Der Künstler setzt den „Brandfleck“

München, 10. Mai 2019: Pünktlich um 10 Uhr entfacht der Aktionskünstler Wolfram P. Kastner einen Flammenbrenner am Königsplatz in München. Damit versengt er ein kreisrundes Stück Rasen von etwa zwei Metern Durchmesser. Der Brandfleck soll an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 genau hier an diesem Platz erinnern. „Damit kein Gras über die Geschichte wächst“, sagt Kastner. Er begann mit der Aktion 1995. Acht Jahre lang verbot dann die Stadtverwaltung diese Art des Erinnerns an die Bücherverbrennung durch die Nazis.

Seit 2003 findet Kastners Veranstaltung jährlich und hochoffiziell statt, mit Unterstützung des Kultur- sowie des Bildungsreferats der Landeshauptstadt. Weitere Mitveranstalter waren dieses Jahr unter anderem der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der DGB- und ver.di-Landesbezirk, staatliche, städtische und freie Theater, Hochschulen, Institute, Kulturvereinigungen, die Israelitische Kultusgemeinde und viele andere gesellschaftliche Gruppierungen.

Der Brandfleck ist jährlich Auftakt zu einem Lesemarathon am selben Tag und Ort. Daran beteiligen sich Vertre-ter*innen der genannten Institutionen, prominente Persönlichkeiten ebenso wie engagierte Bürger- und Schüler*innen, Geistliche verschiedener Konfessionen, Landtagsabgeordnete und Stadträt*innen. Gelesen wird aus Werken von Autor*innen, deren Bücher damals verbrannt wurden, wie Brecht, Tucholsky, Kästner, den Manns (Erika, Heinrich, Klaus und Thomas), Kafka, von Horvath, Seghers und anderen heute oft Vergessenen, an die bei der Veranstaltung besonders erinnert wird.

HP Berndl, Landesfachgruppe Bildende Kunst in ver.di