Egal ob Kabinencrew oder Pilot*innen, Mitbestimmung ist für die fliegenden Beschäftigten der verschiedenen Fluggesellschaften vielfach über Vereinbarungen geregelt. Und die sehen je nach Unternehmen sehr unterschiedlich aus. Das gilt auch für die Bezahlung. Mal verdienen die Einsteiger*innen besonders gut, mal steigt das Gehalt mit zunehmender Berufserfahrung schneller. Im September 2019 haben nun die im Flugbetrieb beschäftigten und in ver.di organisierten Mitarbeiter*innen beschlossen, sich enger zu vernetzen: in der Aircrew Alliance.

Mit ihr will ver.di auch die organisatorischen Grenzen zwischen den Beschäftigtengruppen Kabine und Cockpit aufbrechen. Im Blick hat die Gewerkschaft dabei die rund 60.000 Beschäftigten von neun in Deutschland aktiven Airlines: Lufthansa, Germanwings, Eurowings, Ryanair, Easyjet, TUI Fly, Lauda Motion, Luftfahrtgesellschaft Walter und Condor, sowie von Frachtairlines.

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Dennis Dacke, der das Projekt bei ver.di betreut, sieht die Aircrew Alliance als eine Art Spezialabteilung. Sie trifft in der Branche auf vielfältige gewerkschaftliche Konkurrenz in Form von kleinen, spezialisierten Gewerkschaften für einzelne Beschäftigtengruppen. Dass aber eine große Gewerkschaft wie ver.di in der Luftfahrt durchsetzungsfähig sei, habe sie in der Auseinandersetzung mit Ryanair bewiesen, sagt Dacke. Das erkennt auch Emilio Rezzonico an, der als Purser arbeitet und Mitglied der Personalvertretung und der Tarifkommission bei Germanwings ist: "ver.di hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie auch in unserem Bereich erfolgreich ist. Jetzt wollen wir das Beste aus beiden Welten: Wir wollen uns mit einer schlagkräftigen großen Gewerkschaft im Rücken als Spezialabteilung fokussiert den besonderen Herausforderungen der Branche stellen."

Dennis Dacke betrachtet die Aircrew Alliance auch als Modellprojekt für mobile Beschäftigte. "Diejenigen, die wir ansprechen wollen, erreicht man nicht im Pausenraum", sagt er. Seinen Aufgabenschwerpunkt sieht er deshalb in der digitalen Kommunikation, natürlich zweisprachig, denn in der Luftfahrt ist Englisch Standard. Aktuell baut er den Erstkontakt im Netz auf, chattet mit den Interessent*innen und leitet die Kontakte an die ver.di-Flughafenbüros oder die ver.di-Personalvertreter*innen bei den Airlines weiter. Auch über Facebook wird kommuniziert.

Anfang März haben sich rund 70 Beteiligte von allen Airlines in Berlin getroffen, um ihre Arbeitsstrukturen aufzubauen. Inhaltliche Schwerpunkte sollen der Erhalt und Ausbau tariflicher Standards, Gesundheits- und Sicherheitsstandards in der Branche sowie die Stärkung des Berufsbildes sein. Emilio Rezzonico sagt, man wolle Antworten auf die Bewegung finden, die derzeit in der Branche herrsche. "Es macht einfach Sinn, die beiden Berufsgruppen, aber auch die verschiedenen Airlines, miteinander zu vernetzen – nicht nur national, sondern auch international. Auch dazu bietet ver.di gute Strukturen."

Für den Herbst sind der offizielle Gründungskongress und eine erste bundesweite Airline-übergreifende Personalvertretungskonferenz für die Bereiche Cockpit und Kabine geplant.