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"Von klein auf habe ich gerne mit den Händen etwas gestaltet. Meine Mutter hatte einen Blumenladen in Charlottenburg. Dort habe ich begeistert geholfen, Kränze und Sträuße zu binden. 1980 bin ich nach der Schulzeit in die Ausbildung zur Schauwerbegestalterin im damaligen Wertheim-Haus in der Schlossstraße gekommen. Das war für mich genau das Richtige, denn der Beruf war unglaublich vielseitig. Wertheim hatte zu der Zeit eine eigene Tischlerei, eine Siebdruckerei und vieles mehr. Kreativität war gefragt, und wir konnten sehr selbständig bei der Dekoration der Schaufenster und der Abteilungen arbeiten.

Heute ist wenig davon übriggeblieben, wie sich an der kargen Gestaltung des jetzt zu Galeria gehörenden Hauses in der Weihnachtszeit erkennen lässt. Wir mussten geradezu dafür kämpfen, dass wenigstens ein paar Kunsttannen mit Lichterketten aufgestellt wurden. Die Ausbildung findet heute in erster Linie vor dem Computer statt. Das Handwerkliche wird kaum noch geübt, und die Kenntnisse fehlen den jungen Leuten, wie ich bei Prüfungen feststellen muss, die ich mit abnehme.

Dekorieren und Gestalten sind meine Leidenschaften, auch privat. Dabei kann ich nach einer Woche voller Arbeitsstress wunderbar abschalten. Diesen Ausgleich brauche ich dringend, da der Druck auf die Galeria-Beschäftigten seit Jahren unglaublich hoch ist. Ich gehöre schon lange dem Betriebsrat an, die meiste Zeit als Vorsitzende, wie auch gerade jetzt.

Ich bin eine Kämpferin

Uns als Belegschaft ist nichts erspart geblieben in den zurückliegenden Jahren: Erst drohte die Schließung der damaligen Wertheim-Filiale, die wir durch den Kampf für einen Neubau an diesem Standort als Karstadt-Haus abwenden konnten. Schließlich gab es Insolvenzverfahren, Stellenstreichungen, Tarifflucht und nun auch noch die ganzen Einschränkungen durch Corona. Ich bin eine Kämpferin, die sich nicht mit angeblichen Sachzwängen abfindet. Deshalb war es für mich auch selbstverständlich, mit Beginn der Ausbildung Gewerkschafterin zu werden.

Neben der kreativen Arbeit mit den Händen verschafft mir mein anderes großes Hobby Entspannung: das Segeln. Meine Großeltern und Eltern waren schon Segler, aktiv im Verein, und ich habe es sogar einmal zur Deutschen Jugendmeisterschaft im Sportsegeln gebracht. Inzwischen lasse ich es ruhiger angehen, schippere mit meinem Partner auch gerne mal mit einem geliehenen Motorboot über Brandenburger Seen. Aber Wasser muss sein."