Anne Willecke, Jana Steckbauer und Natalja Scharonin engagieren sich in den Projekten (von links nach rechts)

Das DGB-Bildungswerk Thüringen hat in seinem breiten Programm auch Projekte, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen bessere Chancen ermöglichen sollen. Der ver.di-Bezirk Thüringen ist im Vorstand des DGB-Bildungswerkes Thüringen und unterstützt dort die drei Projekte Mento, Faire Integration und Faire Mobilität. Die Büros sind im Erfurter ver.di-Haus in der Schillerstraße untergebracht. ver.di will die Arbeit nicht nur intern bekannt machen, sondern möchte auch Vertrauensleute und Betriebs- und Personalräte dafür gewinnen, die Anliegen der Projekte in den Betrieben und Einrichtungen als Mentor/innen zu unterstützen.

Mento

Mento ist ein kollegiales Netzwerk für Grundbildung und Alphabetisierung. Es wird von ehrenamtlichen Mentor/innen getragen, die in Betrieben Menschen mit Problemen beim Lesen und Schreiben helfen. Als Ansprechpartner/innen und Vertrauenspersonen sind sie dafür geschult, sie zu erkennen.

Laut einer Studie der Universität Hamburg sind in Deutschland etwa 14,5 Prozent aller Menschen im erwerbsfähigen Alter als sogenannte funktionale Analphabeten einzustufen. Das heißt, sie können nur langsam und/oder fehlerhaft schreiben, vergleichbar mit dem Niveau eines Grundschülers, was ihnen eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschwert.

In Arbeitsbereichen mit einem hohen Anteil an körperlicher Arbeit und Bereichen ohne das Erfordernis einer Berufsausbildung ist die Zahl der Betroffenen besonders hoch: beispielsweise auf dem Bau, in der Gastronomie, im Garten- und Landschaftsbau, in Betrieben der Ver- und Entsorgung.

In Erfurt arbeitet Jana Steckbauer im Projekt Mento. Sie ist Soziologin und möchte eine Enttabuisierung des Themas Analphabetismus erreichen. Dazu möchte sie Vermittler/innen in der Arbeitswelt finden und schulen, die den Menschen mit Benachteiligungen helfen, Förderkurse anzunehmen.

Kontakte und Infos: www.dgb-mento.de, jana.steckbauer@dgb-bwt.de

Faire Integration

Faire Integration, so nennt sich ein Netzwerk, das in allen Bundesländern innerhalb des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung“ angeboten wird. In Thüringen führt das DGB-Bildungswerk Thüringen dieses Teilprojekt durch. Es berät geflüchtete Menschen zu ihren Rechten auf dem deutschen Arbeitsmarkt – wie etwa zum Arbeitsvertrag, zur Bezahlung oder zu einer gerechten Behandlung durch den Arbeitgeber. Geeignet ist es für Menschen, die bereits eine Arbeit, Ausbildung oder Praktikum haben oder die eine Arbeit suchen und sich über ihre Rechte informieren wollen.

In Erfurt arbeiten Anne Willecke und Benjamin Heinrichs seit dem 1. Januar 2018 für dieses Teilprojekt zur fairen Integration. Auch sie gehen in die Betriebe und Einrichtungen, in Bratungsstellen, Ämter, Begegnungsstellen und Bildungsträger, um das Projekt vorzustellen und Multiplikator/innen zu finden. Zu ihren Alltagsaufgaben gehört auch der Kontakt zu den Geflüchteten, sei es in Gemeinschaftsunterkünften oder in Sprachkursen. Die beiden Projektmitarbeiter klären auf, was die Geflüchteten tun müssen, wenn ihr Status geklärt ist und sie Zugang zum Arbeitsmarkt suchen. „Integration durch Qualifizierung“, so beschreibt Anne Willecke ihr Anliegen im Projekt, das sich vorerst für ein Jahr in der Probephase befindet.

Kontakte und Infos: www.netzwerk-iq.de, faire-integration@dgb-bwt.de

Faire Mobilität

Das Projekt Faire Mobilität bietet Beratungsstellen für mobile Arbeitnehmer/innen aus Mittel- und Osteuropa. Die Beratungsstelle „Faire Mobilität in Thüringen“ wird auch mit Mitteln des Freistaates Thüringen finanziert. Natalja Scharonin arbeitet für das Projekt im Erfurter ver.di-Haus. Sie berichtet, dass ungefähr 27.000 Osteuropäer, viele schon seit Jahren, in Thüringen arbeiten. Die meisten von ihnen sind im Baugewerbe, als Erntehelfer, in der Gastronomie, im Hotelgewerbe, auf Schlachthöfen und in der Logistik beschäftigt – und dort oft nicht zu den sonst üblichen arbeitsrechtlichen Standards in Deutschland.

Noch gibt es keine gut ausgebauten Beratungsstrukturen für sie. Das will das Projekt Faire Mobilität ändern. Hinzu kommt Aufklärungsbedarf, weil es durch Billigarbeitskräfte am Arbeitsmarkt zu Konflikten kommt, wenn sie Dumpinglöhne bekommen und mit den Belegschaften konkurrieren. Um zu verhindern, dass deutsche Arbeitnehmer/innen, Geflüchtete und osteuropäische Arbeitnehmer/innen gegeneinander ausgespielt werden, bietet das Projekt Informationen und Hilfen. Es sucht auch Kontakte zum Zoll, um illegaler oder prekärer Arbeit vorzubeugen.

Nicht selten bewegen sich vermeintliche Arbeitsvermittler in Grauzonen oder kriminellen Bereichen und nutzen die Menschen aus. Vielen osteuropäischen Beschäftigten fällt es aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse zudem schwer, Zugang zu Interessenvertretungen für Arbeitnehmer zu finden und bestehende Rechte einzuklagen. Dies zu ändern und Verbündete in den Betrieben zu finden, gehört zur Arbeit des Projekts, das vorerst noch bis 2019 arbeitet.

Kontakte und Infos: www.faire-mobilitaet.de, natalja.scharonin@dgb-bwt.de