Death Pill: Death Pill

Hardcore-Punk mit seinen sägenden Gitarren, explosiven Schlagzeugschlägen und schmerzverzerrten Stimmen hörte sich schon immer so an, als komme er aus einem Kampfgebiet. Die Musik auf dem Debütalbum von Death Pill klingt nicht nur so, sie ist tatsächlich eine Botschaft direkt aus dem Herzen des Krieges in der Ukraine.

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Vielleicht liegt es daran, dass Gitarristin Mariana Navrotskaya, Schlagzeugerin Anastasiya Khomenko und Bassistin Natalya Seryakova – wie alle Punks vor ihnen – nicht nur tödlich gelangweilt von gesellschaftlichen Konventionen sind, sondern ihr „No Fu- ture“ tagtäglich von russischen Bomben buchstabiert bekommen: Jedenfalls wirkt ihre Version der guten alten Wutanfall-Musik fast noch zorniger und bösartiger als die Originale. Egal ob Navrotskaya ihre Texte in englischer oder ukrainischer Spreche bellt, die Inhalte von Songs wie Miss Revolt oder Kill The Traitors treten zurück hinter die reine authentische Wucht der Musik, die die Verzweiflung einer Generation ebenso auf den Punkt bringt wie ihre Empörung, dass sie ihrer Jugend und Zukunft beraubt wird. Thomas Winkler

New Heavy Sounds/Cargo

Les Arrivants: Home

Der Zusammenhang von Weltmusik und Migration liegt auf der Hand. Den Migrations-Strömen des 19. und 20. Jahrhunderts verdanken wir zahlreiche neue Gattungen wie brasilianischen Samba, kubanischen Son und argentinischen Tango.

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In der globalisierten Welt von heute setzt sich der kulturelle Austausch beschleunigt fort und beschert vor allem Metropolen immer wieder neue, packende Weltmusik-Projekte. Drei Musiker aus Israel, dem Iran und Jordanien haben sich während der Pandemie in Kanada nieder- gelassen. Nicht nur in der kos- mopolitischen Atmosphäre Montreals, sondern auch in ihrem Ensemble haben sie eine neue Heimat gefunden. Mit Bando- neon, der arabischen Laute Oud und Percussion spielen Les Arrivants (Die Angekommenen), auf ihrer Debüt-CD einen ungewöhnlichen und daher umso hörenswerteren Mix aus Tango, arabischer Musik und iranischen Rhythmen. Alles in feiner kammermusikalischer Klarheit. Das Finden einer gemeinsamen künstlerischen und sozialen Schnittmenge ist hier Programm. Auch das macht dieses Nahost-Trio so sympathisch. Peter Rixen

CD, Analekta/Naxos

Derya Yildirim & Graham Mushnik: Hey Dostum, Çak! – Music for Children and Other People

Der erwachsene Mensch mag sich nicht mehr erinnern an die Lieder, die ihm von den Eltern vorgesungen wurden, aber sie haben sich doch eingebrannt ins Gedächtnis – und damit ins kulturelle Vermächtnis wie kaum ein Pophit.

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Auf die Spuren dieser Erinnerung hat sich Derya Yıldırım begeben und ist auf Wiegen- und Kinderlieder, alte Türk-Rock-Hits und noch ältere Folksongs gestoßen, die ihr Aufwachsen als Kind türkischer Immi- granten prägten. Die Hamburger Musikerin operierte schon mit der Grup Şimşek und dem Kammerorchester Ensemble Re- sonanz an der Schnittstelle zwischen türkischer Tradition und Popmoderne. Nun hat sie diese Lieder zu- sammen mit Graham Mushnik, ihrem französischen Grup-Şimşek-Kollegen, neu eingespielt, um sie vor dem Vergessen zu bewahren. Zwischen naiv-eingängigen Kinderliedern wie Mini Mini Bir Ku̧s und dem wundervoll melancholischen Schlaflied Atem Tutem Men Seni wird vor allem eins klar: Man muss kein Kind mehr sein, um diese Erinnerungen teilen zu wollen. Thomas Winkler

Buback Tonträger