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Petra Welzel ist Redakteurin bei ver.di publikChristian Jungeblodt

Zwischen Januar und März 2019 wurden allein im US-amerikanischen Amazon-Verteilzentrum in Etna/Ohio 28 Notrufe getätigt. In fünf Fällen wurde von Selbst-mordbedenken in Bezug auf Mitarbeiter*innen berichtet, in fünf weiteren Fällen von Verlet-zungen am Arbeitsplatz. Der jüngste Vorfall vom September 2019 hat nun für Schlagzeilen gesorgt und Amazon einen Eintrag auf der Liste der zwölf gefährlichsten Arbeitgeber der USA gebracht, die vom Nationalrat für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz geführt wird. Billy Foister, ein 48-jähriger Lagerarbeiter, erlag während der Arbeit einem Herzinfarkt. Ein besonders tragischer Fall ließe sich sagen. Immer wieder sterben Menschen auch an ihrem Arbeitsplatz. Doch der Fall Billy Foister wirft kein gutes Licht auf Amazon.

Denn der Vorfall ist nur einer der jüngsten in einer Reihe von Todesfällen, die zur Aufnahme Amazons in die sogenannte Dirty-Dozen-Liste 2019 des Nationalrats geführt hat. In seinem Bericht werden insgesamt sechs Todesfälle zwischen November 2018 und April 2019 sowie mehrere Berichte der letzten Jahre mit detaillierten Angaben zu gefährlichen Arbeitsbedingungen angeführt. Im Fall Foister ist die Vorgeschichte ausschlaggebend. Der Bruder des Verstorbenen berichtete der Tageszeitung The Guardian, sein Bruder sei eine Woche vor seinem Zusammenbruch wegen Kopf- und Brustschmerzen in die Amazon-Care-Klinik des Lagers gegangen. Ihm sei der Blutdruck gemessen und gesagt worden, er sei dehydriert. Nach zwei Getränken sei er schließlich zur Arbeit zurückgeschickt worden statt ins Krankenhaus.

Dass Amazon seine Beschäftigten zur Arbeit antreibt, ist auch aus deutschen und Verteilzentren weltweit bekannt. Die, die krank zur Arbeit erscheinen, werden prämiert. Je weniger Fehltage, desto höher die Prämie. Mit kostenlosem Obst gibt man sich gesundheits-fördernd, an apple a day keeps the doctor away. Wie ausbeuterisch dieses System ist, zeigt am Ende nicht nur der Todesfall Foister.