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Marion Lühring ist Redakteurin der "ver.di publik"Foto: Renate Koßmann

"Sehr geehrte Personalstelle, hiermit verzichte ich auf die zwischen der Gewerkschaft ver.di und meinem Arbeitgeber ausgehandelten Tarifsteigerungen ... Durch meinen Verzicht mache ich deutlich, dass ich mich als Nicht-ver.di-Mitglied nicht an tariflichen Leistungen bereichern will, die mir nicht zustehen. Das gebieten Anstand und Ehre …" Und weiter heißt es in der von ver.di-Westfalen vorgeschlagenen Verzichtserklärung, man lege seinen Lohn, die Jahressonderzahlungen, die Länge der Arbeitszeit und die Dauer seines Urlaubs ins freie Ermessen seines Arbeitgebers, und überhaupt, man verzichte auch auf Sonderurlaub, Gehaltszuschläge und die Altersvorsorge. So deutlich sagen es diejenigen wohl nie, die darauf verzichten, Mitglied in einer Gewerkschaft zu sein. Und ja, ganz klar, die zitierte Verzichtserklärung ist nicht so ganz ernst gemeint. Sie hat aber einen sehr ernsten Hintergrund, denn es ist nun einmal Tatsache: Wäre niemand Mitglied in ver.di, dann gäbe es all die genannten Dinge nicht, denn dann wäre da keine Gewerkschaft, die Tariferhöhungen und gute Arbeitsbedingungen aushandelt. Um das zu erkämpfen, braucht eine Gewerkschaft Mitglieder, um immer wieder Druck auf die Arbeitgeber ausüben und streiken zu können. Denn geschenkt wird uns in der Arbeitswelt nichts.

Auch in dieser Ausgabe der ver.di publik gibt es viele Beispiele dafür, warum es wichtig ist, ver.di-Mitglied zu sein: So wurden Betriebs-räte beim Logistiker Dachser Food in Bremen mit erpresserischen Methoden unter Druck gesetzt, ver.di hilft bis vors Gericht. Den Beschäftigten beim Landessportbund Bremen wurde die tarifliche Lohnerhöhung vorenthalten, ein ver.di-Mitglied klagte mit Hilfe von ver.di und hatte Erfolg – auch für die Kolleg*innen. Und eine Sozialarbeiterin sagt, es sei längst Zeit für bessere Arbeitsbedin-gungen und mehr Gehalt für alle Berufe in der Sozialarbeit und Pflege, in Krankenhäusern und in der Kinderbetreuung. Deshalb ist sie jetzt ver.di-Mitglied geworden. Sie und alle anderen ver.di-Mitglieder wollen nicht verzichten. Warum auch?