Überzuckert und mangelernährt

Buchtipp – "Unsere Ernährungspolitik fördert Übergewicht statt gesunder Ernährung. Sie sieht dabei zu, wie Menschen in Kliniken und Pflegeheimen mangelernährt werden und sterben", sagt der Journalist und ehemalige Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. In seinem kürzlich erschienen Buch "Ihr macht uns krank. Die fatalen Folgen deutscher Ernährungspolitik und die Macht der Lebensmittellobby" deckt Rücker Missstände in der deutschen Ernährungspolitik auf. Rücker will zum Umdenken auffordern. Ideen wie das "kranke System" geheilt werden könnte, liefert er mit. Für sein Buch hat Rücker viele engagierte Menschen begleitet, die versuchen, unser Ernährungssystem zu einem besseren zu machen und als Vorbild dienen können.

Martin Rücker, "Ihr macht uns krank", Econ Verlag, ISBN 978-3-430-21070-6

Alle retten

Notaufnahmen – Fast überall in ganz Deutschland sind die Rettungsstellen permanent unterbesetzt. Patient*innen müssen meist stundenlang warten, im schlimmsten Fall können sie wegen fehlendem Personal nicht gerettet werden. Die Beschäftigten sind am Ende ihrer Kräfte, die Patientensicherheit ist längst nicht mehr gewährleistet – auch schon vor der Pandemie war sie das nicht. Beschäftigte haben deshalb die bundesweite Initiative "Notaufnahmen retten" ins Leben gerufen. Die Forderung: eine schichtgenaue Personalbesetzung für die Notfallversorgung. Dafür braucht es eine gesetzliche Regelung für eine andere Krankenhausfinanzierung und mehr Personal in den Notaufnahmen. Derzeit arbeitet die Initiative an einer Bundespetition. Ziel ist, die Sicherheit der Patienten, Angehörigen und Beschäftigten in den Notaufnahmen zu verbessern.

notaufnahmenretten.de

Natur auf Rezept

Kanada – In Kanada können Ärztinnen und Ärzte seit Neuestem Aufenthalt in der Natur verordnen. Sie dürfen ihren Patienten jetzt eine Jahreskarte für einen Nationalpark auf Rezept verschreiben. Das Angebot dient dazu, Menschen in die Natur zu bringen. Der Aufenthalt im Freien soll die körperliche und psychische Gesundheit stärken. Bislang können Patienten und Patientinnen in vier kanadischen Provinzen davon profitieren.

Ein angekündigter Krankenschein

Urteil – Der Übergang zwischen Behandlungsbedürftigkeit und Arbeitsunfähigkeit ist oft fließend. Wer an einer behandlungsbedürftigen Krankheit leidet, kann durchaus arbeiten. Es ist aber nicht der Chef, der auf Basis eigener Erfahrungen festlegen darf, wann eine Arbeitsunfähigkeit abzulehnen ist. In diesem Fall litt der Kläger an einer Schuppenflechte. Bei seiner Arbeit hatte er lange keine größeren Probleme. Wegen einer Verschlimmerung des Befundes musste er sich aber doch in regelmäßige Behandlung in ein Klinikum vor Ort begeben und seine Arbeit früher beenden. Daraus wollte ihm der Arbeitgeber einen Strick drehen und ihn für die Behandlungszeiten nicht bezahlen. Der Kläger habe darauf angekündigt, sich auch krankschreiben lassen zu können. Was er dann auch tat. Neben dem Abzug von Stunden vom Arbeitszeitkonto und der Abmahnung behielt der Chef schließlich auch die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall ein, weil eine "Gefälligkeitsarbeitsunfähigkeitsbescheinigung" vorliege. Vor Gericht bekam der Kläger Recht. Ihm stehe die streitige Entgeltfortzahlung zu. Die Abmahnung sei ungerechtfertigt. Der Kläger sei nachweislich arbeitsunfähig gewesen.

Gesundheitsatlas

Berliner Krankenhausbewegung – Seit dem 1. Januar gelten bei Charité und Vivantes Tarifverträge, die zu einer Entlastung des Krankenhauspersonals führen sollen. Auf manchen Stationen klappt es schon, manche beklagen jedoch weiter Missstände. Die Beschäftigten, die in ver.di organisiert sind, wollen diesen Prozess nun mit einem Tool auf der Internetseite der Berliner Krankenhausbewegung dokumentieren. Dort sollen die Stationen aller Berliner Krankenhäuser – nicht nur Charité und Vivantes – eintragen, wie viel Personal in einer Schicht auf wie viele Patienten kommt. Bis zum 31. Mai wird gesammelt. Die Daten dieses sogenannten Gesundheitsatlas sollen dann an die Berliner Politik überreicht werden, um Druck zu machen.

Nur wenig besser

Kinder und Pandemiefolgen I – Im Vergleich zur zweiten Corona-Welle geht es den Kindern und Jugendlichen mental etwas besser. In der COPSY-Studie werden die Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Deutschland untersucht. Durchgeführt wird sie an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf (UKE). Weil Kontaktbeschränkungen nicht mehr so streng seien, Schulen wieder geöffnet hätten und Sport angeboten werde, hätten sich das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Jungen und Mädchen im Vergleich zu früheren Befragungen während der Pandemie etwas verbessert. Trotzdem fühlen sich acht von zehn von ihnen durch die Corona-Pandemie "ziemlich" oder "äußerst belastet" und mehr als ein Drittel von ihnen empfindet die eigene "Lebensqualität als eingeschränkt." Die UKE-Forschenden stellten bei den Kindern und Jugendlichen auch etwas weniger psychische Auffälligkeiten fest als bei den beiden ersten Befragungen. Das Risiko ist aber immer noch auf hohem Niveau: Aktuell weisen 29 Prozent Angststörungen und depressive Symptome auf – rund zehn Prozentpunkte mehr als vor der Pandemie.

Dick und depressiv

Kinder und Pandemiefolgen II – Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Grundschüler*innen mit starkem oder krankhaftem Übergewicht gestiegen. Das geht aus dem neuen "Kinder- und Jugendreport" der Krankenkasse DAK in Brandenburg hervor. Der Report der DAK basiert auf Abrechnungsdaten von rund 40.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Brandenburg versichert sind. Den Daten zufolge war in Brandenburg 2020 ein deutliches Plus bei Adipositas-Neuerkrankungen besonders bei jüngeren Kindern zu verzeichnen. Bei Kindern zwischen fünf und neun Jahren war es ein Anstieg um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die DAK-Daten aus anderen Bundesländern zeigen ein ähnliches Bild.

Vitamin D3 wirkt

Immunsystem – Es gibt zwei Arten von Vitamin D, die sich signifikant voneinander unterscheiden. Vitamin D2 hat dabei eine nur fragliche Auswirkung auf die menschliche Gesundheit, wie eine Studie der University of Surrey und der University of Brighton zeigt. Die Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass Vitamin D3 das Immunsystem ausbalancieren und die Abwehr gegen virale Infektionen wie COVID-19 stärken kann. Die Forscher haben dafür die Wirkung von Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmitteln auf die Aktivität von Genen im Blut von Menschen analysiert, die das Präparat über zwölf Wochen täglich einnahmen. Die Wissenschaftler entdeckten, dass die beiden Arten von Vitamin D nicht die gleiche Wirkung entfalteten. Vitamin D3 bildet der Körper durch Sonnenlicht selbst, in lichtarmen Regionen haben die Menschen aber oft einen Vitamin-D3-Mangel.

EU vernichtet Millionen Dosen

Corona-Impfstoff – Nach Angaben des Bündnisses "People's Vaccine Alliance", dem rund 100 Nicht-Regierungsorganisationen und Verbände angehören, wird die Europäische Union bis Ende Februar 55 Millionen Dosen COVID-19-Impfstoff entsorgt haben. Das seien 25 Millionen mehr als sie bisher im Jahr 2022 an afrikanische Länder gespendet habe. Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten horteten die Impfdosen bis zum Verfallsdatum, hieß es. Lediglich 8 Prozent der Impfstoffexporte aus der EU seien für den afrikanischen Kontinent bestimmt. Für Deutschland seien die Zahlen noch schlechter: Nur ein Prozent der Exporte von BioNTech, dem deutschen Pharmaunternehmen, das hinter dem Pfizer-Impfstoff steht, gingen nach Afrika. Gleichzeitig hätten die EU-Mitgliedstaaten, allen voran Deutschland, die von Südafrika und Indien eingebrachten Vorschläge für eine Ausnahmeregelung für Impfstoffpatente blockiert. Schätzungen zufolge sind in Afrika seit Anfang des Jahres eine Viertelmillion Menschen an den Folgen von COVID-19 gestorben, fast 7.000 Menschen pro Tag. Nur 11 Prozent der Menschen auf dem Kontinent haben bisher ihre ersten beiden COVID-Impfungen erhalten. Angesichts dieser Zahlen erklärte die "People's Vaccine Alliance" die internationale Impfstoffinititaive COVAX, über die Impfstoffe an Entwicklungsländer verteilt werden, für gescheitert.

Gesundheit massiv bedroht

Klimawandel – Der kürzlich veröffentlichte zweite Teil des Berichts des Weltklimarats zeigt: Die Folgen des Klimawandels sind dramatisch. Die Klimaerwärmung wird nach Ansicht des Weltklimarats IPCC größere Folgen haben als bisher angenommen. Zu den bereits eingetretenen Folgen gehören Hitzewellen, aber auch eine Häufung extremer Wetterereignisse wie Starkregen und Stürme sowie der Anstieg des Meeresspiegels. Sie würden schlimmer, je wärmer es wird. Auch Dürren und Waldbrände würden laut IPCC als Folge stärkerer Hitze auf allen Kontinenten zunehmen. In den nächsten zwei Jahrzehnten kämen bei einer Erwärmung um etwa 1,5 Grad große Risiken auf die Menschheit zu. Das Ausmaß der genannten Wetterextreme sei in früheren Berichten noch unterschätzt worden und ihre Auswirkungen auf Menschen und Ökosysteme schwerwiegender als gedacht, heißt es im neuen Teil des Berichts. Die Klimaerwärmung betreffe auch die menschliche Gesundheit massiv: Durch Hitzewellen würden oft viele tausend Menschen sterben, Infektionskrankheiten könnten sich schneller ausbreiten. Auch die seelische Gesundheit vieler Menschen sei stärker gefährdet. Mehr als die Hälfte der Menschen weltweit lebt in Regionen, die durch die Erwärmung stark gefährdet wären.

Gesundheit als Schulfach

Umfrage – 84 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 14 und 34 Jahren wünschen sich, dass "Gesundheit" als eigenes Fach in der Schule unterrichtet wird. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Krankenkasse vivida bbk und der Stiftung "Die Gesundarbeiter". Seit Jahren wird in Deutschland über ein Unterrichtsfach Gesundheit diskutiert, bislang ohne Erfolg. Jetzt fordert die große Mehrheit der jungen Erwachsenen, dass die Grundlagen für ein gesundes Leben nicht nur privat, sondern auch in der Schule gelegt werden müssen. Der Umfrage zufolge würden sich gern drei Viertel der Schüler gesünder ernähren und mehr Sport treiben. Doch Schüler*innen und junge Erwachsene wissen zu wenig über Gesundheit. Nur 62 Prozent der Befragten fühlt sich über gesundheitliche Themen gut informiert: Bislang beschäftigten sich nicht einmal die Hälfte der Schüler*innen vorbeugend mit Gesundheitsthemen und Krankheiten.