Ausgabe 04/2007
Einmal um die Welt
fotos: PROMO, MANFRED DELPHO, REBECCA HORN UND VG BILD-KUNST
Ruhrfestspiele 2007
Die Ruhrfestspiele Recklinghausen sind wieder auf Erfolgskurs: Seit seinem Amtsantritt 2004 hat Festivalleiter Frank Hoffmann das traditionsreiche, vom DGB mitgetragene Kulturevent für ein breites Publikum geöffnet. Zum Jubiläum 2006 erzielten die Ruhrfestspiele mit 70000 Zuschauern das beste Ergebnis ihrer 60-jährigen Geschichte.
Auch in diesem Jahr darf man gespannt sein: Unter dem Motto A World Stage steht das Festival ganz im Zeichen von Johann Wolfgang von Goethe. Dabei geht es weniger um eine dramatische Werkschau, als um das geistige Erbe des Allroundkünstlers: Das Leben immer wieder neu erfinden. Natürlich haben da auch Goethes Theaterstücke ihren festen Platz. Vom 1. Mai bis zum 17. Juni werden im Großen Haus neben der Eigenproduktion Torquato Tasso (Regie: Frank Hoffmann), Die Leiden des jungen Werther vom Hamburger Schauspielhaus und Faust I in einer Produktion des Maxim Gorki Theaters zu sehen sein. Ergänzt werden die Aufführungen durch Goethe- Lesungen mit hochkarätigen Schauspielern wie Herbert Knaup, Joachim Król und Dominique Horwitz. Ein weiterer Akzent sind zwölf Ur- und Erstaufführungen, die Raum für experimentelles Theater bieten. Ein Highlight: Der englische Theatermacher Simon Mc Burney und seine Gruppe "Complicite" präsentieren A Disappearing Number, ein Stück über die Mathematiker Srinivasa Ramanujan und GH Hardy.
Auch das Kleine Haus zeigt außergewöhnliche Inszenierungen wie die Mankell-Uraufführung Lampedusa oder Rock'n'Roll - eine Revolutions-Revue über die wilden 1960er und 70er von Tom Stoppard. Im amerikanischen Klassiker Endstation Sehnsucht gibt Ben Becker den Kowalski (Regie: Wilfried Minks).
Auch die freie Szene mischt kräftig mit: Vom 28. Mai bis 16. Juni präsentiert das Fringe-Festival 15 Inszenierungen aus acht Ländern. Die Off-Theater-Reise rund um den Globus verspricht einiges: Da wirbelt Odotustila aus Finnland in bester Circque-Nouveau-Manier durchs Theaterzelt, die australischen Old Spice Boys swingen mit Ukulele und Snare Drum von Miles Davis bis Prince, und die norwegische Jo Stromgen Kompani fragt in ihrer Collage Das Kloster: Was geschieht, wenn das Essen ausgeht? Am 16. Juni endet der Kulturmarathon nach 248 Vorstellungen mit einem Konzert der italienischen Rockmusikerin Gianna Nannini.URSULA HÄRTLING
1. Mai.-17. Juni; Karten, Termine, SPIELorte unter www.Ruhrfestspiele.de
Tierschau
Tiere sind uns oft näher, als wir glauben: Gerade mal zwei Prozent des Chromosomensatzes unterscheiden uns vom Schimpansen. Vielleicht steckt die Beziehung zwischen Mensch und Tier deshalb voller Projektionen: Mal sehen wir in ihm den besten Freund, dann eine wilde Bestie oder schlicht ein Nahrungsmittel. Die Ausstellung Tierschau führt mit ihren 120 Gemälden, Skulpturen und Präparaten eindrucksvoll vor Augen, wie sich unser Bild vom Tier über die Jahrhunderte gewandelt hat. Mit den Entdeckungsreisen bringen Forscher zum ersten Mal exotische Tiere nach Europa - besonders im 18. Jahrhundert ein beliebtes Motiv. Zur gleichen Zeit werden Affen bei Hofe in edel bestickte Seidenkostüme gesteckt. Später wird das Tier zum Seelenwesen: Eugène Delacroix malt einen spielenden Tiger im Pariser Zoo, und die geliebte Dogge Cäsar starrt am Küchentisch sehnsüchtig auf die Wurst. Ein abwechslungsreicher historischer Bilderbogen, der didaktisch für kleine und große Tierfreunde gleichermaßen gut aufbereitet ist.URH
WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM, OBENMARSPFORTEN,KÖLN, BIS 5. AUGUST, DI 10-20, MI-FR 10-18 UHR, SA/SO 11-18 UHR
Tanzen, Sehen
Es gibt Menschen, die gehen nur zum Tanzen, um anderen dabei zuzusehen. Fasziniert von Tänzern waren auch schon immer Künstler. Es war eine Herausforderung, die Bewegung in stillen, später auch in laufenden Bildern festzuhalten. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts arbeiten immer mehr Tänzer/innen und bildende Künstler/innen zusammen, beeinflussen sich gegenseitig. Rebecca Horns Eintänzer ist ein wunderbares Ergebnis solcher Begegnungen. Erst tanzt die Künstlerin etwas unbeholfen mit einem Mann in ihrer Wohnung. Vor der Wand, auf die das Video der Tanzenden geworfen wird, steht ein einsamer Tisch. Wenn der Film endet, beginnt er selbst zu tanzen. Unerwartet. Spektakulär. Das Siegener Museum für Gegenwartskunst zeigt jetzt rund 100 Arbeiten dieser Symbiose von Kunst und Tanz. Eine besondere Gelegenheit, Tanzen zu sehen.PEWE
MUSEUM FÜR GEGENWARTSKUNST SIEGEN, UNTERES SCHLOSS 1, BIS 28. MAI, DI-SO 11-18, DO 11-20 UHR