Annika, 22 Jahre, Sekretärin im Betriebsrat der Zentralklinik Bad Berka GmbH

Celine, 22 Jahre, Verwaltungsfachangestellte in einer Stadtverwaltung

Taufic, 20 Jahre, Azubi zum KFZ-Mechatroniker

ver.di publik – Was bleibt dir von diesem Wahlkampf besonders in der Erinnerung?

Celine – Teilweise fand ich den Wahlkampf menschlich fragwürdig. Die Sozialen Medien haben hier meiner Meinung nach eine viel zu große Macht, den Menschen eine Meinung in die Köpfe zaubern zu können. Dies geschieht oft auf Grundlage falscher Behauptungen.

Wenn gezielt auf Personen, wie beispielsweise auf Annalena Baerbock von den Grünen, "Jagd" gemacht wird, um sie in ein schlechtes Licht zu rücken und ihre Chancen auf eine Kanzlerschaft zu verringern, ist das für mich kein fairer Wahlkampf. Mit Zweifeln an unserem Rechtsstaat und unserer Demokratie habe ich auch auf die rechtsextremen Wahlplakate geblickt, die zum Mord an den Grünen aufriefen. Generell bereitet mir die rechte Bewegung Sorgen und Abneigung gegen jene, die sie stark machen wollen. Am meisten in Erinnerung ist mir aber geblieben, wie lächerlich sich Armin Laschet – nicht nur – zur Flutkatastrophe verhalten und damit bewiesen hat, dass definitiv keine Kanzler-⁠, geschweige denn Regierungskompetenz in ihm steckt.

Welche Inhalte fehlten dir im Wahlkampf?

Annika – Mir haben solche Themen gefehlt wie die ausreichende Finanzierung von Bildung. Dazu gehört für mich auch die Renovierung von Schulen und eine gute digitale Ausstattung. Und mir hat noch gefehlt, dass man das Gesundheitswesen mehr unterstützen möchte.

Und was sagst ihr zum Ergebnis?

Celine – In erster Linie bin ich froh, dass die AfD an Stimmen verloren hat und jede im Bundestag vertretene Partei davon absieht, eine Regierung mit ihr zu bilden. Das Ergebnis der Unionsparteien spiegelt auch meinen Standpunkt zu ihnen wider: Aufgewachsen in einer Regierung, die 16 Jahre von Angela Merkel, CDU, geführt wurde, ist es zusammen mit ihrem Rücktritt auch Zeit für die Union, das Steuer abzugeben.

Positiv bewerte ich den Stimmenzuwachs von SPD, FDP und den Grünen. Hier wird deutlich, dass die nachkommende Bevölkerung ein klimaneutrales, wirtschaftlich starkes, solidarisches Deutschland mit sicheren Arbeitsplätzen und guter, auch digitaler Infrastruktur fordert.

Taufic – Ich hatte ein anderes Ergebnis erwartet. Insbesondere die Regierungsparteien haben stärker abgeschnitten als ich es ihnen anhand ihrer Regierungstätigkeit zugerechnet hatte.

Annika – Was mich aber sehr erschüttert hat, ist die Tatsache, dass die AfD wieder so viele Stimmen erhalten hat. Bei dem Ergebnis der FDP habe ich mich vor allem gewundert, wie viele junge Leute diese Partei gewählt haben.

Wo mischt ihr euch ein?

Taufic – In der ver.di Jugend.

Celine – Ich habe mit meinen Eltern und Großeltern gesprochen, nicht die Union oder gar AfD zu wählen. Beim Thema Klimaschutz trage ich meinen Teil bei, indem ich versuche, sowohl jüngere als auch ältere Menschen um mich herum über Mülltrennung, Klimakrise und Solidarität aufzuklären.

Was erwartet ihr von der zukünftigen Regierung, zum Beispiel bei den Themen Gute Arbeit oder Klimaschutz?

Annika – Gute Arbeit, bei diesen zwei Worten erwarte ich, dass die Arbeitsverhältnisse besser werden, sowohl in der Pflege als auch in anderen Bereichen. Der Pflegeschlüssel muss dringend verbessert werden.

Taufic – Beim Klimaschutz und den Perspektiven für junge Menschen denke ich, dass mein Beruf, der KFZ-Mechatroniker, großen Veränderungen unterworfen wird. Hier erwarte ich, dass berufsbedingte Veränderungen vom Staat gefördert werden und der sozial-ökologische Wandel im Berufsleben berücksichtigt wird.