Gewerkschaften, denn nur gemeinsam lässt sich die Einkommensschere zwischen Arm und Reich verringern. Das erfolgreiche Modell der Arbeitnehmerorganisation sollte international ausgebaut werden. Von den Naujoks und Co dürfen wir uns nicht einschüchtern lassen.