Wer vom Festland mit der Fähre auf die Inseln Amrum und Föhr oder auf die Halligen Hooge und Langeneß übersetzen möchte, kommt ohne die Kolleg*innen von der Wyker Dampfschiffreederei (WDR) nicht dorthin. Ihre Arbeitsbedingungen sind in einem Haustarifvertrag geregelt. Im vergangenen Jahr konnten die ver.di-Mitglieder eine durchschnittliche Lohnsteigerung in Höhe von 2,9 Prozent im ersten Jahr sowie 2,1 Prozent im zweiten Jahr durchsetzen. Jan Englmaier, Mitglied der ver.di-Tarifkommission bei der WDR, blickt auf die gelungenen Verhandlungen zurück.

VER.DI PUBLIK – Wie habt ihr die Forderung aufgestellt?Jan Englmaier – Begonnen haben wirmit einer Belegschaftsumfrage. Wichtig war den Befragten, dass die Verhandlungen nicht in einfachen prozentualen Steigerungen der Gehälter enden. Auch rahmenfüllende Einzelpositionen sowie einzelne Aspekte der Arbeitsleistungen sollten betrachtet und in den Haustarifvertrag integriert werden.

VER.DI PUBLIK – Wie habt ihr diesen Wunsch umgesetzt?Englmaier – Die Tarifkommission hat über verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten in der Tarifstruktur beraten. Die verschiedenen Modelle wurden dann den Kolleginnen und Kollegen vorgestellt und mit ihnen diskutiert. Das Resultat war die Forderung nach der Umschichtung der Dienstalterszulage auf das Grundgehalt. Mit diesem Mandat konnte die Tarifkommission in die Verhandlungen eintreten.

VER.DI PUBLIK – Wie verliefen die Verhandlungen?Englmaier – Unkompliziert und schnell. Aber es hatte sich bei der Vorbereitung herausgestellt, dass es einige Baustellen neben den eigentlichen Verhandlungen zum Haustarifvertrag gab, zum Beispiel die anstehende redaktionelle Überarbeitung des Manteltarifvertrags. Die bestehende Flotte ist mittlerweile um einen Katamaran ergänzt worden. Über dessen Einsatzplanung und Bemannung existierten unterschiedliche Ansichten bei Geschäftsleitung und Belegschaft. Daher war beispielsweise ein weiterer Schwerpunkt bei den Verhandlungen, eine Gesprächszusage der Geschäftsführung zu erhalten, um den Betrieb dieses Schiffes in den Haustarifvertrag zu integrieren.

VER.DI PUBLIK – Was ist gut gelaufen?Englmaier – Die Tarifverhandlungen liefen für die Kolleginnen und Kollegen sehr demokratisch und transparent ab. Die Mitglieder der Tarifkommission sind jedermann bekannt, und somit gab es auch die Möglichkeit, im Gespräch mit ihnen Meinungen und Anregungen zu äußern oder Fragen zu stellen. Die Belegschaft war in den Findungsprozess maximal eingebunden.

VER.DI PUBLIK – Warum ist es wichtig, Gewerkschaftsmitglied zu sein?Englmaier – Der Zusammenschluss von Arbeitnehmern, oder im engeren Sinne gefasst von Kolleg*innen, ist ein Zusammenschluss von Menschen, die die Arbeit in einer Branche oder Firma verbindet. Es ist die Möglichkeit zur gemeinsamen Interessensfindung und Durchsetzung im Arbeitsalltag. Und dabei richtet sich der Fokus nicht nur auf Tarifverträge oder deren Abschlüsse. Rechtlicher Beistand in Sachen Arbeitsrecht und die Fortbildung in diesen Bereichen formen eine Lobbyarbeit für die Arbeitnehmer. Deswegen ist ein großer Zusammenschluss, gerade in der heutigen Zeit, so wichtig wie nie. Denn nur gemeinsam sind wir stark!Interview: Sascha Bähring, für die WDR zuständiger Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Verkehr