Deutlicher geht es nicht: Sicherheitsleute am Frankfurter Flughafen

15.1.2019: Nachts um 1 Uhr kommen Streikleiter Mathias, sechs Gewerkschaftssekretäre und zirka 30 Vertrauensleute im Streiklokal am Flughafen an. Es ist ein Konferenzsaal mit Platz für mehrere hundert Personen. 600 Äpfel und Bananen stehen schon bereit, 1.000 Portionen Wasser ebenfalls. 1.200 Tassen Kaffee und Tee sowie 1.400 Rindswürstchen mit Brötchen und 800 Laugenbrezeln sind für später bestellt. „Streiken macht hungrig“, sagt Mathias, „und hungrige Streikende wollen wir nicht.“ Um 2 Uhr treffen die ersten Streikenden ein. Sie bekommen Streikwesten, ver.di-Fahnen und Trillerpfeifen in die Hand gedrückt und machen sich auf den Weg zum Terminal.

Um 3 Uhr ruft die Presseagentur an, ob der Streik wie angekündigt gestartet sei. Um 5:30 Uhr die erste TV-Schalte mit der Agentur Reuters. Dann geht es medienmäßig Schlag auf Schlag. Prime Time. Fernsehen, Radio, Internet berichten. Inzwischen sind auch viele helfende hauptamtliche Kolleg*innen angekommen. Die Streikgelderfassung beginnt um 6 Uhr. Die Streikenden tragen sich in Listen ein, die Daten von ver.di-Mitgliedern werden erfasst, um ihnen später Streikgeld zu überweisen. Der Arbeitgeber zahlt keinen Lohn für diesen Tag.

Verstärkt gute Reden

Um 7 Uhr Alarm aus dem Terminal. Die Flughafensicherheit will die Polizei rufen, sie deutet eine Gruppe skandierender Streikender als unerlaubte Demonstration. Der Streikleiter muss vermitteln. Kaum zurück im Streiklokal, steht der diensthabende Feuerwehrchef vor ihm. Wie man dafür sorgen wolle, dass hier nicht mehr Menschen reinkommen als erlaubt? Es geht ihm um den Fluchtweg. Kurzes Hin und Her, dann wird eine weitere Glastür geöffnet. 7:30 Uhr. Die Würstchen sind noch nicht da, die Leute haben Hunger. Kann sich mal einer drum kümmern? Immer wieder ist auch rechtliche Beratung gefragt. Eine Frau will mitstreiken, ist aber noch in der Probezeit.

Kurz vor 9:00 Uhr Aufbruch zur Kundgebung an Tor 3. Jetzt kommt der Einsatz der zirka 50 freiwilligen Ordner*innen, das sind die Menschen mit der Armbinde. Sie sorgen dafür, dass der Aufzug, wie eine Demonstration im Behördenjargon heißt, geordnet verläuft. Eingrenzen der Versammlung, Einhalten der Route, kein Ausbrechen Einzelner. Streikleiter Mathias hält immer wieder Rücksprache mit der Polizei vor Ort. Die Demo wurde Tage vorher beim Ordnungsamt angemeldet, die Route ist genehmigt. Zirka 600 Streikende sind jetzt vor Tor 3. Der ver.di-Landesbezirksleiter spricht, der Tarifverhandlungsführer, Vertrauensleute, sogar ein Vertreter des europäischen Dienstleistungsgewerkschaftsverbundes. Am Rande drehen Fernsehteams und machen Interviews. Dann setzt sich die Menge in Marsch, einmal im Kreis über den Straßenring und wieder zurück. Alles läuft wie geplant. Die Stimmung ist ausgelassen.

Gelbe Westen griffbereit

Im Streiklokal hat sich indes ein Grüppchen gebildet. Verängstigte Streikwillige berichten, der Vorgesetzte habe ihnen befohlen, heute zu arbeiten. Er habe sich auf die Notdienstvereinbarung berufen. Die hatte ver.di Tage vorher mit den Arbeitgebern für die dringend notwendige Sicherheit vereinbart. Wieder ist rechtlicher Rat gefragt. Ein Gewerkschaftssekretär wird von der Demo herbeitelefoniert. Er kann die Kolleg*innen beruhigen. Jetzt ebbt der Streik langsam ab, pendelt sich ein, dauert aber noch bis abends. Um 19 Uhr fährt Streikleiter Mathias nach Hause. Da hat er gut 20 Stunden auf dem Buckel.

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