Iranische Piloten fordern mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen

Die Unzufriedenheit im Iran wächst. Die meisten Iraner, besonders Arbeiter und Angestellte, leiden unter der hohen Teuerungsrate, der Arbeitslosigkeit, der sozialen Misere. Legitime Forderungen werden vom Regime ignoriert, Protestaktionen bekämpft. Zu den Berufsgruppen, die etwas unternehmen wollen, um ihre Lage zu ändern, gehören jetzt auch die Piloten.

Offener Brief ans Parlament

Schon seit Beginn der islamischen Revolution von 1979 ist es kein Zufall, wenn Piloten das Land verlassen. Zu den Ursachen gehören die schlechte Bezahlung und mangelnde Grundabsicherung bei staatlichen wie privaten Fluggesellschaften. Im Februar schrieben die iranischen Piloten deshalb einen offenen Brief an den Parlamentsvorsitzenden Hadad Adel. Darin machten sie ihn auf ihre geringen Einkommen aufmerksam und stellten fest, die Anhäufung von Flugunfällen in den letzten Jahren habe ihre Ursache in der wirtschaftlichen Not und den daraus resultierenden Problemen. In der Zahl der Flugzeugabstürze steht das Land weltweit an erster Stelle. In den vergangenen sechs Jahren stürzten zehn Maschinen ab, 640 Menschen kamen dabei ums Leben.

"Unsere Forderungen liegen nicht nur im Interesse von Personen und Gruppen, sondern dienen eher dem nationalen Interesse." Die Piloten der zivilen Flugfahrt im Iran verdienen monatlich 300 bis 700 Dollar. Die gleiche Arbeit wird in den arabischen Nachbarländern mit 12000 bis 15000 Dollar entlohnt. Selbst die afghanische Fluggesellschaft zahlt ihren Piloten 5000 US-Dollar monatlich, europäische Piloten verdienen zwischen 12000 und 13000 Dollar. Die Piloten dort fliegen außerdem wesentlich weniger als ihre Kollegen im Iran. Im Iran gibt es täglich 100 bis 120 Inlandsflüge, jährlich also zwischen 36000 bis 40000 Flüge.

In ihrem Schreiben weisen die Piloten darauf hin, dass Indien, Afghanistan und viele arabische Staaten sich um die Abwerbung von iranischen Piloten bemühen. Seit 1979 haben 233 von ursprünglich 520 Piloten das Land verlassen. Die geblieben sind, arbeiten zu Hause nebenbei als Taxifahrer oder Tresenkraft im Restaurant. Wenn sie fliegen, dann mit veralteten Maschinen, die aus Mangel an Ersatzteilen gefährdet sind. Inzwischen fehlt es der Islamischen Republik nicht nur an modernen Flugzeugen, sondern auch an gut geschulten Piloten.

Der Protestbrief wurde von 30 Piloten und Kopiloten signiert. Eine Antwort steht bisher aus. Einzige Reaktion war das Schreiben eines Abgeordneten an den Verkehrsminister. Da Gewerkschaften im Iran generell verboten sind, müssen alle berufsspezifischen Forderungen - wie die der Piloten - von privaten Initiativen vertreten werden.Kambiz Behbahani