Leserbriefe

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Zu Ende gedacht?

Hallo ver.di, ich stimme zu, dass der Kampf gegen Arbeitslosigkeit bei den Beschäftigten ansetzen muss und dass der Spielraum für eine Arbeitsumverteilung durch verbesserte Rahmenbedingungen für Freistellungsoptionen und durch staatliche Transferleistungen erweitert werden kann. Warum denken Sie dies aber nicht konsequent zu Ende und treten für ein "bedingungsloses Grundeinkommen" ein? Manfred Kiefer, Speyer

Lieber Kollege Kiefer, das "bedingungslose Grundeinkommen" löst den Zusammenhang von Arbeit und Leben auf. Dies wäre nichts weiter als die Entsorgung der Ausgegrenzten und Arbeitslosen durch eine minimale, menschenunwürdige Zuwendung, die zudem noch an alle, also auch jene, die sie gar nicht brauchen, ausgezahlt würde. Meine Vorschläge laufen auf eine Öffnung des Erwerbssektors für lebenslagenbezogene Freistellungen hinaus - mit der Folge, dass der Zugang zu existenzsichernder Erwerbsarbeit auch für Arbeitslose erweitert würde. Ich halte das "bedingungslose Grundeinkommen" also für falsch. Martin Kempe, Chefredakteur ver.di PUBLIK


Thema "Mit 30 Stunden in die Sackgasse", ver.di PUBLIK 04_2007

Die Sinnhaftigkeit eines einzuschlagenden Weges an seiner Machbarkeit zu orientieren, ist ein Denkansatz, der mir als Interessenvertreter der Arbeitnehmer fremd ist. Wären wir in unserer Geschichte so vorgegangen, müssten wir jetzt nicht um die Erhaltung von Errungenschaften kämpfen - wir hätten sie erst gar nicht. Gerade weil sich die Tarifpolitik in den letzten Jahrzehnten offensichtlich am Machbaren orientiert hat, sind die Einkommensentwicklungen der deutschen Arbeitnehmer/innen so vergleichsweise schlecht. Ganz im Gegensatz zu den Entwicklungen der Unternehmensgewinne. JÜRGEN FOTSCH, PER E-MAIL Der Autor nutzt als Beweis die Argumente des Leiters der Abteilung Tarifpolitik, Jörg Wiedemuth. Der sagt, dass er Mobilisierungsprobleme für eine weitere Arbeitszeitverkürzung sieht. Und? Bei den Kämpfen um Arbeitszeiten handelt es sich wie beim Lohn/Gehalt um Verteilungskämpfe. Kämpfen fällt schwer in Zeiten massiver Deregulierung und Auslagerung. Klar sind viele froh, überhaupt Arbeit zu haben. Ich finde, eine Gewerkschaft kann bald einpacken, wenn sie keine Forderungen mehr stellt, die gesellschaftlich richtig sind. KERSTEN ARTUS,PER E-MAIL Es sind gerade die finanziell ungenügenden Lohnabschlüsse der letzten Jahre, ein das allgemeine Gehaltsniveau absenkender TvöD und kompromisslerische Forderungen von ver.di, die nicht eine auf allgemein mehr Freizeit und Geld sichernde 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich abzielen, die die Mobilisation ihrer Mitglieder und ihre Tarifpolitik in die Defensive geraten lassen. B. Hudelmaier B.BUDELMAIER, PER E-Mail


Zum Leserbrief zu "Schutz der Ehe", ver.di PUBLIK 04_2007

Das Familienbild von Herrn Stelzl ist offenbar recht veraltet. Es entspricht nicht mehr den gesellschaftlichen Realitäten. Worin begründet sich "ein Vorrang für die Ehe"? Die riesige Scheidungsquote? Die Hoffnung des Staates, dass heterosexuelle Gemeinschaften Kinder bzw. neue Steuerzahler zeugen? Ich meine, Familie ist da, wo Erwachsene mit Kindern leben; unabhängig von der Konstellation der Geschlechter! Daher ist die angestrebte Verfassungsbeschwerde von ver.di zu begrüßen. MARTIN BREZINSKI, PER E-MAIL


Meldung "Neue Gesundheitskarten", ver.di PUBLIK 04_2007

Leider wieder eine vermeintlich einfache Nachricht über die elektronische Gesundheitskarte. Aber es ist doch so, dass die so genannten Probeläufe gar nicht so recht in Schwung kommen, dass die Kostenschätzung "... bis 1,6 Milliarden Euro" aus etwa 2003 stammt, dass das Datensystem wegen der zugehörigen zentralen Speicherung riesige Datenschutz-Probleme erzeugen wird. Das kann man alles unkompliziert z.B. aus dem Internet wissen. Warum muss ver.di Publik erneut auf so naive Weise dieses Karten-System erwähnen, ohne im geringsten auf die inzwischen auf circa 6 Milliarden Euro Kosten und die Gesundheitsdaten-Missbrauchsgefahr für seine Mitglieder hinzuweisen? Ich bin entsetzt. WERNER LOHL, PER E-MAIL


Thema 1. Mai, ver.di PUBLIK 04_2007

Nicht zum ersten Mal suche ich das Motto zum 1. Mai in eurer Zeitung und finde einen furchtbar langweiligen Kommentar von Martin Kempe. Was soll das ? Ich habe das Motto dann noch gefunden. Aber ich bin echt sauer. KATHARINA LÖSCHMANN, LEIPZIG


Thema "Es kommen immer mehr", ver.di PUBLIK 04_2007

Ich halte es für irreführend, einen Begriff wie "Klimaflüchtlinge"einzuführen. Die Menschen dort fliehen ja nicht, weil ihnen das Wetter nicht mehr so recht passt, sondern weil die ökonomische Grundlage für ihr Leben zerstört wird und sie keine andere Möglichkeit finden, sich ihr "Leben zu leisten". Diese Zerstörung haben "Wir", die Industrienationen, zu verantworten. Es spielt doch auch nicht das "Wie" der Zerstörung eine Rolle, sondern dass die ökonomische Grundlage zerstört wird. Das auf das Klima zu schieben, impliziert aber immer eine gewisse Alternativ- und Hoffnungslosigkeit - für Hilfe, die den Flüchtlingen, noch vor ihrer Flucht, dort ein eigenes Auskommen ermöglicht, ist es jedoch nie zu spät. Ich bin übrigens als Neumitglied positiv überrascht von der Publik - ich hätte ein eher etwas weniger breites Spektrum an Meinungen erwartet. Macht weiter so. MANUEL LAUTENBACHER, PER E-MAIL


Thema "Werbebeilagen" in ver.di PUBLIK, 04_2007

Der letzten Ausgabe lag ein Schreiben der Lottogemeinschaft Südwest bei. Die Werbung der Lottogesellschaften gehört zu den aggressivsten und verlogensten Werbe-Kampagnen. Dem Verbraucher wird eine realistische Chance auf einen hohen Gewinn vorgegaukelt, dabei ist erwiesen, dass gerade beim Lotto die Gewinnchance verschwindend klein ist. Doch nicht nur mit unlauteren Aussagen wird geworben, die Lotto-Werber belästigen Ihre Kunden auch noch mit Telefonanrufen, Postwurfsendungen und Werbemails. Mir wäre es wesentlich lieber, wenn ver.di sich nicht auf dieses Niveau unseriöser Werbung begäbe. KARTL ROTH; PER E-MAIL


Thema "Hilfe für deutsche Exporteure", ver.di PUBLIK 04_2007

Diesen Bericht möchte ich durch eigene Erlebnisse bestätigen. Vor einigen Jahren fuhren Bremer und Hamburger GewerkschafterInnen - eingeladen von der türkischen Petrol-Is-Gewerkschaft - von Diyarbakir nach Batman. Deutsche Waffen und deutsches Kriegsgerät sahen wir auf allen Straßen: Leopard I- und NVA-Kampfpanzer bei Straßenkontrollen und auf Tiefladern, Faun-, Mercedes-und MAN-Transporter, mit MGs bestückte VW- und Mercedes-Jeeps. Durch eine Anfrage im Bundestag erfuhren wir: Zwischen 1985 und 1991 lieferte die BRD für 3,6 Milliarden so genannte "Verteidigungs-, Rüstungssonder-, und Materialhilfe", darunter U- und Schnellboote. 1991 genehmigte die CDU-Regierung die Lieferung von 100000 Panzerfäusten, 256000 Maschinenpistolen und 5000 MGs. Wir Gewerkschafter reisten durch ein militärisch besetztes Land, ständig verfolgt und beobachtet von der paramilitärischen "Jandarma". Während eines Picknicks unterhalb der Felsenstadt Hasankeyf umzingelten uns 40 Soldaten, im Anschlag ihre G3-Gewehre, die in Deutschland oder der Türkei mit deutschen Blaupausen hergestellt waren. Damals profitierten deutsche Rüstungsfirmen vom Krieg gegen die PKK, heute profitieren deutsche Unternehmen vom Bau des Ilusustaudamms und damit von der Vertreibung Zigtausender und der Zerstörung der 9000 Jahre alten Kulturstätte Hasankeyf. E.BUSCHE,BREMEN


Thema "Rente mit 67: Nur bei echter Wahlmöglichkeit", ver.di PUBLIK 04_2007

Waren alle Demos und Aktionen der Gewerkschaften gegen die Rente mit 67 umsonst? Die ver.di-Wahlprüfsteine sollten mindestens vor der nächsten Bundestagswahl in ver.di Publik abgedruckt werden. Dazu sollten die Abgeordneten aufgelistet werden -möglichst mit Lichtbild - die für die Rente mit 67 gestimmt haben. Oder schafft es die Regierung, durch allerhand Wahlmöglichkeiten, den bisherigen Grundsatz der Gewerkschaften gegen die Rente mit 67 aufzuweichen? HORST KIRCHHOF, KREIENSEN


Portrait "Der Agit-Rapper", ver.di PUBLIK 04_2007

Auf dem von Euch vorangetriebenen Kurs ins sektiererische Nirwana musste ich schon viel Mist lesen. Jetzt beispielsweise die Lobhudelei auf den trotzkistischen Nachwuchsbarden und über dessen Lieblingsautor Lenin. JÖRG TRAUTNER, PER E-MAIL Endlich einer, der diese musikalische Protestform nicht alten Zauseln mit Klampfe und sozialpädagogischen Texten überlässt! Danke für den Artikel, ich habe mir Holger Burners CD besorgt und bin begeistert. ANNIE HALBE, KÖLN