Ausgabe 10/2007
Die Schlumper malen in der Schlachthalle
Von Jörg-Dieter Bischke-Pergande |Im Sommer haben wir ihre Bilder im Hamburger Gewerkschaftshaus bestaunt. Die Schlumper sind bundesweit bekannt
Im Atelier der Schlumper
Die Schlumper - eine Ateliergemeinschaft künstlerisch tätiger Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen - haben eine eigene Galerie und arbeiten seit 1998 in ihren Ateliers in der alten Rinderschlachthalle in St. Pauli. Unterstützt werden sie von öffentlichen Mitteln, der Evangelischen Stiftung Alsterdorf und dem Verein "Freunde der Schlumper e.V.". Die Schlumper sehen sich als Künstler, nicht als Menschen mit Behinderung, die auch Kunst machen. Für sie hat Kunst keine Grenzen. Sie reißt alle Grenzen nieder - auch die zwischen Behinderten und Menschen ohne Behinderung.
Die Zeitrechnung des Uwe Bender
Uwe Bender ist einer von ihnen. Meist erscheint er erst am späten Nachmittag im Atelier am alten Schlachthof. Vorher schafft er es einfach nicht. Dafür bleibt er oft bis zum späten Abend und arbeitet an seinen farbenfrohen, großformatigen Gemälden. Er datiert seine Bilder vor. Er meint, dann seien sie mehr wert. Was zurzeit entsteht, trägt die Jahreszahl 2008.
Dominik Pawlowski sitzt im Rollstuhl. Er taucht gern als Überraschungsgast auf Hamburger Prominentenpartys auf und lässt sich mit seiner Sofortbildkamera zusammen mit Stars und Sternchen fotografieren. Keiner kann sich seinem Charme entziehen, keiner verweigert den Schnappschuss: Otto Waalkes nicht, Udo Lindenberg nicht... Aus den Bildern hat Pawlowski eine Riesencollage gefertigt, die von der Jury der Kölner Kunstmesse ART.FAIR 21 unter 500 Einsendungen für den Wettbewerb Gesellschafter ART.AWARD ausgewählt worden ist. Unter www.art-fair.de oder www.dieGesellschafter.de können Sie bis zum 3. November Ihre Stimme für Dominik Pawlowskis Arbeit abgeben.
Museum ohne Grenzen
Die Schlumper wollen ihre Bilder aus mehr als 25 Jahren künstlerischer Tätigkeit bald in einem eigenen Haus zeigen, in ihrem geplanten "Museum ohne Grenzen". Dafür wollen sie Hamburgs ältestes Schulhaus nutzen, das in der Thedestraße 101 steht. Das Museum soll eine ständige Einrichtung für die Präsentation, Dokumentation und Erforschung der bildenden Kunst von Menschen mit Behinderung werden. Das Konzept sieht die Zusammenarbeit mit Kunsthochschulen, Vorträge und Seminare zu kunsthistorischen, soziologischen, medizinischen und kunstpädagogischen Themen vor. Auch die schon seit mehr als zehn Jahren erfolgreiche Zusammenarbeit mit der benachbarten Grundschule in der Chemnitzstraße wird integriert. Im Moment arbeiten alle Beteiligten intensiv an den Finanzierungsplänen für das Projekt. Über die Nutzung der alten Schule soll noch in diesem Herbst endgültig entschieden werden.
Wer die Arbeit der Schlumper genauer kennenlernen will, sie finanziell unterstützen oder sich als Sponsor am Museumsprojekt beteiligen möchte, kann mit Rolf Laute, dem Betreuer der Ateliergemeinschaft und "Vater" der Schlumper, Kontakt aufnehmen: Tel. 040/432427,
E-Mail post@schlumper.de
Uwe Bender, Maler
Dominik Pawlowski (r.)