"Vorher war es schon schwierig. Doch Corona hat unsere Arbeit noch einmal ganz besonders erschwert", sagt Sozialarbeiterin Olga Buss, 38 Jahre. Seit einem Jahr arbeitet sie in der diakonischen Einrichtung Mission Leben im hessischen Neu Isenburg und betreut im Pflegeheim "Haus an den Platanen" alte Menschen, die psychosoziale Probleme haben und viel Hilfe benötigen. Olga hat ein Studium zur Sozialarbeiterin abgeschlossen und ist hochmotiviert. Das Team sei super. Doch in der Sozialarbeit und in der Pflege bekomme das Personal nicht genug Anerkennung. Ob sozialer Bereich, Altenpflege oder Kitas, sie alle kriegen keinen Nachwuchs, denn die Gehälter seien "ein Witz".

Durch Corona ist Olgas Arbeit nun noch anspruchsvoller geworden: Früher gab es Gruppenangebote, die Menschen bekamen Besuch von ihren Angehörigen, das Pflegeheim hatte Praktikanten und Ehrenamtliche. Das alles falle jetzt weg: "Wir schützen unsere Leute." Ihre Arbeit bestehe nun mehr aus Einzelbetreuung und täglicher Krisenhilfe. Hinzu komme die Sorge, jemand könne das Virus hereinbringen. "Wir haben die Hochrisikogruppe auf einem Fleck. Die Hygiene ist deshalb besonders wichtig, das Tragen von Masken, der Abstand." Masken aber erschweren die Kommunikation. "Gerade schwerhörige Menschen lesen auch von den Lippen ab, oder von der Mimik", erklärt Olga.

Die Sozialarbeiterin liebt ihre Arbeit, doch sie befürchtet, dass sich trotz des vorübergehenden Medienhypes um die Sozial- und Pflegeberufe nicht schnell genug etwas ändert. Deshalb ist sie jetzt Mitglied in ver.di. "Wir wollen bessere Bedingungen, mehr Gehalt und mehr Anerkennung. Und das erreicht keiner alleine." Und wenn sie "wir" sagt, dann meint sie alle Berufe in der Sozialarbeit und Pflege, in Krankenhäusern und Kinderbetreuung, betont sie. Den vielen schönen Worten in Medien und Politik müssten endlich Taten folgen. lue