Hessen & Berlin – Die Modekette Primark verkauft Textilien zu niedrigen Preisen und macht damit blendende Geschäfte. Trotz deutlich steigender Umsätze und Gewinne plant das Tochterunternehmen des Mischkonzerns "Associated British Foods", nun erstmals in Deutschland zwei Filialen zu schließen.

"Das Ziel liegt vor uns: Weiterbeschäftigung aller betroffenen Kolleg*innen unter gleichen Vertragsbedingungen in den benachbarten Filialen!" Damiano Quinto, Gewerkschafts- sekretär im ver.di-Bundesfachbereich Handel

Im hessischen Weiterstadt soll der Geschäftsbetrieb zum 31. Januar 2023, im Schloss-Straßen-Center in Berlin-Steglitz zum 30. April 2023 enden. Die dort jeweils auslaufenden Mietverträge werden nicht verlängert. Durch die Schließungen drohe knapp 300 Beschäftigten die Arbeitslosigkeit und damit erhebliche Existenzangst, kritisierte der Gesamtbetriebsrat von Primark in einer Resolution. "Von einer Übernahme in anderen Stores ist seitens der Geschäftsleitung nichts zu hören, weder persönlich noch in dem Vorschlag des Sozialplans", heißt es dort. Damit entziehe sich ausgerechnet ein Arbeitgeber seiner sozialen Verantwortung, der kürzlich als "Top Employer 2022" ausgezeichnet worden sei. "Ein Armutszeugnis für unseren Arbeitgeber und ein Schlag ins Gesicht unserer 300 Kolleginnen und Kollegen, die ihren Job verlieren!"

Primark kümmert sich nicht

Auch finanziell wäre es kein Problem für Primark, die von den Schließungen betroffenen Kolleg*innen in benachbarten Filialen weiter zu beschäftigen, sagt Damiano Quinto, Gewerkschaftssekretär im ver.di-Bundesfachbereich Handel. "Das Unternehmen fährt Rekordgewinne ein. Der Mutterkonzern hat schon Ende Februar bekannt gegeben, dass Umsatz und bereinigter Betriebsgewinn im ersten Geschäftshalbjahr deutlich über den Werten des Vorjahres liegen werden. Associated British Foods peilt für Primark eine Gewinnmarge von mehr als zehn Prozent an." Solche Gewinne wären ohne die Beschäftigten in den Filialen gar nicht möglich, so Quinto. "Und trotzdem will das Unternehmen sie nun billig entsorgen." Dabei könnten sie gleichwertig in der Nähe weiterbeschäftigt werden, meint der für die Kolleg*innen bei Primark Weiterstadt zuständige ver.di-Sekretär Horst Gobrecht. In Frankfurt oder Mannheim gäbe es Filialen, die betroffene Beschäftigte aufnehmen könnten. Immerhin werbe das Unternehmen unter der Überschrift "Primark cares" mit Nachhaltigkeit – dazu gehöre unbedingt auch die berufliche Perspektive der Beschäftigten.

Da Appelle und Gespräche nicht gefruchtet hätten, würden die Kolleg*innen gemeinsam mit ver.di nun Aktionen starten, sagt Damiano Quinto. "Das Ziel liegt vor uns: Weiterbeschäftigung aller betroffenen Kolleginnen und Kollegen unter gleichen Vertragsbedingungen in den benachbarten Filialen!" gg