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Warnstreiks auch bei der HochbahnFoto: ver.di Hamburg

Am 29. September und am 15. Oktober haben die Beschäftigten des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) die Hansestadt nahezu lahmgelegt und damit ein starkes Signal in Richtung Arbeitgeber gesandt: Macht was für uns, sonst tun wir das noch mal!

Die zwei Streiktage waren die einzigen in insgesamt 25 Jahren. So lange haben die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe VHH und der Hamburger Hochbahn auf Arbeitskämpfe verzichtet und stillgehalten. In dieser langen Zeitspanne ist viel Personal eingespart worden, es kam zu massiven Kürzungen auf Kosten des Personals. Die Arbeitsbelastung ist mittlerweile so stark, dass es für die Beschäftigten nicht mehr akzeptabel ist.

"Wir wollen nicht die Fahrgäste treffen, aber Streiks sind nun einmal das einzige Mittel, mit dem Beschäftigte ihren Forderungen Nachdruck verleihen können. Dass unsere Fahrgäste betroffen sind, bedauern wir sehr."

Am zweiten Streiktag betonten die Vertrauensleute von VHH und Hamburger Hochbahn: "Wir wollen nicht die Fahrgäste treffen, aber Streiks sind nun einmal das einzige Mittel, mit dem Beschäftigte ihren Forderungen Nachdruck verleihen können. Dass unsere Fahrgäste betroffen sind, bedauern wir sehr." Sie schilderten ihren schwierigen Schichtdienst, der sie ihren Familien entfremdet, zu wenige Urlaubstage, die fehlende Entlastung und Wertschätzung. ver.di fordert unter anderem eine Erhöhung der Zulagen für belastende Dienste und Schichten und eine Begrenzung der täglichen Höchstarbeitszeit.

Der Protest der Warnstreik-Gegner*innen blieb nicht aus: von Erpressung, Fahrgästen in Geiselhaft und Schlachten, die zu schlagen seien, war die Rede. Natale Fontana, bei ver.di Hamburg Fachbereichsleiter Verkehr, stellte den Arbeitgebern die Frage, wie weit denn noch an Aufrüstung gedacht sei und ob Abrüstung nicht dringend nötig wäre, um sich am Verhandlungstisch wieder begegnen zu können.

In der bisher einzigen Verhandlungsrunde hat der Arbeitgeber keinerlei Anstalten gemacht, die Forderungen der Beschäftigten aufzugreifen. Der Termin, der Ende Oktober/Anfang November ansteht, ist aus Sicht der Kolleg*innen zu spät angesetzt. Eine schnelle Verhandlungslösung käme allen zugute. Sieglinde Frieß, stellvertretende Landesbezirksleiterin ver.di Hamburg, sagt im Bezug auf die Jobs im ÖPNV: Wenn die Arbeitsplätze attraktiver seien, gäbe es auch mehr Bewerber*innen. Es sei im Interesse der Fahrgäste, wenn mehr Personal gewonnen wird und die Beschäftigten ihrer Arbeit ausgeruht nachgehen können. Auch die Fahrtausfälle wegen Personalmangels wären dann seltener.

Florian König von "Fridays for Future", sieht in den aktuellen Tarifverhandlungen einen gemeinsamen Startschuss für die Verkehrswende. Es gehe um viel mehr als einen Tarifstreit – es gehe um die großen Themen der ökologischen und sozialen Gerechtigkeit. Die Beschäftigten im ÖPNV sind für ihn aktive Klimaretter, so König auf einer Pressekonferenz. Verständnis für die Situation der ÖPNV-Beschäftigten hatten offenbar viele Hamburger*innen: Sie applaudierten denen, die sie – mit Ausnahme der zwei Streiktage – über das ganze Jahr zu jeder Tages- und Nachtzeit an ihr Ziel bringen.