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Oliver Berg/dpa

ver.di Publik, Ausgabe 1_2020

Die letzte Ausgabe war mal wieder ein wahres Meisterstück an informationsreichen Beiträgen, Kommentaren und Meinungen. Besten Dank an alle, die daran mitgewirkt haben! Ganz besonders hat es mir der Kommentar von Henrik Müller zur sozialen Kälte angetan, der einmal mehr auf so exzellente Weise Worte für all die Dinge gefunden hat, die mir seit langer Zeit im Kopf herumschwirren und mich denselben immer wieder darüber zerbrechen lassen, wie es so weit mit Teilen unserer Gesellschaft kommen konnte.

Was ist aus Respekt, Achtung, Rücksicht, Verständnis, Duldsamkeit, Güte und Ehre geworden?

Die Gründe dafür hat Herr Müller genannt.

Darüber hinaus frage ich mich: Warum springen immer wieder Menschen auf die falschen Züge auf, die in sozialen Netzwerken auf die Reise geschickt werden? Voll besetzt mit gefälschten Meldungen, Neid, Lästereien, Hetze, Herabwürdigung und all den anderen ehrlosen Passagieren. Sein Leben kann man damit keinen Deut verbessern! Auch ich rege mich über arrogante Politik auf, die sicher nicht immer dem Wohle des Volkes dient oder Gerechtigkeit gegen jedermann ausübt. Zudem scheinen nicht wenige Politiker*innen vergessen zu haben, dass sie ihren Regierungsauftrag uns Wählern zu verdanken haben und nicht den Lobbyisten. Doch trotz alledem ist das noch lange kein Grund, dass wir unsere Menschlichkeit aufgeben. Wir alle sind gefragt, Grenzen aufzuzeigen, uns nicht mitreißen zu lassen von Übellaunigkeit und falschen Parolen, und darüber nachzudenken, wie wir ein solches Klima entgiften können. Soziale Stärke erreichen wir einzig und allein durch Zusammenhalt.

Susanne Blinn, per E-Mail

Spezial "Gesundheit", "Upps" und "Sonntagsöffnung", ver.di Publik 1_2020

Ich will mal meinen Senf dazugeben.

1. Gesundheit: Hinweis auf das Ausruhen in der Firma. Meine Schwester hat schon vor vielen Jahre, als sie in einer großen Firma in der Poststelle arbeitete, in der Mittagspause das Büro abgeschlossen, sich auf den Schreibtisch gelegt und ein kurzes Nickerchen gemacht. Sie sagte, dass das gleich wieder fit macht. Ich fand das immer recht lustig. Wäre bei mir nicht gegangen, da ich in einem Reisebüro mit großen Schaufenstern gearbeitet habe.

2. "Da kräht niemand nach". Volle Zustimmung! Zigarettenkippen so weit das Auge reicht. Die Städte sehen aus wie Sau. Unsere Nachbarn werfen ihre Kippen sogar aus dem Fenster in den Vorgarten. Da fällt einem nichts mehr zu ein. Doch – Sauerei!

3. "Sie geben keine Ruhe": Sonntagsöffnung. Volle Zustimmung. Ich gehöre zu der Seniorengeneration, da wurden früher die Geschäft um 18 Uhr 30 geschlossen, am Samstag um 14 Uhr und es gab keinen verkaufsoffenenen Sonntag. Es ist niemand verhungert oder musste nackt herumlaufen.

Es ist eine Unverschämtheit, die armen Verkäufer*innen bis 20 oder 22 Uhr arbeiten zu lassen!

Regina Frasbek, Gummersbach

Thema "Streiken, bis die Rente bleibt", ver.di Publik 1_2020

Der Beitrag von Guillaume Paoli leistet etwas, was ansonsten den verschiedensten Medien nicht gelingt oder auch aus verständlichen Gründen nicht gewollt ist. Bereits in einem kurzen Intro stellt er die umfangreiche, gesellschaftliche Beteiligung an den Protesten dar. Seine Detailkenntnis des Entwurfs und der dahinter stehenden Drahtzieher ist sehr erhellend. Er verliert sich auch nicht in der "Gelbwestenfrage". Sondern er gibt sogar Hinweise auf deren unkonventionelle Attraktivität für verschiedenste Bevölkerungsgruppen – inklusive Teile der Gewerkschaften. Gerade vor diesem, in den öffentlichen Medien aufgebauten Scheinwiderspruch, erscheint es mir sehr verdienstvoll, diesen Artikel in (m)einer Gewerkschaftszeitung zu finden.

Artur Hoch, Augsburg

Wie sieht es denn in Deutschland aus, Verlängerung der Lebensarbeitszeit vorerst noch bis 67, immer weiter sinkende Renteneinnahmen im Vergleich zum letzten Arbeitseinkommen, steigende Altersarmut, ungeklärte Rentenfinanzierung über die von der Politik versprochenen Garantien hinaus, um nur einige Probleme in Deutschland zu nennen. Wo waren denn die Großdemonstrationen der deutschen Bevölkerung, Rentner, Gewerkschaften, Sozialverbände unter anderem gegen die letzten Rentenreformen, die viel einschneidender sind als in Frankreich? Natürlich müssen Renten finanzierbar sein, dürfen Generationen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Es gibt aber Alternativen, Schweiz, Österreich und skandinavische Länder machen es vor und sind Beispiele, wie es gehen könnte.

Eine Umsetzung erfordert aber den Willen und Mut aller Beteiligten.

Da kann ich mich noch an andere Zeiten erinnern, als man auf die Straße ging, es zu Großdemonstrationen gekommen ist und das zum Beispiel auch schon, um nur gegen die Erhöhung der Straßenbahnpreise zu streiken. Michael Welter, per E-Mail

Spezial „Gesundheit“, ver.di Publik 1_2020

Was mir gerade bei dieser neuen Ausgabe wieder aufgefallen ist, die Probleme Sorgender und Pflegender Angehöriger (SPA), also Menschen die zu Hause pflegen, spielen eigentlich nie eine Rolle. Oder sollte ich da in der letzten Zeit etwas übersehen haben? Vor allem, wenn diese SPA, so wie ich, auch noch arbeiten gehen.

Stichwort: Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das hat die Politik als Stichwort lange erkannt. Nur, sie meint mit Familie in der Regel das Leben mit (gesunden!) Kindern. Omas und Opas als lachende Helfer. Aber wie sieht es mit krank geborenen Kindern oder schwerbehinderten jungen Menschen aus? Oder wenn Oma und Opa nicht mehr helfen können, sondern selbst Hilfe benötigen? Gerade vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftemangels sollte es der Politik wichtig sein, die Vereinbarkeit von Pflege in der Familie und Berufstätigkeit zu erleichtern. Sie tut es aber nicht! Von Seiten der Politik wird immer auf die Gesetze zur Pflegezeit und zur Familienpflegezeit hingewiesen. Eine Gesetzgebung, die an unserer Realität voll vorbeigeht. Gleichzeitig ergeht man sich in Lobeshymnen über den "größten Pflegedienst" Deutschlands. Wohl wissend, was passiert, wenn mehrere Millionen SPA ihren Dienst quittieren würden. Erinnern sollte man da zum Beispiel an den Pflegereport der Barmer und anderer Kassen. Seit geraumer Zeit gibt es die Diskussion um ein sogenanntes Entlastungsbudget, was zur Vereinfachung des bürokratischen "Pflegedschungels" beitragen soll. Streiks in der Profi-Pflege, richtig und wichtig und immer wieder im Fokus. Wir SPA diskutieren auch immer wieder, ob wir streiken sollten. Viele würden es nicht tun, nach dem Motto: Wir können gar nicht streiken, wer kümmert sich dann um unsere zu Pflegenden. Ich bin nicht nur berufstätig, ich betreue meinen an Demenz erkrankten Ehemann seit Jahren zu Hause.

Dieser Spagat zwischen Beruf und Pflege zu Hause geht an die Substanz!

Brigitte Braun, Leipzig

Hintergrund "Kampf um Berlin", ver.di Publik 1_2020

Mit Interesse habe ich den spannenden Artikel über den Kapp-Putsch gelesen. Dass er allein durch einen mit aller Entschiedenheit durchgeführten Generalstreik verhindert wurde, ist nicht die ganze Wahrheit. Da gab es auch noch den bewaffneten Kampf von 100.000 Arbeitern der Roten Ruhrarmee, die den mordenden Freikorps entschlossen und siegreich Paroli boten. Entscheidend für das Gelingen des ersten und bisher einzigen Generalstreiks war eine große Einmütigkeit zwischen der deutschen Gewerkschaftsführung und allen Arbeiterparteien SPD, USPD und KPD. Nicht auszudenken, welches Leid hätte vermieden werden können, wäre 1933 eine ähnliche Einheitsfront gegen den Faschismus zustande gekommen. Und heute? Steht die Errichtung einer faschistischen Diktatur nicht unmittelbar bevor, aber es häufen sich die Anzeichen in einem politischen Klima, das Reaktionäre und Faschisten zu immer kühnerem Auftreten und hinterhältigen Morden ermutigt. Stark wird die Arbeiterbewegung, wenn es wie 1920 gelingt, über weltanschauliche Unterschiede hinaus ein festes antifaschistisches Band zwischen Gewerkschaftern, Mitgliedern von Parteien, Organisationen und vielen andern Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen zu knüpfen. Meiner Meinung nach spielen antikommunistische Vor-behalte und Ausgrenzungsgedanken nur Faschisten in die Hände.

Als langjähriges Gewerkschaftsmitglied plädiere ich dafür, uns darauf zu besinnen, wie wir unsere Reihen stärken und uns mit allen ehrlichen Menschen immer fester verbinden können.

Bei aller Unterschiedlichkeit einig in einem: gemeinsam die faschistische Gefahr zu bekämpfen und sie zurückzudrängen.

Uta Cornelius, per E-Mail

Upps „Da kräht niemand nach“, ver.di Publik 1_2020

in ihrem Artikel beschreiben Sie, dass die TU Berlin herausfand, dass 2,7 Zigarettenkippen einen Quadratmeter der Hauptstadt pflastern. Diese ausgetretenen Kippen hätten es in sich, circa 7.000 Schadstoffe, 50 sollen krebserregend sein. Man mag sich nicht ausmalen, was passiert, wenn diese Schadstoffe ins Grundwasser gelangen, bzw. Vögel, Hunde diesen Cocktail über das Wasser in Pfützen auf Straßen/Wegen aufnehmen. Kleine Kinder stecken diese Kippen auch gern in den Mund. Konnte ich bei meiner Arbeit in der Krankenkasse feststellen. Man muss Kippen nicht einfach auf die Straße werfen, es gibt auch Abfall-Behälter, speziell für Kippen.Man könnte Bußgelder vermeiden; die Bediensteten der Stadtwerke würden sich ebenfalls freuen, wenn solche Kippenbehälter aufgehängt würden.

Joachim Wenking, per E-Mail