ver.di zeigt, wie's geht

Süddeutsche Zeitung, 11.Februar 2021

Gewerkschaften müssen selbst Strategien entwickeln, um digital Kontakt zur Belegschaft zu halten. (...) Wie es gehen könnte, ist bei ver.di zu beobachten. Die Gewerkschaft focht im Herbst unter Pandemiebedingungen eine Tarifrunde für die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen durch. Sie setzte auf eine Online-Kampagne mit vielen Köpfen und einer klaren Botschaft: Erzieherinnen und Pfleger haben in der Pandemie geliefert, jetzt brauchen sie bitte auch höhere Löhne, und nicht nur Applaus. Am Ende gab es bis zu zehn Prozent mehr Geld, und für ver.di eine Belohnung: Sie konnte als eine der wenigen Gewerkschaften ihre Mitgliederzahl stabil halten.

Selbstgerechter Sound

taz, die tageszeitung, 26. Februar 2021

Es ist die Arbeitgeberseite in der arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas, die sich einem allgemeinverbindlichen Branchentarifvertrag verschließt, den Verdi und der Arbeitgeberverband BVAP ausgehandelt hatten. Die Zustimmungen von Caritas und Diakonie sind erforderlich, um die Allgemeinverbindlichkeit in der gesamten Branche festzulegen. Von der Arbeitgeberseite der Caritas heißt es, man sehe durch eine Zustimmung den sogenannten Dritten Weg der Kirchen in Gefahr: Die Kirchen vereinbaren ihre Löhne in eigenen Kommissionen, es gibt kein Streikrecht. (…) Aus der Argumentation spricht wieder dieser alte, selbstgerechte Sound, diese Hermetik der katholischen Kirche, die zwar ein Mitspracherecht in gesellschaftlichen Fragen fordert, sich selbst aber nicht schert um die Gesellschaft drumherum.

Wetten, dass...?

Handelsblatt, 9. März 2021

Der gesetzliche Mindestlohn wird Mitte kommenden Jahres bei 10,45 Euro liegen, so, wie es die Mindestlohnkommission beschlossen hat – und nicht etwa bei zwölf Euro. Darauf kann man getrost eine gute Flasche Wein wetten. Ob Olaf Scholz und Hubertus Heil wohl dagegen wetten? Beide setzen sich dafür ein, den Mindestlohn zu einem echten "Living Wage" zu machen, Armut trotz Arbeit soll es zumindest für Vollzeitbeschäftigte nicht mehr geben. [...] Mit ihrem Vorstoß brechen Heil und Scholz [...] das Versprechen ihrer Kurzzeit-Parteichefin Andrea Nahles, dass der politische Eingriff in die Tarifautonomie ein einmaliger Sündenfall sei. Weicht man nun – erneut einmalig, versteht sich – von der gesetzlich festgelegten Orientierung an der Tariflohn- entwicklung ab, ist einem politischen Überbietungswettbewerb Tür und Tor geöffnet. Gegenüber der Linken, die schon 13 Euro fordert, sieht die SPD bereits alt aus. Besonders pikant bei dem Vorstoß: Im gleichen Papier machen Scholz und Heil auch Vorschläge für eine Stärkung der Tarifbindung. Den Mindestlohn schlagartig auf zwölf Euro anzuheben würde aber Dutzende von Arbeitgebern und Gewerkschaften geschlossene Tarifverträge, die noch darunterliegen, entwerten.

Herzlichen Glückwunsch

aero.de, 15. März 2021

Im Fadenkreuz von Ryanair-Chef Michael O'Leary, der am 20. März seinen 60. Geburtstag feiert, stehen vor allem Mitbewerber, Umweltschützer, Gewerkschaften und Regierungen. Genüsslich referiert er beispielsweise über die Schwächen anderer Airlines. [...] Gewerkschaften verunglimpfte er lange als fünfte Kolonne von Konkurrenten. Erst vor wenigen Jahren lenkte er ein und stimmte Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern zu.