Ausgabe 10/2007
60 Jahre dabei
Hamburger Jubilare zu Gast im "Parlament"
Im altehrwürdigen Restaurant "Parlament" im Rathaus ehrten die Fachbereiche 1, 3, 4, 6/7 und 13 im September ihre Jubilare. Geehrt wurden 200 Kolleg/innen, die seit 25, 40, 50 oder sogar 60 Jahren in der Gewerkschaft sind. Höhepunkt der Veranstaltung war eine Talkrunde mit Wolfgang Rose und drei Veteranen der Gewerkschaftsbewegung, die sich schon vor 60 Jahren organisierten.
Heinz Kählert, heute 84 Jahre alt, kam 1947 nach vierjähriger Kriegsgefangenschaft aus der Hitze Afrikas in das kalte, zerstörte Hamburg zurück. Es ging ums Essen und Trinken, um ein Dach über dem Kopf und Arbeit. Kählert war heilfroh, als er 1948 eine Stelle bei der Hamburger Feuerwehr fand, bei der er bis 1983 blieb. In die Gewerkschaft einzutreten, wenn man Arbeit fand, war damals selbstverständlich. Sein Rat an die jungen Leute: Tretet in die Gewerkschaften ein, damit sie stark bleiben!
Die Älteste
Mit 89 Jahren ist Frieda Steffens die Älteste auf dem Podium. In die Gewerkschaft ging sie, weil ihr Mann und ihre Eltern auch Gewerkschaftsmitglieder waren. Beruf und Gewerkschaft, das gehörte in der Familie zusammen. Bei den Wasserwerken begann das Berufsleben von Frieda Steffens. Dort sorgten aktive Gewerkschafter dafür, dass die Jungen Mitglied wurden und der Zusammenhalt zwischen den Generationen erhalten blieb. Das sei heute leider nicht mehr selbstverständlich, meint Frieda Steffens. "Dabei ist es wichtiger denn je, zusammenzustehen und sich nicht alles gefallen zu lassen."
Heini Schmalbruch, 87, arbeitete bis 1980 hauptamtlich bei der ÖTV. Schwer verletzt war er aus dem Krieg gekommen und hatte im Gewerkschaftshaus seine erste Arbeit gefunden. Der kleine Saal war damals an das englische Militär vermietet. Die Offiziere brauchten Nummernschilder für die Stühle im Saal. So fing Schmalbruch damit an, 799 kleine Schilder an den Stühlen anzubringen.
1947/48 gingen die Gewerkschaften für eine bessere Versorgung der Bevölkerung auf die Straße. 1947 kam es zu Protesten und Streiks, an denen sich mehr als 200000 Menschen beteiligten. Heini Schmalbruch erinnert sich: "Es herrschte Aufbruchstimmung. Wir wollten nach den Erfahrungen der Naziherrschaft eine demokratische Gesellschaft. Träger dieser Bewegung waren zuerst die Gewerkschaften. Der wichtigste Wert dabei war die Solidarität! Dafür zu streiten ist heute genauso wichtig wie damals."